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Sturmauge

Sturmauge

Titel: Sturmauge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Lloyd
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sah zum Himmel hinauf, der grau war. Sogar das Rot ihrer Uniformen wirkte in diesem Licht verbleicht und stumpf.
    »Wo ist Oberst Dake?«, blaffte er, während er das kontrollierte Chaos um sich herum beobachtete.
    »Er ist in der Stadt«, antwortete Jackler. »Ich schicke einen Reiter nach ihm aus.«
    »Und wo im Namen des Dunklen Orts ist dann Oberst Sants?«
    »Ich bin hier, Teral«, rief eine gelassene Stimme aus den Schatten des Torhauses. »Ich warte nur darauf, dass du endlich auftauchst.«
    Teral biss sich auf die Zunge, um nicht zu fluchen. Jetzt war es keinesfalls die richtige Zeit, um sich von Sants provozieren zu lassen. »Wie es scheint, will ihr General, das Weißauge Vrill, verhandeln. Ich glaube nicht, dass wir auf Oberst Dake warten können, also sollten wir uns sofort anhören, was er zu sagen hat.«
    Er ging los, und Hauptmann Shael und der wilde Kaplan Fell folgten ihm. Der Kaplan trug noch immer das Bronzegeflecht auf seiner schwarz-roten Robe.
    Ihr Götter, der Ritter-Kaplan muss seine Entscheidung zurückgenommen haben, nur, damit ein paar Kaplane behaupten können, sie seien Mystiker des Karkarn , dachte Teral beim Anblick der Kleidung des Kaplans.
    Die Kleriker waren bei den Rittern der Tempel immer schon eine einflussreiche Kraft gewesen, aber der Fanatismus, der sich im Augenblick gerade in den Kulten ausbreitete, hatte dies auf
die Spitze getrieben. Es hätte komisch erscheinen können, dass einst sanfte Kleriker plötzlich die Prahlerei und Gewalttätigkeit eines Regimentskaplans der Farlan an den Tag legten, wenn dies nicht mit wilder Raserei und zunehmend brutalen Strafen für jeden einhergegangen wäre, der es auch nur im geringsten Maße an Hochachtung für die Robenträger ermangeln ließ.
    Sicher hat dieser Priester Belarannars dem Ritter-Kardinal wieder einen Floh ins Ohr gesetzt. Er ist ihm näher als eine Laus und genauso freundlich. Wie lange dauert es wohl, bis man auch mir einen »Berater in Glaubensfragen« zuweist? , fragte er sich.
    Oberst Sants zeigte auf vier Pferde, die hinter Teral gerade um die Ställe geführt wurden. »Wir haben nur darauf gewartet, dass du uns endlich einholst«, sagte er mit einem gehässigen Lächeln.
    Teral entriss dem Stallburschen die Zügel seines Pferdes, und es war ihm gleich, wie undankbar er erscheinen mochte. Der Mann wirkte jedoch nicht verärgert und zeigte auch keine Reaktion, als Sants die Zügel seines Streitrosses mit übertriebener Höflichkeit entgegennahm. Als sie aufgesessen hatten, räusperte sich Sants. »Ähem, Oberst?«
    Das Tor war geschlossen, und da Teral diensthabender Kommandant war, würde es nur auf seinen Befehl hin geöffnet werden. Die Torflügel maßen vier Meter in jede Richtung und bestanden aus Mooreiche, mit Stahlbändern verstärkt. Vier Mann blickten vom Wehrgang über dem Tor zu ihm hinab und warteten auf seinen Befehl.
    Er öffnete den Mund, doch da trat ein Mann vor sein Pferd, das daraufhin scheute. Teral brauchte einen Augenblick, um das Tier wieder unter Kontrolle zu bekommen. Der Mann, der ihm den Weg versperrte, war ein Priester in schwarzer Robe. Auf jedem der weiten Ärmel und um seine Taille herum verlief ein roter Strich, der Teral nichts sagte, und auch der kleine, gebogene Dolch, der an der Robe befestigt war, schien ungewöhnlich. Offensichtlich
war es eine rituelle Waffe, aber er kannte den Kult nicht, der so etwas verwendete.
    »Oberst«, rief der Mann. Er sprach Farlan, wenn auch mit einem starken Akzent, der Teral fremd war. »Oberst, ich erbitte einen Gefallen.«
    »Euer Ehren, dafür ist jetzt keine Zeit«, sagte Teral und versuchte sich zu beherrschen. »Bringt Euer Anliegen bitte zu einem anderen Zeitpunkt vor.«
    »Nein, Oberst, es muss jetzt sein«, antwortete der Mann laut – und seine hohe, fremdartige Stimme ließ es wie einen Tadel klingen. Als wolle sie seine Aussage unterstreichen, trat nun eine kleine Gruppe näher. Vier waren in Schwarz und fünf in das Grau der Novizen gekleidet, doch die Farben ihrer Streifen unterschieden sich. Sie war im diesigen Licht schwer auszumachen.
    Was sind das für Priester? Sind diese Striche gelb oder weiß? Ein Bauchgefühl hieß ihn, sein Pferd von den Männern abzuwenden. Jackler bemerkte es und trat zwischen Teral und den Priester, die Hand am Schwert.
    »Welchem Gott dient ihr?«, fragte Teral, während die Soldaten das Wachhaus verließen und die Priester umstellten. »Was könnte so wichtig sein, dass Ihr ausgerechnet jetzt mit mir

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