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Sturmauge

Sturmauge

Titel: Sturmauge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Lloyd
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Gefolgschaft nicht weit. Ich glaube nicht, dass sie mächtig genug sind, um zu diesem Zeitpunkt ihre Kräfte aufzuteilen. Scree, vor allem der Verlust von Rojak, wird sie einiges gekostet haben.«
    »Was bedeutet, dass es entweder ein Zufall war, dass Aracnan den Hohepriester tötete … oder es ist ein Zeichen dafür, dass er unter Azaers Befehl steht«, sagte Lell und warf seiner Frau einen Blick zu. »Jetzt, wo Lier aus dem Weg ist, ist die Herzogin deutlich anfälliger für Beeinflussungen und außerdem schürt es den Konflikt zwischen Acht Türme und Hale.«
    »Und in diesem Geschäft gibt es keine Zufälle«, ergänzte Gavai. Sie wären in den Kreisen, in denen Legana und die Männer des Königs unterwegs waren, keine hochrangigen Spione gewesen, aber sie gaben sich keinen Trugschlüssen darüber hin, in was sie da verwickelt waren.
    »Ich habe genug erfahren, um meinem König Bericht zu erstatten«,
sagte Doranei und sah Legana an. »Aber was wirst du tun?«
    Legana antwortete nicht gleich. Alle Blicke wandten sich ihr zu, doch sie sah Doranei weiter an. Er verstand nicht, was mit ihr geschehen war – sie verstand es ja selbst noch nicht –, aber er selbst war, vielleicht ohne es zu wissen, kein einfacher Bauer in diesem Spiel. Er war ein Mann, der Lord Isak einen Freund und Zhia Vukotic noch etwas mehr nennen konnte. Von ihnen allen war er der Einzige, der die Welt des Zwielichts, in der sie sich nun befand, zu verstehen vermochte. Ihre Hand berührte die Erhebungen an ihrem Hals, die eine regelmäßige Kurve knapp über ihrem Schlüsselbein bildeten. Das Schattenmal, das die Hälfte der unter der Haut verborgenen Smaragde überdeckte, konnte sie aber nicht fühlen. Sie konnte ihre eigenen Augen nicht sehen, wusste aber, dass sie sich verändert hatten. Und das waren nicht die einzigen Veränderungen. In ihrem Blut brannte ein Feuer, das so wirkte, wie sie sich immer das Gefühl von Magie vorgestellt hatte. Ein leichtes Prickeln, das plötzlich in eine Flammenhölle explodieren konnte.
    Darf ich mich noch als eine Farlan bezeichnen? Kann ich es? Ich bin der Familie der Dame beigetreten, aber sie ist tot – ich spüre den toten Teil von ihr in mir – aber was ist mit den anderen Göttern? Sind auch sie nun Teil meines Volkes, oder bin ich nur eine Raylin, ein mächtiges Wesen ohne jede Zugehörigkeit?
    Schließlich schrieb sie zögerlich: – Ich weiß nicht, wem ich nun folgen soll.
    Gavai sprach die Worte, die Legana schrieb, leise mit und legte dann tröstend die Hand auf Leganas Arm, zog sie aber zurück, als diese zusammenzuckte.
    Der einzige Ort, an dem ich jemals wirklich zu Hause war, ist der Tempel der Dame , erkannte Legana, während sie die Tafel sauberwischte. Reicht der Funke der Göttlichkeit, der zurückblieb, um die
Tempel zu unterhalten, oder werden sie alle als bezahlte Mörder enden? So weit waren wir schon fast.
    »Ich sehe dein Problem«, sagte Doranei und riss sie damit aus ihren Gedanken. »Aber wir könnten deine Hilfe brauchen. Du hast uns einmal deine Verbündeten genannt, können wir das nicht auch weiterhin sein? Und wenn es nur aufgrund eines gemeinsamen Feindes ist?«
    – Er ist zu stark für mich , schrieb sie.
    »Ihr Götter! Ich bitte dich doch nicht darum, Aracnan zu vernichten.« Doranei schüttelte heftig den Kopf, um seine Aussage zu unterstreichen, obwohl er laut genug sprach, damit sie ihn verstand. »Unsere beste Waffe werden Einzelheiten sein, die uns jemand liefert, der Einsicht in Dinge hat, die wir selbst nicht ergründen können.«
    – Sie würden mich spüren, wenn ich die Herzogin ausspionierte.
    »Dann finden wir einen anderen Weg. Du willst dich doch rächen, oder?«
    Legana antwortete nicht. Sie spürte nichts in sich, nur die Leere, und zwar an der Stelle in ihr, an der die göttliche Berührung der Dame geruht hatte. Aber dann erinnerte sie sich an die Nacht im Tempel, an die Gewalt, unter der ihr Körper zerbrochen war, und an den Anblick der Dame, deren Haut ihr vom Leib gebrannt worden war, als sie sich von Aracnan abgewandt hatte.
    Warum hat sie mich und nicht sich selbst gerettet? Selbst wenn sie sich selbst nicht retten konnte, warum sollte sie dann mich retten? Wer gibt in einem solchen Kampf auf, selbst wenn er unterlegen ist? Als sie sich an Schicksals Gesichtsausdruck im Moment ihres Todes erinnerte, ballte sie unwillkürlich die Faust. Die Göttin dachte nicht so. Das Glaubensbekenntnis sagt, wir sind ihre Töchter, und keine Mutter

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