Sturmauge
vergewissert, dass sie keine Gefahr bedeuten, so wie es im Kodex des Ordens festgelegt ist.« Er nickte dem Priester auf eine Weise zu, von der er hoffte, dass sie respektvoll genug sein mochte. Der Priester lächelte und verneigte sich erneut, um zu zeigen, dass er sich nicht beleidigt fühlte.
Die Ritter der Tempel griffen im Kampf nicht auf Magier zurück, denn all die vielen unterschiedlichen Parteien innerhalb des Ordens waren sich einig, dass die Magie den Göttern vorbehalten bleiben sollte. Magier wurden nur aufgenommen, wenn sie all ihren Kräften abschworen. Die einzige Ausnahme waren die Hexensucher, deren armselige Fähigkeiten ihnen nur erlaubten, Macht in anderen zu spüren. Jeder Magier, der nicht Teil des Ordens war, sich aber in ihrer Mitte aufhalten wollte, musste ein Gebräu trinken, das alle magischen Fähigkeiten unterdrückte. Teral wollte sichergehen, dass sie keinen Weg gefunden hatten, die Auswirkungen des Elixiers aufzuheben.
»Das ist doch überflüssig«, grummelte Islir, als er das Ende der Treppe erreichte.
»Mir zuliebe«, sagte Teral grimmig.
Der Hexensucher ergriff den ersten Priester bei der Hand, hielt
kurz inne, und trat dann näher, um dem bleichen Mann in die Augen zu sehen. Seine Lippen bewegten sich, vermutlich sprach er ein Gebet an Larat.
Das würde den Humor des Mannes erklären , dachte er düster. Wollen wir hoffen, dass die Laune des Priesters gut genug bleibt, sonst stecke ich wirklich tief in der Scheiße drin.
»Mit dem hier ist alles in Ordnung«, verkündete Islir. »Ich bin mächtig genug, um bei den anderen Magie zu erspüren, ohne sie zu berühren. Und das ist auch gut so, denn ich fasse ganz sicher keinen Mistkerl an, der mit der Königin des Verfalls verbunden ist. Ihre Mächte sind tief in sie zurückgezogen und verschlossen. Sie könnten nicht mal eine Kerze anzünden, selbst wenn ihr Leben davon abhinge. Nur diese Dolche enthalten noch Magie, und die ist ruhend.«
»Was soll das heißen: ruhend?«
»Ruhend meint, dass sie zurzeit nicht wirkt. Es sind Ritualwaffen, darum enthalten sie ganz selbstverständlich Spuren von Macht, aber nicht genug, um sich mit einer Armee anzulegen, also macht Euch deswegen keine Sorgen.«
»Seid Ihr sicher?«
Islir sah aus verkniffenen Augen zu Oberst Teral auf. »Kardinal Sourls Befehle lauten, dass jeder Hexensucher, der einen Fehler macht, ohne Gnade als Verräter hingerichtet wird. Glaubt mir also, wenn ich sage: Ich bin sogar verdammt sicher.«
»Zufrieden, Oberst?«, fragte der Priester. »Wir stellen keine Gefahr dar. Dürfen wir nun beten gehen, oder müssen wir erst noch für Euch tanzen?«
In der Stimme des Mannes lag eine Schärfe, eine Warnung, die Teral in den letzten Monaten oft genug gehört hatte. Wenn man einem Priester mit Einfluss im Orden querkam, so galt das mittlerweile als Ketzerei. Sogar diese unbekannten Reisenden könnten ihm Ärger bereiten.
Teral versuchte reumütig zu wirken. »Natürlich, Vater. Ich bitte um Entschuldigung, aber unsere Vorgaben sind eindeutig, und ich muss meine Pflichten erfüllen. Was hiermit auch geschehen ist. Eurer Bitte komme ich gerne nach.« Er blickte zu den Männern auf dem Wehrgang hinauf und rief: »Öffnet das Tor!«
»Was ist das?«
Lord Styrax blickte mit übertrieben unschuldiger Miene nach rechts. »Dies, Lord Celao? Man nennt es ›Essen‹. Ich war mir nicht bewusst, dass aus dem Mangel nun ein gänzliches Fehlen geworden ist, so dass Ihr es nicht einmal mehr erkennt.«
Der Erwählte des Ilit hielt dem Blick des Lords nicht lange stand und blickte darum wütend in die Schale vor sich.
Oberst Bernstein musste sich sehr zusammennehmen, um das Weißauge nicht beständig anzustarren. Sein Kopf war riesig und kugelrund und im Augenblick so rot vor Wut, dass er für Bernstein immer mehr aussah wie eine rote Melone mit einer Perücke aus Stroh.
Celao war beinahe so groß wie Lord Styrax und einer der wenigen Männer im ganzen Land, die mehr wogen als der Menin-Lord. Er war nicht einfach nur dick. Er war eine so fette Ungeheuerlichkeit, dass er ohne seine göttergegebene Stärke gar nicht in der Lage gewesen wäre zu laufen. Die Flügel auf seinem Rücken waren deutlich größer als die von Kiallas oder Gesh, doch es schien unmöglich, dass sie Celao auch nur einen Finger breit vom Boden heben würden.
Um diesen Leib anzuheben, bedürfte es schon eines Drachen , vermutete Bernstein. Und für einen solchen wäre er auch eine willkommene
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