Sturmauge
sprechen wollt? Ihr wisst schon, dass da draußen eine Menin-Armee wartet?«
»Ich höre den Alarm. Es ist Zeit«, beharrte der Priester. Er schlug die Kapuze seiner Robe zurück und offenbarte ein haarloses und erschreckend bleiches Gesicht von unbestimmbarem Alter.
Teral fragte sich, ob der Mann aus der Brache stammte. Er hatte gehört, dass dort viele Stämme eine merkwürdige Hautfarbe hatten, die von Totengrau bis zu Feuermalrot reichte.
»Wir sind Priester des Todes. Wenn es einen Kampf gibt, müssen wir beten.«
»Dann betet, bei den Feuern Ghennas«, rief Kaplan Fell, ein Priester Karkarns, »aber geht verdammt noch mal aus dem Weg!«
Teral zog unwillkürlich eine Grimasse, denn er befürchtete, in eine Fehde zwischen Priestern hineingezogen zu werden, aber der Fremde schien an Fells rauem Ton keinen Anstoß zu nehmen.
»Nun, Vater?«, sagte er. »Ihr braucht doch meine Erlaubnis nicht, um zu beten.«
»Ich bitte um Verzeihung, wir sind …« Der Priester zögerte und sah sich hilfesuchend nach seinen Kameraden um.
»Gebunden«, sagte einer der Novizen leise. Er war älter als die meisten Novizen. Auch er war haarlos, hatte aber das wettergegerbte Gesicht eines Pönitenten.
»Ah, ja.« Der Priester verneigte sich leicht vor dem Novizen und wandte sich dann wieder Teral zu. »Wir sind gebundene Priester und dienen den Schnittern.«
Teral war überrascht. Mit den Schnittern verbunden? Davon hatte er vorher noch nie gehört. Aber das erklärte die Farben auf den Roben der Männer.
Aber ihr Götter, welcher Verrückte würde denn Priester eines Schnitters werden?
»Ihr dient den Schnittern?«, sagte er verwundert. »Was wollt ihr von mir?« Die Angst ließ seine Frage grob klingen, aber der Priester schien es nicht zu merken.
Gütiger Nartis, verehrt einer dieser Männer den Henker?
Der Priester verneigte sich. »Alle Priester des Todes müssen vor einem Kampf beten. Wir haben auf dem Schlachtfeld zu beten.«
»Da draußen?«, gab Sants zurück und wies auf das immer noch geschlossene Tor. »Ihr wollt dort hinausgehen, um zu beten?«
Der Priester nickte stumm.
Teral versuchte das alles zu begreifen. Der Orden unterwarf sich der religiösen Herrschaft. Das war eine seiner Grundlagen,
die in der letzten Zeit deutlich zutage getreten war, und doch sagte ihm sein Gefühl, dass hier etwas nicht stimmte. Er musterte jeden einzelnen Priester. Sie trugen alle schwarz und hatten ein ähnliches, altersloses Gesicht.
Ihr Götter, sind das Magier ?, fragte er sich.
»Sergeant«, rief er zum Wachzimmer hinüber. »Wo ist Euer Hexensucher?«
»Ich bin hier«, erklang es von oben, bevor der Sergeant des Tores antworten konnte. Ein Mann mit hellem Haar und langen Gliedern winkte von seinem Platz auf einem der Wehrgänge herüber. Er saß dort und ließ ein Bein über den Rand baumeln. Teral vermochte nicht zu sagen, ob es am Licht lag oder an einer Mischung aus Alter und Schmutz, dass sein weißes Haar und seine Robe grau wirkten. Die Hexensucher waren die einzigen Ordensmitglieder, die Weiß und Schwarz trugen.
Der Mann machte sich nicht die Mühe zu salutieren, aber das überraschte Teral keineswegs. Für Hexensucher galten andere Regeln, und sogar die besten unter ihnen waren halbverrückt.
»Name?«
»Islir«, lautete die Antwort, schließlich gefolgt von einem »Herr«.
»Hast du diese Priester überprüft?«
»Natürlich«, klang es spöttisch zurück. »Das ist doch meine Aufgabe, oder nicht?«
»Sind sie Magier?«
»Leck mich am Arsch, jawoll, das sind sie, und mächtige dazu«, sagte Islir lachend.
Jeckler zog sein Schwert ein Stück aus der Scheide, und die anderen Soldaten folgten seinem Beispiel. Islir beobachtete das Geschehen mit wachsender Erheiterung. »Ha, ihr seid doch allesamt alte Weberfrauen! Sie sind ungefährlich, ich hab sie selbst behandelt. Die werden ein paar Tage lang keine Zauber wirken
– ich habe ihnen genug verabreicht, um Aryn Bwr höchstselbst aus den Schuhen zu hauen.«
Teral verzog bei der Erwähnung des größten Ketzers, dessen Name innerhalb des Ordens nie laut ausgesprochen wurde, das Gesicht.
»Komm runter und überprüf sie erneut«, befahl er. Mit einem übertriebenen Seufzer erhob sich der Hexensucher und ging auf die Treppe zu.
»Was tust du da, Teral?«, fragte Sants mit sichtlicher Verärgerung.
»Sie sind fremde Priester und Magier«, erklärte er. »Und bevor ich das Tor öffne, will ich, dass sich dieser faule Scheißkerl noch einmal
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