Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sturmauge

Sturmauge

Titel: Sturmauge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Lloyd
Vom Netzwerk:
verfinsterte sich, dann schüttelte er langsam den Kopf. »Nein, den nicht, noch nicht. Ich …«
    Der Satz wurde von einer Hand abgeschnitten, die auf seine Schulter fiel. Janna schrie erfreut auf und schob ihren üppigen Körper an Doraneis Gesicht vorbei, um den Neuankömmling zu umarmen und ihm einen dicken Schmatzer aufzudrücken.
    Ah, sie stinkt doch wie ein Esel, jetzt erinnere ich mich.
    »Da ist mein schöner Mann«, rief Janna, nachdem sie sich von Sebe gelöst hatte, damit er atmen konnte. »Und da sind ja auch schon wieder Stoppeln auf dem Kopf.« Sie strich mit der Hand über Sebes Schädel – was wie Sandpapier klang.
    »Flüsterst du meinem Mädchen süße Belanglosigkeiten zu?«, fragte eine Stimme neben Doraneis Ohr. Er stützte sich am Tresen ab und drehte sich langsam um. Ein Gesicht hing vor ihm, aber aus irgendeinem Grund war es verschwommen und schwankte hin und her.
    »Wer zur Hölle bist du?«, murmelte er.
    »Zur Hölle, nicht schon wieder. Janna, hast du etwas, mit dem wir ihn nüchtern bekommen?«, fragte das verschwommene Gesicht. Doranei beugte sich etwas näher, und das Gesicht bekam
mehr Einzelheiten. Sieht aus wie ein verdammter Affe. Hah, Sebe sieht auch wie ein Affe aus.
    »Ich könnte ihm in die Eier treten, wenn du möchtest«, sagte Janna mit einem Schmunzeln. »Hat den kleinen Scheißer das letzte Mal richtig munter gemacht.«
    Jemand packte Doraneis Gesicht und drehte es ins Licht. Er grummelte und wich zurück, hob seinen Krug an die Lippen und versuchte den Rest des Schaums auf die andere Seite zu pusten.
    »Also, was sagst du, Kumpel, ein schneller Tritt von meinem Mädchen, um dich munter zu machen?«
    »Was steckt dahinter, Liebling?«, fragte Janna, bevor Doranei erkennen konnte, dass man mit ihm sprach. »Warum flennt er über eine Frau? Das sieht ihm doch so ganz und gar nicht ähnlich.«
    »Lange Geschichte«, sagte Sebe sachlich. »Und keine, die jemals erzählt werden soll. Hat er denn darüber etwas zu dir gesagt?«
    »Nö, nur, dass es ein Geheimnis ist.«
    »Das ist es auch, und wenn er jemals so betrunken sein sollte, dass er anfängt, davon zu erzählen, dann schaltest du ihn aus. Am nächsten Morgen wird er dir dafür danken.«
    Doranei hob den Kopf. »Bin nich betrunken.«
    Etwas krachte gegen seine Schläfe – und der Tresen zog an ihm vorbei. Dann knallte er auf den Boden. Er versuchte einen weiteren Schluck zu nehmen, aber sein Bier war verschwunden und dieser Verlust schien ihm die letzte Entschlossenheit zu rauben.
    Er stöhnte langgezogen und dann erschlaffte er.
    »Und warum hast du das getan?«, fragte Janna, als sie mit dem Lachen fertig war.
    »Siehst du den Hänfling da an der Tür?«
    »Dieser verirrte Welpe, der dir gefolgt ist? Kann man schwerlich übersehen, Liebling.«

    »Ich hab ihn hergebracht, um mit Doranei zu sprechen. Er hat die Schenken am Hafen abgeklappert und nach der Bruderschaft gefragt.«
    »Bei Tsatachs brennendem Arsch! Der muss ja ganz schön dämlich sein«, rief Janna.
    »Eher verzweifelt, denke ich.« Sebe zuckte die Achseln. »Wie dem auch sei, ich dachte jedenfalls, ich lasse meinen Kumpel hier entscheiden, was ich mit ihm mache, aber jetzt glaube ich, dass er dafür nicht nüchtern genug ist.«
    Er blickte auf Doranei hinab, der sich eine Weile wand, bis er es endlich schaffte, sich aufzusetzen. Es dauerte noch einen Moment, dann erkannte er, dass er nicht blind geworden war, sondern auf die Holzvertäfelung des Tresens starrte. Mit einem geheimnisvollen Lächeln hob der Mann des Königs die Hände und klammerte sich an den Tresen, um sich in eine einigermaßen aufrechte Haltung zu ziehen.
    »Wer hat mich geschlagen?«, murmelte er.
    »Das war ich«, seufzte Sebe. »Ihr Götter, Doranei, in so einem Zustand habe ich dich noch nie erlebt.«
    »Sebe.« Doranei blinzelte einige Male, wobei sein Kopf vor-und zurückschwankte, dann kniff er die Augen zusammen und musterte seinen Freund. Schließlich lächelte er dümmlich. »Bier?«
    »Nein, aber hier ist ein Mickerling, der dich treffen will.«
    »Mickerling?«
    Sebe wies zur Tür. Doranei blinzelte einige Male, um die Augen klar zu bekommen, dann versuchte er den Neuankömmling zu mustern. Er wirkte wie ein Adliger, aber einer, der in letzter Zeit zu oft auf dem Heuboden genächtigt hatte. Auf seinem eingefallenen Gesicht zeigten sich frische Narben, und er wirkte, als sei er am Verhungern.
    Der Mann zuckte zusammen, als Doranei vorschnellte und grollte: »Wer zur Hölle

Weitere Kostenlose Bücher