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Sturmauge

Sturmauge

Titel: Sturmauge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Lloyd
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offensichtlich nie um uns geschert haben. Aber vielleicht ist uns die Dame ja gewogen und schenkt euch wenigstens für einen Tag Glück.«

6

    Ashin Doranei war drauf und dran, sich im Sitz umzudrehen, um den, der da diesen schweren Tabak rauchte, böse anzusehen. Seit mehr als einer Stunde schon kratzte er ihn im Hals, und so langsam ging ihm das wirklich auf die Nerven. Nach einigen Augenblicken entschied er sich jedoch dagegen. Vermutlich würde er nur vom Stuhl rutschen, wenn er etwas so Verwegenes versuchte.
    Er könnte natürlich vorher aufstehen, aber wenn er Geld gehabt hätte, hätte er nicht darauf gewettet, dass er dazu in der Lage gewesen wäre.
    Ha, ich wette nicht mehr um Geld , sagte er zu sich selbst. Da habe ich Unterhaltsameres zu tun. Er klopfte matt auf seine Taschen. Irgendwo hatte er einige Wyvernklauen, die er bei seiner letzten Wette mit den Kameraden gewonnen hatte.
    Die Mistkerle haben abgewartet, bis ich das Vieh getötet hatte. Widerspricht das nicht irgendeiner Regel? Gibt es für uns überhaupt Regeln? Gibt es für einen Mann wie mich Regeln?
    »Also, wo ist die Liebe meines Lebens?«, fragte eine Frau von der anderen Seite der Bar herüber.
    Doranei schwankte etwas, schaffte es dann aber, den Kopf so auszurichten, dass er ihr ins Gesicht blicken konnte.
    Leck mich am Arsch … die sieht einer Frau verdammt ähnlich, die ich mal gevögelt habe.

    Er ließ den Kopf wieder sinken und fasste seinen Becher fester.
    Ist keine Überraschung, immerhin arbeitet Janna hier. Es sei denn …
    Ein Gedanke kroch gemächlich in seinen Geist, und unter Mühen wandte Doranei den Kopf erneut, um diesmal quer durch die Bar zu blicken.
    Scheiße. Ich muss vergessen haben, die Flinken Finger zu verlassen. Warum zur Hölle bin ich in diesem Drecksloch so lange hocken geblieben?
    Ein weiterer Bierkrug wurde vor ihm auf den Tisch geknallt.
    Ah . Doraneis Gesicht kippte in ein schiefes Lächeln, als er nach dem Krug griff. Darum.
    »Du bist noch wach? Wo steckt denn dein Bruder, mein Liebling?« Die Frau sprach langsam und betont.
    Liebling. Ihr Götter, wie ich es hasse, so genannt zu werden. Habe ich darum aufgehört, sie flachzulegen? Doraneis Gedächtnis entwickelte mit einem Mal hektische Betriebsamkeit.
    Oder lag es daran, dass ich ihr sagte, sie stinke wie ein Esel und sie mir daraufhin die Eier bis in den Magen getreten hat? Er nickte bedächtig, und Janna schnaubte verärgert.
    »Spielst immer noch den Geheimnisvollen, was? Gut, scheiß drauf. Wollen doch mal sehen, ob du besoffen genug bist, um dir eine dieser teuren Zigarren abluchsen zu lassen, die du immer rauchst.«
    Janna hob zögernd die Hand, aber als sie merkte, dass Doranei gar nicht darauf reagierte, lächelte sie zahnreich und griff in sein Wams, um ein silbernes Zigarrenkästchen hervorzuholen. »Na, ist das nicht zauberhaft«, sagte sie im Plauderton. »Da ist eine Biene vorne drauf und alles …« Sie verstummte, und ihre Erheiterung war mit einem Mal verschwunden. »Ihr Götter, hast du die von deinem Herrn bekommen?«

    Doranei starrte eine Weile auf den Tresen, dann versuchte er die Hand in seine Tasche zu stecken. Er traf sie erst beim zweiten Versuch.
    Mein Zigarrenkästchen ist weg, verdammt. Dass so was hier passieren kann … jemand beklaut mich in einer Schenke der Bruderschaft … Verdammt übel, das.
    Jana zog eine Zigarre hervor und legte das Kästchen auf den Tresen. Dann entzündete sie ihre Beute an einer Lampe und zog heftig daran, bis die Zigarre richtig brannte. Anschließend steckte sie das Kästchen wieder in Doraneis Tasche und lehnte sich mit den Ellbogen auf den Tresen, so dass sich ihr Gesicht nur einige Fingerbreit vor seinem befand.
    »Also, Liebling, wo steckt denn unser Sebe? Wenn du ihn siehst, dann sag ihm mal, dass ich ihn und seine putzigen Narben schon richtig vermisst habe. Ihr Götter, was hab ich gekreischt, als ich ihn letzte Woche kahl wie einen verdammten Säugling gesehen habe! Ein echt schrecklicher Säugling, aber das ist mir ganz egal, ich liebe ihn trotzdem. Doch ich hab ihm gesagt: ›Ich kann mich nirgendwo festhalten, und du weißt doch, wie gern ich das tu!‹ Janna lachte scheppernd und das ließ die anderen in der Schenke kurz verstummen.
    Janna. Das Mädchen hat eine gute Rechte , dachte Doranei verträumt und hob ohne nachzudenken den Becher, um sein Bier zu trinken. Armer Sebe, der Junge ist wirklich in sie verschossen. Keine Frage, eine gute Rechte muss man achten, und ihr

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