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Sturmauge

Sturmauge

Titel: Sturmauge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Lloyd
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aber Kam legte ihm beruhigend die Hand auf die Schulter.
    »Nach welcher Sorte von Narr sucht Ihr denn?«, fragte Kam.
    »Wer kann schon einen Narren gebrauchen?«
    Kam unterdrückte ein eigenes Knurren. Das hasste er an den Adligen am meisten: diese ruhige, gefühllose Art zu sprechen, hinter der sie gelernt hatten zu verbergen, was sie wirklich dachten. Dadurch klangen sie immer arrogant, ob sie es nun darauf anlegten oder nicht, und das machte ihn wütend. »Also, wonach sucht Ihr dann?«, wiederholte er.
    »Männer, die schlau genug sind, sich vorgeblich wie Narren zu verhalten.«
    »Es reicht, könnt Ihr nicht einfach klar sagen, was Ihr wollt?«
    Die Frau wandte sich halb dem Mann an der Tür zu. Etwas lief zwischen ihnen ab, aber Kam wusste nicht, was genau es war, und dann schlug sie ihre Kapuze zurück. Darunter kam eine Frau mittleren Alters mit tiefen Falten um die Augen zum Vorschein. Sie trug das Haar kurz, und der einzige Schmuck war ein milchigweißer Perlenanhänger an einer dicken Silberkette. Um ihren Hals war ein rotes Trauerband gebunden.
    »Ich hoffe, ihr vergebt mir, dass ich erst herausfinden musste, mit welcher Art von Männern ich hier spreche, bevor ich meine Geheimnisse aufdecke«, sagte sie leise.
    Kam war überrascht. Ihre Stimme klang angestrengt, und aus ihrer Antwort konnte er heraushören, dass sie fast am Ende war, so dass nicht einmal mehr Jahre der Erziehung ausreichten, um die Gefühle völlig zu verbergen.
    »Das ist Euer gutes Recht«, sagte er eilig. »Aber wir haben hier keinen Vorteil. Ihr kennt unsere Namen und wisst vermutlich auch, woher wir stammen. Und im Vergleich zu uns seid Ihr – meine Ehrlichkeit stößt Euch hoffentlich nicht bitter auf – eine mächtige Frau, und allein darin liegt eine unausgesprochene Drohung.«

    »Ihr glaubt, ich hätte euch hergeholt, um euch zu bedrohen?«
    »Nein, aber die Drohung steht trotzdem im Raum.« Kam hob beruhigend die Hand. »Ich sage nur, wie ich die Sache sehe. Ich bin arm, Ihr seid es nicht. Wenn Ihr einen Auftrag für mich habt, dann ist er gefährlich, und Ihr seid bereit, dafür zu zahlen, aber Ihr seht nicht so aus, als würdet Ihr eine Ablehnung hinnehmen.«
    »Ich hoffe doch, dass meine Informationen über euch etwas umfassender sind«, sagte sie und hielt den Kopf noch einige Momente stolz erhoben, aber dann wurde es zu anstrengend, und sie sank auf ihrem Stuhl zusammen. »Ich stimme euch in dem, was ihr sagt, zu, auch wenn ich es nicht so ausgedrückt hätte. Ihr habt durchaus Recht, ich kann es mir nicht leisten, dass ihr ablehnt, und ich habe Vertraute, die sich eurer annehmen, wenn mir etwas zustößt.« Sie hob den müden Blick wieder. »Aber ich hoffe, dass es nicht dazu kommen muss, darum möchte ich euch folgendes Angebot unterbreiten: Zwanzig Goldkronen für jeden von euch und eure Männer und dazu die Zusicherung, dass jedes Dorf, aus dem sie stammen, in der näheren Zukunft verstärkten Schutz erhalten wird.«
    Kam musste sich erst wieder fassen, bevor er antworten konnte. Dieser Lohn war unfassbar – niemand in seinem Dorf konnte darauf hoffen, in einem ganzen Jahr so viel zu verdienen –, aber es war vor allem der letzte Teil ihrer Aussage, der den Handel schloss. Gleichgültig, was er dagegen einzuwenden hatte, sie alle würden den Auftrag annehmen. Der Schutz für das eigene Dorf war etwas, das man nicht so einfach mit Gold kaufen konnte, vor allem, weil dann Fragen aufkämen, woher das viele Geld stammte.
    »Kronen nützen uns nichts. Die Gemeinen werden nicht mit Gold bezahlt, nur Diebe«, warf Boren ein und sprach damit eine von Kams Sorgen aus.

    Sie lächelte matt. Das war das geringste Problem. »Gut, dann eben vierhundert Silbermonde für jeden.«
    Kam nickte. »Das wird gehen. Aber bei einer solchen Menge Geld ist es sehr wahrscheinlich, dass wir alle dabei sterben – und das Geld nützt meiner Familie nichts, wenn man es meinem Leichnam stiehlt.«
    »Ich schicke euch einen meiner Vasallen, der den Platz eines eurer Männer einnehmen wird. Ihr könnt euren Mann dann mit jeder gewünschten Summe Geld zurückschicken, und mein Vertrauter hier wird alles, was noch übrig ist, nachbringen. Aber wählt einen jungen Mann aus. Dieser Auftrag ist für junge Menschen nicht geeignet.«
    Wieder erahnte Kam Gefühle in ihrer Stimme und erkannte mit einem Mal, dass ihre Worte genau den Kern der Sache trafen. O ihr Götter, kann sie wirklich die sein, für die ich sie halte?
    »Ich will trotzdem nicht

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