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Sturmauge

Sturmauge

Titel: Sturmauge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Lloyd
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kreischend erklomm eine alte Frau, eine Priesterin Tods, die Treppe. Der Sergeant wandte sich ihr zu, bedeutete seinen Truppen aber zurückzubleiben. Mit bleiernen Schritten bahnte sich die Priesterin einen Weg zu dem Sergeanten und stieß dabei zwischen schweren Schluchzern einen Strom an Verwünschungen aus. Der Sergeant lachte und hielt sie mit einer Hand ab, während sie verzweifelt versuchte, ihm die Augen auszukratzen. Doch ihre Wut war gegenüber seiner Größe und Stärke nutzlos.
    Lonei senkte den Kopf und betete zu Tod, dass er diese Demütigung strafen möge. Er sah die Armbrustbolzen nicht auf die Soldaten zufliegen, aber als die Schreie eindringlicher wurden und alle zu fliehen begannen, blickte er auf. Durch die Menge, die sich zerstreute, sah er zwei Byoranische Wachen am Boden liegen. Einer lag still, der andere wand sich und schrie. Lonei schaute sich um und sah einige Männer mit Armbrüsten die Straße entlangfliehen. Die braunen Roben der Ushull-Priester flatterten ihnen um die Beine.
    Aus dem Ring der Soldaten erklangen wütende Schreie und einige Soldaten folgten ihnen, wurden dann aber zurückgerufen. Als sie sich umwandten, brach plötzlich ein Mann aus den Reihen hervor, in jeder Hand einen langen Säbel. Die Säume seiner blutrot strahlenden Robe waren mit Bronze besetzt. Er selbst war klein, aber ausgesprochen breit gebaut – und sein Schädel war geschoren. Die wütenden Rufe wurden zu Schreckensschreien, als er einem Mann durch das Gesicht schnitt und sich elegant
weiterdrehte, um auf den nächsten einzuschlagen, während er sich in die Soldatenreihen hineinwand.
    Lonei schnappte nach Luft. Das war ein Mystiker Karkarns. Der Gott des Krieges hatte immer schon Pönitente angezogen – und einige von ihnen fanden auch einen tieferen Sinn in den Kampfkünsten, die sie erlernt hatten, so dass sie im Gebet und mit fanatischer Hingabe an ihren Fertigkeiten feilten.
    Die Soldatenreihen rissen auf, als die langen, glänzenden Schwerter wie Blitze zuckend in die unvorbereiteten Männer schnitten. Der große Sergeant stieß einen wütenden Ruf aus, zog seine eigene Waffe und sprang die Treppe hinab zur Straße. Der Mystiker drehte sich mühelos von einem fallenden Mann weg, um sich der neuen Gefahr mit einem Hagel aus Schlägen zuzuwenden. Doch dem fremden Soldaten gelang es, alle abzuwehren und dem Kleriker kräftig in die Seite zu treten.
    Der geschorene Mann taumelte davon, nahm so den Schwung aus einem Treffer, der einen schwächeren Mann von den Füßen gerissen hätte, hatte dann aber doch keine Zeit, sich zu erholen.
    Er drehte sich, um einem Speer abzuwehren, der ihn von hinten zu treffen drohte, dann hob er das Bein, um einem Schwerthieb gegen seinen Unterschenkel zu entgehen und rammte dem Angreifer schließlich die Spitze seiner gebogenen Waffe in die Kehle.
    Die Ablenkung durch die Soldaten ermöglichte es dem Sergeanten, die Entfernung zu überwinden und dem Priester die rechte Hand mit einem einzigen Schlag abzutrennen. Der Schwung trug ihn weiter, so dass er dem Mystiker den Schwertgriff ins Gesicht schlagen konnte. Er fiel bereits, durch den wuchtigen Schlag gefällt, als der Sergeant ihm das Schwert tief in den Bauch rammte.
    Es wurde still. Der Mystiker sank mit schmerzverzerrtem Gesicht auf die Knie, aufgespießt auf das Langschwert. Der Sergeant
zog den Griff hoch und riss das Schwert heraus, woraufhin der Gefolgsmann Karkarns den Mund in einem stummen Schrei aufriss. Während der Mystiker zusammenbrach, wandte sich der Sergeant ab und überließ den Mann seinen Todeszuckungen.
    Dann wandte er sich mit boshaftem Blick den Schaulustigen zu und brüllte: »Verhaftet sie alle, jeden, den ihr kriegen könnt.«
    Im Fackellicht wirkte er wie ein wütender Dämon, das vernarbte Gesicht zu einem grausamen Grinsen verzogen. Lonei wimmerte auf und konnte den Blick nicht von der reglos hingestreckten Gestalt der alten Priesterin auf den Stufen abwenden. Die Soldaten liefen los, um dem Befehl ihres Kommandanten zu gehorchen, aber Lonei blieb wie erstarrt zurück. Er bemerkte die Soldaten nicht, die an ihm vorbeiliefen, auch nicht den zahnlosen Mann, der kurz innehielt, um ihm seinen Speer über den Kopf zu ziehen. Ein Lichtblitz, ein Schmerzensschrei … Lonei versank in der Dunkelheit, in der es nur das Gesicht des Dämonen mit der roten Uniform gab.

21

    In der Stadt Tor Milist stand eine Frau mit gefalteten Händen in einem großen Haus, das nach Verfall stank, und sah ihren

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