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Sturmauge

Sturmauge

Titel: Sturmauge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Lloyd
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darüber nach. »Freunde sind gut.«
    »Das sind sie, mein Liebling.«
    Die Herzogin drückte ihn fest, und da hörte er den schnellen Schlag ihres Herzens, der seinem so gar nicht ähnlich war.
    Er nahm ihre Hand und sah ihr direkt in die Augen. Für einen Moment erstarrte sie, in die Schatten verloren, dann verging auch dieser Augenblick.
    »Es wäre vielleicht das Beste, ein Bündnis mit den Menin einzugehen, aber lass uns warten, was der Magier Peness dazu berichten
kann. Freundschaft zu suchen, das hat immer noch einen Tag Zeit und ohnehin ist vorzuziehen, dass man ein Geschenk mitbringt.«
     
    An diesem Abend speisten Doranei und Sebe in einer kleinen Schenke in den Außenbezirken von Bierbruch, in der Nähe des Beristole. Lell Derager, der auch weiterhin ihr Gastgeber war, hatte es als gute Quelle für den neuesten Tratsch benannt.
    Rad und Brand wurden zunehmend gefährlicher, hatte die Wirtin rasch berichtet. Sie war nicht näher darauf eingegangen, von wem die Gefahr ausging – und die beiden Männer aus Narkang hatten so etwas schon zu oft gemacht, um sich zu wissbegierig zu geben. Sie ließen sich Zeit mit ihren Schüsseln, voll von fettigem Hammeleintopf, und lauschten auf das Geplapper.
    »… hab gehört, dass sie ganz Hale an die Menin verkaufen will …«
    »… die Geweihten haben bekommen, was sie verdienen, nur ein Haufen Priester mit Schwert …«
    »… verrückt genug, dass sie tatsächlich Dämonen in den Kampf schicken könnten!«
    »… hat den Fluch mit einer bloßen Berührung gebrochen, sage ich dir, wir haben es alle gespürt!«
    Das erregte Doraneis Aufmerksamkeit, und so wandte er den Kopf. Der Raum war von leisen Gesprächen erfüllt, die sich überlagerten, aber der letzte Satz klang irgendwie anders. Es dauerte einen Moment, bis er einen Sinn darin erkannte, aber dann musste er sich einfach umdrehen und den Sprecher ansehen. Etwas an dem Tonfall erinnerte ihn an Parim, den Volksverhetzer, den König Emin in die Bruderschaft gezwungen hatte. Es war diese eindringliche Aufrichtigkeit, mit der Parim seine Zuhörer so erfolgreich davon überzeugte, ihm Geschenke zu machen.

    »Ich geh mal pissen«, murmelte er Sebe zu, stellte seinen Becher ab und klopfte mit einem von Gewürzen gelben Finger zweimal auf die Theke. Als er vom Hocker glitt, blieb er absichtlich an Sebes Arm hängen, damit dieser sich unauffällig ein Stück drehen konnte, um zu sehen, wer Doraneis Abgang zur Kenntnis nahm. Als er sich wieder seinem Essen zuwandte, war er sicher, dass sie keine unliebsame Aufmerksamkeit erregten. Es gab nur das übliche Heben der Augenbrauen, wenn sich ein großer Mann mit einer Waffe näherte, dann aber vorbeiging. Niemand folgte ihm, niemand unterbrach sein Gespräch, also leerte Sebe munter seinen Becher und winkte nach einem weiteren.
    Als Doranei zurückkehrte, schlug er Sebe auf die Schulter, dankte ihm dafür, dass er hatte nachfüllen lassen und flüsterte, während er sich setzte: »Hintere Ecke, in Weiß.«
    Sebe wischte den Rest seines Lamms mit etwas grobem Brot auf. »Passt hier irgendwie nicht hin, oder? Das ist keine Priesterrobe, aber kein Händler würde Weiß tragen.«
    Ein weiterer Gesprächsfetzen trieb durch den Raum: »… das ist mir bei keinem Gott passiert, aber wenn du ihm in die Augen siehst, verändert es dich. So edel wie ein Prinz, und doch nur ein Kind …«
    Doranei lehnte sich zu Sebe hinüber. Sein Freund stank nach feuchter Wolle und Schweiß, aber Doranei vermutete, dass er selbst auch nicht besser roch. »Klingt nicht, als spräche er von einem unserer Freunde«, murmelte. »Was denkst du?«
    Sebe zuckte die Achseln. »So wie er gekleidet ist, würde ich vermuten, dass er kein unschuldiger Zuschauer sein kann. Ich glaube auch nicht, dass wir aus dem viel rausholen.«
    »Das ist nicht der erste dieser Art, den ich hier gesehen habe«, stimmte Doranei zu. »Sieht aus, als sei dies der nächste Schritt. Sie suchen sich neue Leute, die ihre Botschaft verbreiten. Es heißt, dass sich Bettler vor den Toren des Rubinturms versammeln,
dass Gebete an die Götter aufgeschrieben und an die Wand geheftet werden. Das verzweifelte Volk hat sich von den Kulten abgewandt, und jetzt sucht es nach etwas anderem, an das sie glauben können … und die Botschaft des Schatten ist bereitet und erwartet sie.«
    Sebe sah Doranei ebenso an wie dieser ihn. »Dann bist du dran.«
    Doranei seufzte. »Stimmt, und das wird auch nicht der Letzte sein«, sagte er grimmig.

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