Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sturmauge

Sturmauge

Titel: Sturmauge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Lloyd
Vom Netzwerk:
richtige Zeit gewählt. Wer auch immer im Rubinturm das Sagen hat, kann jetzt nicht einfach fliehen, oder alles wäre im Nu am Ende …« Doranei unterbrach sich kurz, denn mit jedem Wort war seine Stimme schärfer, härter geworden. »Das Spiel ist zu weit fortgeschritten, sie können nichts mehr daran ändern, und ich hoffe, dass das an ihnen nagt. Sie können nur abwarten und sehen, was sich ergibt, oder sie müssen ihren Plan verwerfen.«
    »Was können wir dann tun?«
    »Schade, dass der Volksverhetzer Parim nicht hier ist«, sagte
Doranei. »Ich würde ihn das Gerücht streuen lassen, dass Sergeant Kayel der Grund für die Anwesenheit der Farlan sei – dass er Lord Bahl tötete, oder so was. Vielleicht würden ihn die Leute dann selbst aufhängen und uns damit Arbeit abnehmen.«
    »Wie sieht dann Plan B aus?«, murmelte Sebe und versuchte, so viel von seiner Bewaffnung wie möglich unter seinem Mantel zu verbergen, einschließlich der beiden Armbrüste, die von seinen Schultern baumelten.
    »Das war Plan B«, sagte Doranei grimmig. »Plan A war, Zhia darum zu bitten, uns Zugang zu verschaffen und ihn selbst zu töten, aber sie ist verschwunden und das allein macht mir schon Angst. Daran können wir jedoch jetzt nichts ändern, also können wir nur vermuten, was als Nächstes passiert.«
    »Was, wenn die Farlan angreifen?«
    Doranei zuckte die Achseln. »Dann verteidigen sie die Mauern. Ilumene weiß, was er vorhat, also muss es sich lohnen, das, was sie hier haben, zu bewahren. Vor allem, wenn Aracnan einen unterstützt und man sich nicht um seine Verluste scheren muss. Man hält so lange aus, wie es nur möglich ist.«
    »Der Harlekin des Kartenspiels wurde bereits aufgedeckt«, führte Sebe aus. »Legana lebt noch, also müssen sie davon ausgehen, dass Lord Isak über Aracnan Bescheid weiß.«
    »Unwichtig, der Mistkerl hatte zu lange Zeit, um seine Kunst zu üben – solange er einem direkten Kampf aus dem Weg geht, wird er die Schlacht überleben.«
    »Was tun wir also?«
    »Wir verlassen uns auf das, was wir sind«, sagte Doranei. »Kehren zurück zu unseren Wurzeln. Die erstePflicht eines Manns des Königs ist es, ihnen zu jeder sich bietenden Gelegenheit Knüppel zwischen die Beine zu werfen, ungeachtet der Gefahren.«
    Sebe nickte, obwohl er wusste, dass jede ihrer Handlungen sie
zu Feinden innerhalb einer belagerten Stadt machen würde. »In den Geschichten über Aracnan taucht er oft in der Stunde der Not auf, also sollten wir dies auch diesmal von ihm erwarten.«
    »Genau, wenn also die Farlan die Stadt angreifen, stehen die Chancen gut, dass uns jemand auffällt, der zur äußeren Wand eilt – entweder Aracnan oder Ilumene. In Acht Türme wird man uns jedoch erkennen, also können wir dort nicht hingehen und wenn man einmal durchs Tor ist, kann man unterschiedliche Wege nutzen.«
    »Am besten teilen wir uns auf und überwachen jeder eine Weggabelung, suchen uns einen Raum, in dem wir uns verstecken können. Das erste Ziel ist Aracnan, das zweite Ilumene, aber vermutlich wirst du nur einmal schießen können, also wähle den, der leichter zu treffen ist.«
    »Wir sehen uns wieder, wenn das Töten vollbracht ist«, sagte Sebe ernst. Sir Creyl, Kommandant der Bruderschaft, hatte diesen Satz geprägt und mittlerweile war er zu ihrer gängigen Verabschiedung geworden.
    Die Brüder blickten grimmig drein, als sie sich schweigend auf den Weg machten, in Gedanken ganz bei der bevorstehenden Aufgabe. Als es Zeit wurde, sich zu trennen, umarmten sie sich fest, dann gingen sie eigene Wege. Über ihnen grollten die Wolken, ein fernes Versprechen baldiger Gewalt.

34

    Die Dunkelheit umgab ihn von allen Seiten, kroch über seine Haut, erstickte jeden Atemzug. Die Luft schmeckte nach Asche und Tränen. Jeder Tropfen stinkenden, klebrigen Schweißes auf seiner Haut schien glühend heiß, aber er konnte sich nicht bewegen, um dies wegzuwischen. Seine Kraft war von der aus den Felsen sickernden Hitze und den brennenden Ketten aufgesogen worden, die ihn hielten. Das scharfkantige, uralte Eisen schnitt in sein Fleisch, formte ein Muster der Gefangenschaft über seine Arme, den Hals und die Taille.
    In der Ferne erklang ein Geräusch. Er versuchte darauf zu lauschen und sich so vom Schmerz abzulenken. Aber es gelang nicht. Manchmal hörte er leise Schreie, dann Gelächter. Oft genug hörte er nur das Schaben von Schuppen auf Stein, oder ein fernes Donnern, das er durch den Felsen beben spürte. All diese

Weitere Kostenlose Bücher