Sturmauge
vor Schmerz beinahe auf. Jeder Atemzug war eine Qual, und seine Kehle schien in Flammen zu stehen.
In der Ferne hörte er einen viehischen Schrei der Trauer.
»Kohrad!«, brüllte jemand und eine schwarz gekleidete Gestalt eilte an ihm vorbei. Isak schwankte wie trunken, konnte nur verschwommen sehen, und sein Körper zuckte elend. Er versuchte den Kopf zu wenden, aber sein Körper verweigerte den Dienst. Weitere Rufe, dann traf ihn ein Schlag gegen den Schädel, der ihn so umwarf, dass er mit dem Gesicht in der aufgerissenen Erde landete.
Man packte ihn und zerrte ihn hoch, riss ihm den Helm vom Kopf. Ein von Wut und Hass verzerrtes Gesicht erschien vor ihm, rief etwas, aber er verstand es nicht. Dann hörte er in schwerem, akzentbehaftetem Farlan: »Du wirst brennen ! Du wirst endlose Schmerzen erleiden!«
Isak brachte ein keuchendes Lachen zustande. »Glaubst du? Ich sterbe«, flüsterte er, und die Mühsal des Sprechens trieb ihm Tränen in die Augen.
»Nicht, bevor ich mit dir fertig bin!«, brüllte Styrax. Er kniete sich neben Isak hin und schlug ihm mit der gepanzerten Faust gegen den Kopf.
Sterne erschienen vor seinen Augen und eine tosende Schmerzenswelle überlagerte die vorherige Qual, aber Isak rang sich trotzdem ein Lächeln ab. »Das Paradies wartet auf mich«, sagt er schwer atmend. »Ich bin einer der Erwählten – und jetzt sterbe ich.«
Ein dunkler Vorhang umhüllte sie alle, und durch das eine, noch sehende Auge erschien Isak das Land mit einem Mal dunkler und kälter. Tods Hand lag auf seiner Schulter.
»Das erlaube ich nicht!«, schrie Styrax voller Wut und Verzweiflung. Er schlug Isak erneut zu Boden.
Seine Männer drehten den Farlan-Lord auf einen Fingerzeig hin auf den Rücken und hielten seine Arme und Beine fest, dabei war er sogar zu schwach zum Aufstehen.
Isak hustete angestrengt und drehte den Kopf, als er stinkendes schwarzes Blut erbrach.
»Du wirst das Land ohne Zeit niemals sehen«, sagte Styrax wütend und bohrte die Finger seines Handschuhs aus Schwarzeisen in Isaks Fleisch. »Du wirst kein letztes Gericht erleben!« Er riss den Kristallschädel aus Isaks Brustpanzer und warf ihn beinahe achtlos beiseite. Dann brach er Isak mit einem weiteren Schlag die Nase. Mit einem einfachen Gedanken rief er sein schwarzes Schwert, und Kobra flog in seine Hand.
Isak spürte, dass sich der Menin-Lord den unglaublichen Kräften öffenete, die seine eigenen Schädel bereithielten. Und ein Wirbel dunkler Flammen erwachte um sie herum zum Leben. Sein Blick klärte sich ein wenig, als sein Körper die wilde, tobende Magie dankbar einsog, aber es half nichts gegen den Schmerz, der seine Adern und Knochen erfüllte. Blut floss aus seinem verletzten Auge über seine Wange, und das Feuer in seiner Kehle brannte unvermindert.
Styrax heulte Worte, die Isak nicht verstand, und die Erde begann sich zu winden und zu beben.
»Ich versprach dir Schmerzen«, spie Styrax aus, »also sollst du auch Schmerzen erleiden.«
Er sprang vor, und das gezackte Schwert drang durch Isaks Brustpanzer tief in seinen Bauch. Isak schrie heiser, als die Klinge seine Innereien zerschnitt. Es fühlte sich zugleich glühend heiß
und brennend kalt an. Styrax bewegte die Klinge auf und ab, versuchte so viel Qual wie möglich zu verursachen, schnitt Isak vom Schritt bis zum Brustbein auf und trieb die Luft aus seinem Körper. Ein grausiges Zwitschern erklang, die Stimmen von herbeieilenden Dämonen.
Die Dunkelheit wurde dichter und kälter, als Styrax Kobra ein letztes Mal drehte. Er wurde mit einem weiteren Schrei belohnt, hob dann den Fuß und trat mit voller Wucht in Isaks zerschlagenes Gesicht.
»Denk an das Leben, das du nahmst«, sagte Styrax mit einer Stimme, die vor Trauer schwer war, »während dir in Ghenna die Haut vom Leib gerissen wird! Der dunkle Ort wartet auf dich.« Er riss Kobra heraus, und Isak stürzte. Die Erde gab nach, und er fiel, tiefer und tiefer. Dunkelheit umfing ihn, und das Kreischen der Dämonen wurde ohrenbetäubend.
Er schrie.
Epilog
Mihn zog den abgewetzten Ledermantel enger um sich und blickte über den See hinweg, auf dem die Regentropfen Kreise in das sonst stille Wasser malten. Er versuchte herauszufinden, warum er so unsicher war. Der Regen hatte am frühen Morgen eingesetzt, und die marmorgrauen Wolken verbargen die Sonne so vollständig, dass er die Zeit nur raten konnte.
Die einzige Siedlung in Sichtweite war eine niedrige Hütte, die dringend repariert werden musste.
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