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Sturmauge

Sturmauge

Titel: Sturmauge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Lloyd
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Anfänger.«
    Auf dem Weg zurück übernahm Sebe die Führung, geduckt, bis sie die Rückseite des Hauses erreicht hatten. Sie ließen sich wieder in den kleinen, dunklen Hof hinab und waren gerade auf dem Weg zu der Gasse, die dahinter verlief, als sie von einem Husten überrascht wurden.
    Doranei drehte sich um und sah am nächsten Haus einen Mann unter einem Vordach stehen, ein Filetiermesser in einer Hand, einen halb abgezogenen Hasen in der anderen. Der Mann hatte graue Haare, schien aber sonst noch bei guter Gesundheit zu sein und wirkte nicht ängstlich, als sich ihm die beiden Männer zuwandten. Er hob das Messer und wollte nach einem weiteren greifen, aber Doranei schüttelte den Kopf.
    »Wir sind nur auf der Durchreise«, sagte er ernst und öffnete den Mantel, damit der Mann einen Blick auf seine Waffen werfen konnte: ein Paar langer, schlanker Messer, ein Schwert und eine Axt. Das waren nicht die Waffen eines Diebes.
    »Wird es Ärger geben?«, fragte der Mann mit deutlichem Akzent und senkte das Messer, da er einsah, dass er diesen Kampf nicht gewinnen würde.
    »Nein«, sagte Doranei. »Wir verschwinden gerade.«
    Der Mann wirkte erleichtert, als Doranei den Hof verließ. Der Regen hatte die meisten Leute von der Straße vertrieben, so dass sie ohne Mühe einen sicheren Weg zur Rückseite des Hauses der Beobachter suchen konnten. Es dauerte eine Weile, bis sie überzeugt waren, dass sie ohne Schwierigkeiten hineinkommen würden. Doranei wurde immer nervöser. Das beobachtete Haus war der Stützpunkt des Narkangspions in Byora, ein Kontakt, der nur von ausgesuchten Leuten aufgesucht wurde. König Emins geheimes Netzwerk war klein, und alle wussten, dass sie kein
Risiko eingehen sollten, solange es nicht befohlen wurde. Es war beunruhigend, dass jemand von diesem Unterschlupf wusste.
    Das Haus stand Rücken an Rücken mit einem anderen, und der Weg führte zu beiden Seiten der Häuser zu den Gärten. Das Tor des ersten blieb unverrückbar, aber das zweite war ohne Probleme zu öffnen. Da die meisten Leute wegen des Regens und der Dunkelheit ihr Heim nicht verließen, war es vertretbar, hineinzugehen und dann die beiden Zäune zu überklettern. Im Hof der Beobachter angekommen, wurden Doranei und Sebe nicht langsamer, denn die Hintertür war nicht verriegelt. Also stieß sie Doranei mit einem Messer in der Hand auf. Im Innern lehnte ein blonder Mann gerade über einem Ofen. Er hatte sich noch nicht ganz umgedreht, um zu sehen, warum sich die Tür öffnete, da war Doranei auch schon zu ihm gesprungen und hatte ihm die Kehle aufgeschlitzt. Der Mann schlug noch um sich und fegte eine Pfanne vom Ofen, die auf den Boden polterte, obwohl Doranei versuchte, sie zu fangen. Er packte den Mann und ließ ihn zu Boden sinken, wischte sein Messer ab und folgte Sebe, der an ihm vorbeigeglitten war.
    »Was hast du jetzt wieder runtergeschmissen?«, rief eine Stimme aus dem vorderen Raum, als Sebe gerade die Tür erreichte. Sebe stürmte hindurch und Doranei, der an der Tür wartete, hörte noch, wie Stahl auf einen Schädel krachte, gefolgt von einigen schnellen Schlägen und dem Geräusch eines fallenden Körpers.
    Er spähte in den Raum und sah Sebe auf einem liegenden Mann hocken, die Klinge gegen den Hals gedrückt, also eilte er weiter, um die übrigen Zimmer im Erdgeschoss zu überprüfen. Wie erwartet waren sie leer, ebenso wie die Zimmer im oberen Stockwerk. Kurz darauf war er wieder unten.
    Sebe hatte den Mann mittlerweile auf den Bauch gedreht und kniete auf seinen Armen. Es war kein schwerer Mann, aber die
Haltung wirkte so verdreht, dass Sebe dem Gefangenen jederzeit die Kehle durchschneiden konnte. Doranei rammte sein Messer unmittelbar am Kopf des Gefangenen in den Holzboden und hockte sich neben ihn.
    »Dein Freund ist tot«, sagte er sachlich. »Wenn du nicht ebenso enden willst, antwortest du mir schnell und aufrichtig und versuchst nicht, mich zu verarschen, klar?«
    Der Mann stöhnte leicht und hatte mehr damit zu tun, seinen Kopf hochzuhalten.
    »Das Messer bleibt da«, sagte Doranei, »und je länger du für deine Antworten brauchst, umso schwerer wird es dir fallen, den Kopf oben zu halten.«
    Dann folgte ein zweites Stöhnen, das Doranei als Zustimmung deutete und fortfuhr: »Guter Junge. Für wen arbeitet ihr?«
    »Herzogin«, keuchte der Mann. Er hatte eine Platzwunde an der Stirn, wo Sebe ihn hart genug getroffen hatte, um ihn aus dem Gleichgewicht zu bringen, aber nicht kräftig genug, um ihm

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