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Sturmauge

Sturmauge

Titel: Sturmauge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Lloyd
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Schwelle versammelt hatten, verkündete Jerraths Vater, dass die Priester keine Statue auf einer Trage, sondern die Götter selbst tragen sollten. Die Menschenmenge jubelte bei seinen Worten sofort auf, und im Angesicht einer solchen Begeisterung stimmten die Götter zu. Sie stellten sich in der Straße auf, und jeder Gott setzte sich auf eine Trage, die von einem Dutzend ihrer stärksten Priester getragen wurde.
    Unter lautem Gebrüll der Menge liefen die Priester los zum ersten der Tempel – nur Kebrens Diener, die wegen der schweren Messingwaage ihres Gottes beim besten Willen nur einige Schritte schafften, blieben zurück. Alle zwölf Priester fielen entkräftet zu Boden. Als sich zögerliches Gelächter erhob, brüllte Kebren
wütend auf, um die Menge zum Schweigen zu bringen, und verschwand danach mit einem Donnerschlag.
    Da waren es nur noch sieben.«
    Gian runzelte die Stirn. Sie hatte diese Geschichte nur einmal gehört, noch dazu vor Jahren, aber irgendwie klang sie seltsam. »So ist es nicht passiert«, murmelte sie. »Die Götter selbst haben das Rennen vorgeschlagen, da bin ich sicher, und Kebren geriet nicht in Wut.«
    In der Stille des Raumes trug ihre Stimme weit, und einige Leute wandten sich mit bösen Blicken zu ihr um. Gian wich einen Schritt vor den wütenden Gesichtern zurück.
    »Was weißt du schon, warst du etwa dabei?«, grollte einer.
    »Ich habe diese Geschichte schon einmal gehört«, fl üsterte Gian.
    »Glaubst du, du könntest dich besser erinnern als ein Harlekin ?«, zischte Peira, ihre Lieblingstante. Das Gesicht der alten Frau war von Abscheu verzerrt. »Jeder weiß doch, wie sich die Götter ereifern können. Natürlich waren sie wütend.«
    »Aber ich bin sicher …«
    »Sei still«, sagte der stämmige Vorren, ihr Vetter, und ballte die dicken Finger zu einer Faust, um ihr damit zu drohen. »Hör auf, sie in Schutz zu nehmen.«
    Gian hob beruhigend die Hände, aber Vorren brauste bei dieser Geste auf. Sie senkte sie eilig und blickte zu Boden. Der Ärger im Raum brannte so, als stünde das Haus in Flammen. Sie krallte die Finger in ihre Ärmel, um sie am Zittern zu hindern, und alle starrten sie an. Der Moment wurde länger, ihre Angst wuchs  … und dann sprach der Harlekin weiter, nahm die Geschichte wieder auf und verscheuchte die plötzlich so unangenehme Stimmung.
    »Sieben Götter waren noch übrig – und sieben versuchten das Geschehen zu ihren Gunsten zu beeinflussen. Als sie den ersten
Tempel erreichten, den von Kebren, erkannte die Königin der Götter, dass ihre alten und schwachen Priester nicht mehr lange durchhalten würden. Sie nahm die Form ihres erwählten Tieres an, des Phoenix, denn sie wollte die Trage und die Priester in ihren Klauen tragen. Doch dann verbrannten ihre ausgebreiteten Flügel die Priester zu Asche.
    Als er dieses Betrugsversuches ansichtig wurde, gab Vellern seinen Trägern rote und blaue Flügel. Allerdings ließen sie ihren Gott ohne Hände zurück, die die Trage hätten fassen können. Triena und Etesia hielten an und bezauberten eine Kompanie Soldaten, so dass sie bereit waren, die Priesterinnen und die Liege gleichermaßen zu tragen. Aber die Soldaten begannen sofort, um die Ehre dieser Tat zu kämpfen und versperrten so die Straße.
    Veren, Herr über die Tiere, tat es seinem Bruder Vellern nach und verwandelte die Beine seiner Priester in die kräftiger Hirsche. Sie überholten alle anderen, und der nächste Tempel kam bereits in Sicht, da blieben sie in einem Abflussgitter stecken und konnten sich nicht befreien. Tsatach schenkte seinen Priestern die Stärke der Chetse-Helden. Die treuesten seiner Anhänger waren sich ihrer überragenden Stärke aber so sicher, dass sie, kaum hatten sie den Rest der Götter hinter sich gelassen, erst einmal in einer Taverne einkehrten. Dort versuchten die Priester, so wie es bei den Chetse, dem erwählten Volk Tsatachs üblich ist, ihren Lord mit ihrer Trinkfestigkeit zu beeindrucken. Aber natürlich übertraf sie der Gott alle, und so sanken sie betrunken zu Boden.
    Der Letzte der Götter, Larat, ließ seine Priester anhalten, als er sah, dass die anderen scheiterten. Da er erkannte, dass Stolz ihren Untergang bedeuten würde, veränderte er seine Priester nicht, sondern verwandelte die Trage stattdessen in einen Streitwagen. Eine goldene Peitsche erschien in seiner Hand und die Zügel wanden sich wie zustoßende Schlangen um die Priester.
Mit einem Peitschenknall trieb er sie an und lachte

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