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Sturmauge

Sturmauge

Titel: Sturmauge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Lloyd
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bevor er den Boden traf.
    »Ihr Götter, wo sind nun die Plünderer?«, rief Bernstein.
    Als wäre das ihr Stichwort, durchschnitt ein wahnsinniger Schrei voller Wut und Ekstase die Luft. Im Osten erblickte er einen großen Mann, der zusammengekauert auf einem riesigen klingenbewehrten Schild hockte. Zwei weitere folgten rasch, aber dann verschwanden sie hinter der Kavallerie, die sich in der Nähe der feindlichen Linien befand.
    »Verdammt, sie treffen nicht«, erkannte Bernstein und sah sich um, welche Truppen er zur Verfügung hatte, um die Angreifer abzuwehren. Der eintreffende Nachschub eilte sofort zum
belagerten Abschnitt, aber er würde nicht ausreichen, wenn weitere Aspekte auftauchten oder noch eine Bresche geschlagen wurde. Der Kampfmagier hinter ihm war still geworden und vereinte alle seine Geistesgaben auf den Erwählten des Tsatach.
    Als sich der Oberst wieder zu Chalat umsah, traf diesen gerade ein Armbrustbolzen ins Fleisch seines Oberarms. Die Wunde war nicht tief, dennoch wechselte er sein Schwert in die Linke. Vielleicht würde das ausreichen.
    »Kannst du ihn abwehren?«, rief Bernstein dem Kampfmagier zu.
    Der Mann sah ihn entsetzt an, nickte dann aber. »Im direkten Kampf allerdings nur ein paar Sekunden.«
    »Dann verteidige mich«, rief Bernstein und drehte sich herum, las mit der linken Hand Hains lange, spornbewehrte Axt auf und stürmte mit dem Säbel in der Rechten auf das große Weißauge zu, wobei er sich einen blutigen Weg durch die Verteidiger bahnte. Chalat hatte ein Loch in die Wand getreten und um sich einige Schritt von seinen Verbündeten gelöst. Er kämpfte mit der Kunstfertigkeit eines Erwählten, obwohl er die Linke benutzte. Bernstein war immer schon schnell gewesen, vor allem für einen Mann seiner Größe, und jetzt achtete er nicht auf die Kämpfenden, sondern legte seine ganze Stärke in den Lauf.
    Noch zwölf Schritt bis zur Bresche, acht, fünf … da legte sich ein warmes Leuchten um ihn herum, als ihn der Magier in einen Schutzzauber hüllte. Chalat bemerkte die Bewegung und machte eine wegwerfende Geste in seine Richtung. Kurz bevor er sein Ziel erreichte, löste sich eine Flammenlanze aus Chalats Fingern. Doch sie wurde von dem Schutz des Kampfmagiers abgelenkt. Bernstein kniff die Augen zusammen und lief weiter. Als er noch einen Schritt entfernt war, warf er sich dem Chetse mit einem triumphierenden Schrei entgegen und ließ seinen Säbel auf Chalats Hals hinabzischen.

    Das Weißauge bewegte sich so schnell, dass Bernstein es kaum sah, und dann wurde alles um ihn herum weiß, Feuer umhüllte seinen Körper. Wieder wurde es abgewehrt, und Bernstein erkannte, dass sich ihm nun Chalat zugewandt und sein Breitschwert zur Abwehr von Bernsteins Schwert erhoben hatte. Als die Klingen aufeinandertrafen, wurde der Oberst, der sein ganzes Gewicht in den Schlag gelegt hatte, herumgerissen, denn Chalats Arm bewegte sich keinen Fingerbreit. Bernsteins Handgelenk brach in einer Explosion aus Schmerz, doch der Schwung trug ihn weiter. Bernstein schlug todesverachtend mit der Axt zu und rammte sie in Chalats Brust.
    Der Sporn drang tief ein, und Bernsteins Gesicht krachte auf das des Weißauges. Es fühlte sich an, als sei er gegen eine Eiche gerannt. Die Axt traf auf Chalats Brustbein, dann wurde ihm die Waffe aus den Händen gerissen und vor seinen Augen tanzten Sterne, als es ihn einmal mehr nach unten zog. Er fiel hintenüber, und der Himmel wurde rot, als sein Säbel das gebrochene Handgelenk verdrehte. Dann prallte er mit Kopf und Schultern auf den Boden und plötzliche Dunkelheit umfing ihn.
     
    Die Farlan-Kavallerie galoppierte erst durch den vorderen, dann durch den hinteren Fluss. Vor ihnen ritt leichte Kavallerie, um den schwereren Truppen ein ungehindertes Fortkommen zu ermöglichen. Hinter sich konnte er jemanden spüren, der ihm auf dem Weg in die Schlacht nachblickte. Dass Byora den ganzen Tag über so ruhig gewesen war, hatte sein Misstrauen erregt, aber mehr als die eine Legion leichter Kavallerie, die er vor dem Viertel postiert hatte, konnte er nicht erübrigen.
    Er widerstand dem Drang, im Sattel hin- und herzurutschen, obwohl er zugleich Angst vor dem hatte, was hinter und was vor ihm lag – und sich alles in ihm dagegen sträubte, zwischen beidem hindurchzuziehen. Überall um ihn herum flatterten die
bunten Farben der adligen Farlan und ihrer Leibgarde. Sechshundert Reiter, der Schwerpunkt der Farlan-Schlachtenreihe. Die Männer ritten schweigsam, mit

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