Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sturmauge

Sturmauge

Titel: Sturmauge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Lloyd
Vom Netzwerk:
lag das an dieser Verbindung? Vielleicht erinnerte ich ihn an Kayel – und Kayel ist jemand, den er umbringen will?«
    »Wer ist also dieser Kayel?«
    »Das habe ich noch nicht rausgefunden«, gab Bernstein zu. »Aber Doranei zufolge steckte Azaer hinter der Sache in Scree. Ich bin nicht sicher, ob ich das glauben soll, aber er war davon überzeugt.«
    »Kayel ist ein Gefolgsmann Azaers?« Nai dachte laut nach. »Lord Styrax würde das sicher gern erfahren, unabhängig davon, welche Rolle der Schatten spielt.«
    Bernstein blickte mürrisch drein. »Hoffen wir, dass Kayel es nicht zu früh merkt. Ihr Götter, ich hasse es, mein Schwert nicht bei mir zu haben.«

     
    Die Reise den Berg hinauf war erfreulich ereignislos. Bernstein und Nai gingen auf direktem Wege zum Schrein Kiyers an der Rückseite des Rubinturms, mussten dort aber eine Stunde warten, bevor noch jemand erschien. Die beiden Soldaten, die man an ihrer Tür postiert hatte, waren ihnen gefolgt, machten aber keine Anstalten, ihnen einen Weg zu verwehren.
    Nai wollte zuerst gar nicht hineingehen. Er erklärte Bernstein, dass der Schrein entweiht worden sei und kein Teil des Geistes der Göttin mehr darin ruhe. Da er nicht wusste, was er mit diesem Wissen anfangen sollte, war Bernstein in dem Raum auf-und abgegangen, bis die Herzogin und ihr kleines Gefolge eintrafen.
    Die Herzogin trug ein prächtiges, in Tönen von Grün und Beige gehaltenes Reitkleid und um ihren Hals hing ein funkelnder, wachteleigroßer Feueredelstein. Der Langdolch an ihrer Seite passte ebenso wenig dazu wie der daneben hängende grüne Stoffbeutel gleicher Länge.
    »Die Wachen der Bibliothek verlangen, dass man seine Waffen abgibt, bevor man das Gelände betritt«, erklärte sie, als sie Bernsteins Blick bemerkte. »Beim ersten Mal war ich unbewaffnet, und der arme Dummkopf hat mich wie ein verirrter Welpe angesehen, als ich ihm nichts geben konnte. Es freut sie, wenn sie sich wegen etwas aufspielen können.«
    »Wie steht es mit meinen Waffen?«, fragte Bernstein gerade – da kam der kleine Junge aus dem Thronsaal herein. Er trug eine kleine Wachuniform und wurde zu Bernsteins Überraschung von dem grobschlächtigen Sergeant Kayel sanft zur Herzogin geführt.
    Die Herzogin zeigte auf Kayel, und Bernstein bemerkte ein langes Bündel, das der Mann in der Hand hielt. »Kayel hat sie bei sich.«
    Auf dieses Stichwort hin legte sich Kayel den Tragegurt über
die Schulter, behielt seine Schwerthand dabei jedoch die ganze Zeit in der Nähe des Knaufs seines Bastardschwertes. Der Sergeant holte einen Schlüssel hervor und schloss die Schreintür hinter ihnen ab, um den Schlüssel dann der Herzogin zu übergeben. Die ganze Zeit über ließ er Bernstein nicht aus den Augen. Nun fiel Bernstein das Funkeln von Edelsteinen am Schwertgriff Kayels auf.
    Und obwohl er so was trägt, halten sie ihn immer noch für einen Sergeanten? Haben hier denn alle den Verstand verloren?
    »Ihr nehmt das Kind mit? Der Weg ist meilenlang.«
    »Ruhen kommt mit mir«, antwortete sie barsch und zog den Jungen an ihre Seite. »Er ist ein braves Kind und wird sich nicht beschweren.«
    Bernstein war von der leidenschaftlichen Erwiderung ein wenig überrascht und ließ es darauf beruhen. »Die Dame Kinna begleitet uns nicht?«
    Kaum war das Thema gewechselt, wurde ihr Gesichtsausdruck wieder sanft. »Die Dame Kinna brauchen wir nicht. Wir nehmen möglichst wenige Begleiter auf diese Ausflüge mit. Sergeant Kayel kommt mit, um Euch im Auge zu behalten, und um Ruhen zu tragen, sollte er müde werden. Und nun, Oberst, bitte: dieses Steinbecken sollte sich leicht in meine Richtung ziehen lassen.«
    Der Menin-Soldat machte sich an die Arbeit und bemerkte nun die Schleifspuren am Boden. Er umfasste die verzierten Griffe, die an der Vorderseite des Beckens befestigt waren. In dieses große Bassin wurde bei Gebeten vermutlich Wasser gegossen. Dass der silberne Krug, den er zu sehen erwartete, fehlte, deckte sich mit dem Gefühl fehlender Frömmigkeit. Man hatte ihn sicherlich gestohlen, nachdem die Kapelle entweiht worden war.
    Unter dem großen, viereckigen Fuß des Beckens kam eine Wendeltreppe aus Eisen zum Vorschein, die in einen schlichten
Gang hinabführte. Auf dem Weg zur ersten Stufe zog die Herzogin etwas hervor, das wie ein kleiner Streitkolben wirkte, doch in dem stählernen Kopf ruhte ein eiförmiges Stück trüben Quartzsteins. Daraus ragten, wie bei einer Stimmgabel, zwei kurze Stangen hervor. Und tatsächlich

Weitere Kostenlose Bücher