Sturmauge
lässt.«
Bernstein sah Bewegung am Tor der Festung.
»Bei diesem Ausfl ug zur Bibliothek der Jahreszeiten erwartet er Schwierigkeiten. Die Männer der zehnten Arohat sind zwar passable Soldaten, aber nicht so gut, dass er bei ihrem Verlust schlecht schlafen würde.«
Wenn Karapin dazu etwas wusste, so beschloss er, es nicht auszusprechen, und Bernstein machte sich keineswegs die Mühe fortzufahren. Er überprüfte seine Waffen noch einmal, stellte sicher, dass sie schnell bereit wären, und richtete die schwarze Standarte mit Lord Styrax’ Wappen darauf. Dann hatte er nichts mehr zu tun, als zu reiten und zu warten, also fing er stattdessen an zu pfeifen.
Die Soldaten, die ihnen als Eskorte geschickt wurden, waren jung genug, um Rekruten zu sein. Sie ritten auf einer langen, sich windenden Straße, die ganz um Byora herumzuführen schien, das seinerseits zwischen zwei unpassierbaren Felszungen lag, die von tiefen Spalten zerfurcht wurden.
Als sie eine Brücke über einen kleinen Fluss passierten, teilte sich ihre Eskorte auf, und Bernstein schenkte Karapin noch ein letztes freundliches Nicken, dann ritt der Heeresbote auf eine weitere Brücke zu.
Die Verbleibenden wandten sich nach rechts und führten ihn eine von großen, frei stehenden Häusern gesäumte, viel genutzte Straße entlang auf die Stadt zu. Die Straße überwand den Anstieg bis zum Fuß der gezackten Schwarzzahnklippen, indem sie natürliche Stufen nutzte. Riesige Türme, die nur mithilfe von Magie
erbaut worden sein konnten, ragten über ihm auf. Überall sonst wäre Bernstein von ihrer Größe beeindruckt gewesen, aber vor dem bedrohlichen Schwarzzahn, der selbst den höchsten Turm um das Doppelte überragte, verflüchtigte sich dieser Eindruck.
Die großen, frei stehenden Häuser, die die Bauernhäuser und Scheunen abgelöst hatten, machten nun ihrerseits eng stehenden Wohnhäusern Platz. Auf Bernstein wirkten sie, als duckten sie sich von dem Berg weg. Es dauerte eine Weile, bis ihm auffiel, woran das lag. Er drehte sich zu dem weiten Marschland um, das von dem Fluss gespeist wurde, der das Viertel durchschnitt und sich dann im Moor in Dutzende von Richtungen verlor. Er erinnerte sich daran, dass die Sturzbäche, die nach einem Sturm vom Berg herabrauschten, Byora am härtesten zusetzten.
Die Vorderseite der kleinen Häusergruppen zeigte immer stadtauswärts. An ihren Rückwänden war Erde aufgeschüttet und bei etwa der Hälfte wuchs auch Gras darauf.
Es war offensichtlich, dass die Stadt sorgsam gestaltet wurde, denn die Hauptstraßen dienten als lange Kanäle, in denen das Wasser schnell abfließen konnte. Doch hier draußen war kein Plan erkennbar. Die Armen waren auf sich selbst gestellt.
Er stieg wie seine Eskorte ab, um das Pferd durch ein großes Tor hindurch einen steilen Hügel hinaufzuführen. Ältere Soldaten in weinfarbener Uniform bewachten die Tore, und seine junge Eskorte verschwand eilig, nachdem man ihn an den Sergeanten am Tor übergeben hatte. Bernstein ging einfach weiter, ohne seine neue Begleitung zu beachten. Er würde sich darauf verlassen müssen, dass ihm sein brutales Äußeres und die Nähe seines Heeres Einschüchterungsversuche ersparten.
Zwei der Soldaten wurden mit ihm geschickt. Sie führten Bernstein, der wieder aufgesessen war, eine lange, leicht gebogene Straße hinauf, die direkt auf ein großes Tor in das Viertel Acht
Türme zuführte, wie er auf Nachfrage von einem seiner Begleiter erfuhr. Er sah eine Einheit rot gekleideter Soldaten und einige zusammengewürfelte Gruppen offenbar ausgehobener Truppen in Braun und Weiß.
Seltsam, die Stadt wimmelt nur so von Soldaten , dachte Bernstein, dem an jeder größeren Kreuzung der Straße bewaffnete Trupps auffielen. Die Herzogin scheint wegen ihrer eigenen Bürger besorgter als wegen der herannahenden Armee.
Nicht nur die Soldaten behielten ihn im Auge. Aus jeder Gasse und jeder offenen Tür wurde er gemustert. Er bemerkte Misstrauen und Angst in den Augen. Aber die Stille, die ihm wie eine Blase durch die Stadt folgte, als hätte jemand einen Zauber auf ihn gewirkt, beunruhigte ihn noch mehr.
Kurz bevor er das Tor erreichte, erklang aus einer Gruppe von Passanten ein Ruf – alle Leute drehten sich um und machten dann einer Gestalt Platz. Bernstein wurde langsamer und sah den in Lumpen gekleideten Mann an, der auf ihn zukam. Einer der Soldaten trat in den Weg, und der Mann rief erneut etwas.
Bernstein war verblüfft, denn statt des örtlichen
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