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Sturmauge

Sturmauge

Titel: Sturmauge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Lloyd
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zitterten kurz, sie rang um die Beherrschung.
    Er ist ihr einziges Kind, das ist der Grund, warum ihre Versprechen
etwas wert sind. Alles mag wahr sein, was man über sie sagt, aber das ändert nichts daran, dass sie ihren Sohn über alles im Land liebt.
    »Ihr sollt tun«, sagte sie mit gemessenen Worten, »was immer euch möglich ist, um zu helfen. Für den Fall, dass es eine Chance gibt, meinen Sohn zu befreien, habe ich Männer mit Pferden bereitstehen und werde den Rest meines Vermögens darauf verwenden, euch und eure Familien zu unterstützen. Wie es auch ausgehen mag, mein Vertrauter hier wird nicht daran beteiligt sein. Er wird nach Siul zurückkehren und die Truppen aufstellen, die eure Dörfer bewachen. Außerdem wird er die versprochene Bezahlung übergeben.«
    »Ihr glaubt doch nicht im Ernst, dass die Chancen gut stehen, Euren Sohn zu befreien?«, fragte Kam und bereute seine Worte sofort, denn nun begannen die angedeuteten Tränen aus den Augen der Herzogin zu fließen.
    »Daran müsst ihr mich nicht erinnern«, sagte sie, als sie nach einem Augenblick die Fassung wiederfand. »Aber ihr erlaubt mir doch, an meiner Hoffnung festzuhalten? Das ist alles, was ich noch habe.« Sie richtete sich auf, wischte die Tränen jedoch nicht weg. »Es gibt da noch einen anderen Dienst, den ihr ihm leisten könnt.«
    »Nämlich?«, sagte Kam fragend, bis ihm die einzige öffentliche Hinrichtung wieder einfiel, die er bisher gesehen hatte. »O ja, ich verstehe.«
    »Das ist es, was ich von euch verlange«, sagte die Herzogin gestelzt. »Dieser Weißaugenabschaum will meinen Sohn als Verräter hinrichten lassen. Der Prozess stellt ein lächerliches Schauspiel dar, dessen Ausgang bereits beschlossene Sache ist. Ich weiß nicht, was für eine Art von Hinrichtung Lord Isak plant, aber ich bin sicher, dass ihm keine Demütigung zu groß ist. Um, wie ihr wünschtet, klare Worte zu finden: Ich werde für eure Familien tun, was in meiner Macht steht, falls ihr ebenso mit
meiner Familie verfahrt. Wenn ich meinem Sohn nur einen Tod in Würde schenken kann, dann ist es mein Wille, Lord Isak diese letzte Grausamkeit zu versagen, nachdem er neben anderen Verbrechen schon unser Haus geplündert, den Namen unserer Familie besudelt und meinen Bruder getötet hat.
    Ich wählte euch gerade deswegen aus, weil ihr keine Söldner oder Meuchelmörder seid. Ich erwarte nicht, dass auch nur einer von euch dies lebend übersteht, und das wird ihnen zum Verhängnis werden. Sie vermuten nicht, dass jemand ohne Gedanken an die Auswirkungen handelt. Ich weiß, dass ihr nicht sterben wollt. Ich glaube, ihr seid gute Männer, aufrechte Männer. Und ich glaube, dass ihr diese große Gefahr zum Wohle eurer Familien eingehen werdet, und ich verspreche euch hier und jetzt, dass es der Entlohnung keinen Abbruch tut, wenn ihr scheitert und dabei euer Leben gebt …« Ihre Stimme verklang.
    Kam bemerkte, dass er die Luft anhielt, bis sie weitersprach, diesmal mit einer Entschlossenheit, die bis in sein Herz drang.
    »Ihr seid Männer, die alles für ihre Familien tun würden, und ich glaube, darin sind wir uns ähnlich. Ich werde alles daran setzten, eine Ablenkung zu schaffen. Und wenn ich auch nur einem von euch durch meinen Tod die Möglichkeit gebe, seine Kinder wiederzusehen, so werde ich mein Leben mit Freuden geben.«
    »Es heißt, Ihr wäret eine Magierin, da Ihr Pakte mit Dämonen schließt«, flüsterte Boren, und Kam zuckte zusammen, als seine Stimme erklang.
    Die Herzogin schüttelte traurig den Kopf, statt wie Kam erwartete hätte, wütend zu werden. »Diese Macht besitze ich nicht und die Magier, die in meinen Diensten standen, sind alle tot. Ich habe jedoch etwas, das für die nötige Ablenkung sorgen wird, aber ich bin nicht sicher, wie gut es wirken soll, darum mag es sein, dass ich nur dadurch helfen kann, dass ich mich offen zu
erkennen gebe. Rechnet nicht damit, dass es mehr bewirken wird, als dass alle für eine ganz kurze Zeit in eine andere Richtung blicken.«
    Kam warf Boren einen Blick zu und erhob sich. Der Ärger war verflogen.
    »Ich muss die Angelegenheit mit den anderen besprechen. Wenn Euer Mann uns morgen aufsucht, habe ich eine Antwort für Euch.«
    »Danke«, sagte sie mit hohler Stimme. »Einst hätte ich gesagt, dass ich euch für immer in meine Gebete einschließen werde. Aber ich habe nun gar keine Gebete mehr in mir. Ihr seid mein letztes Gebet – ich ertrage es nicht länger, die Götter anzuflehen, die sich doch

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