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Sturmauge

Sturmauge

Titel: Sturmauge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Lloyd
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so etwa vor, na, zwanzig Jahren umgebaut«, sagte Feilin, noch immer ahnungslos.
    »Er hat lauter Säulen und eine Vorhalle einbauen lassen, damit der Haupteingang nicht mehr direkt hineinführte?«
    »Ja, na und?«
    »Dann tragen all diese Dinge kein Gewicht«, sagte Ilumene. »Wir können sie einreißen und der Rest des Turmes bleibt dennoch stehen.«
    »Aber …« setzte Feilin an, unterbrach sich dann aber selbst: »Gnädige Götter!«
    »Na, sie zeigen heutzutage keine sonderlich große Gnade, und diesen Gefallen sollten wir erwidern«, sagte Ilumene hitzig. »Sie werden Dutzende von Priestern in ihren Reihen haben, von denen jeder nur geringe Magie beherrscht. Ein Aspektführer ist nicht so viel wert wie der Dämon eines Magiers. Ein Magier wie Peness mag mächtig und schnell genug sein, um ein Dach daran zu hindern, auf ihn zu fallen, aber keiner von denen ist so gut.«
    »Und sie werden denken, dass sich Peness nicht gegen sie stellt«, sagte Feilin leise.
    »Genau. Noch bevor sie durch die Tore kommen, werden sie bereits wissen, ob wir ihrer Stärke etwas entgegensetzen können. Sobald sie bemerken, dass wir es nicht können, werden sie sich entspannen. Priestern fehlen die Instinkte eines Soldaten, und ihre Pönitenten werden sie nicht rechtzeitig aufhalten können.«
Natai blinzelte, erwachte mit einem Mal und sah sich dann um. Zwei nervöse Gesichter starrten sie an, die dunkelhaarige Dame Kinna und Jeto, Natais Leibdiener. Ihrem Ausdruck nach zu urteilen war sie länger ohnmächtig gewesen, als sie gedacht hatte. Jeto gab sich manchmal so zickig wie eine Herzogswitwe, aber Kinna war so ehrgeizig und herzlos, wie es einer Litse-Adligen anstand.
    »Euer Gnaden?«, fragte Kinna vorsichtig. Sie war die Einzige aus Natais engerem Kreis, die sofort zum Rubinturm gekommen war, als sie von den Vorkommnissen in Hale erfahren hatte. Sie ist zwar noch jung, aber sehr klug, hat Ganas immer gesagt …
    Der Gedanke wurde von einem Krampf unterbrochen, der ihren Körper schüttelte. Ihre Hand fing zu zittern an, so dass sie sie mit der anderen umfassen musste. Seltsam. Mein Körper versteht meine Trauer, auch wenn mein Geist sich weigert, sie anzuerkennen.
    Sie sah auf ihre Hand hinab. Der Stein einer ihrer Ringe war verschwunden und ein fingerlanger Kratzer, der vom Knöchel bis zum Handrücken verlief, zeichnete den Weg nach, den der Edelstein genommen hatte.
    Es war ein Rubin , erinnerte sie sich. Ein mit Blut besudelter Rubin. Wer wird ihn finden? Einer der Söldner? Sicher kein Priester, die tragen die Nase heutzutage zu hoch. Vielleicht ein Pilger, auf dem Weg zum Gebet … Nein, nicht nachdem dies alles geschehen ist. Die Tempel werden geschlossen, bis man den Boden erneut segnet. Solang diese Mörder leben, ist Hale nicht mehr heilig.
    Sie trat ans Fenster, denn sie ertrug den Anblick der Tür zu ihrer Kammer nicht. Schon wenn sie sie nur aus dem Augenwinkel sah, hoffte sie, ihr Ehemann könnte herauskommen.
    »Kinna, gibt es …« Ihre Stimme zitterte, und die Worte blieben ihr in der Kehle stecken. Sie schlang die Arme um sich und verdrängte die Schmerzen, die dies hervorrief, das heiße, schwere
Gefühl einer geprellten Schulter und das scharfe Pochen, wo die Haut verletzt worden war.
    »Es … nein, Euer Gnaden«, lautete die zögernde Antwort. »Auch von Sir Arite nicht. Oberst Feilin sagte, er könne keine Truppen ausschicken, um nachzuforschen, während wir so tun, als seien wir geschlagen.«
    Natai schwieg. Es spielte für sie keine Rolle, dass eine Schlacht bevorstand. Sie war erschöpft, ihr Körper flehte um Schlaf, aber ihr Geist verhinderte es.
    Sergeant Kayel scheint für den Kampf zu leben. Er wirkt nun ebenso lebendig wie damals, als er gegen meine Wachen kämpfte. Beneide oder bemitleide ich ihn dafür? , fragte sie sich.
    Vielleicht würde sie zu Ruhen gehen, um sich in seinen bezaubernden Augen zu verlieren … Nein, das konnte sie nicht, denn Kayel hatte sie hergebracht, als sei sie tot, in ihr Zimmer weit oben im Turm. Er hatte sorgsam darauf geachtet, dass die anderen das Blut sehen konnten, das von ihrem Kopf auf die Treppen geflossen war.
    So viel Blut aus einer so kleinen Wunde. Kleine Ursache, große Wirkung, hat Mutter das nicht immer gesagt? Eine Frau, der man in ihrem Leben wenig verboten hat, die keinen Verlust kannte …
    Das Fenster bot einen einzigartigen Ausblick auf Byora. Der Rubinturm blickte, da sich das bedrohliche Schwarzzahnmassiv in seinem Rücken befand, auf

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