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Sturmauge

Sturmauge

Titel: Sturmauge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Lloyd
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Ich bat sie also, sich mit dem Sohn des Vettern des früheren Herzogs zu treffen, dessen Familie die beste Mischung aus Anspruch und Macht aufweist. Sein Name ist Sir Arole Pir. Er wurde nach der Schlacht vom ehemaligen Herzog zum Ritter geschlagen, und man erwartet eine große Zukunft für ihn.
    Tila beschrieb ihn als ›charmanten und sehr gut aussehenden Mann‹.«
    »Hah«, grunzte Lokan mit einem breiten Grinsen. »Und meine Frau wird ohne Zweifel das Gleiche sagen! Der ganze Stamm weiß ja, welche Sorte Mann die Dame Tila bevorzugt.«
    Isak lächelte. »Ganz recht. Er mag uns vielleicht alle überraschen und einen guten Herzog abgegeben, aber ich glaube, dass viele ihn etwas zu bequem finden werden.«

    »Es sind schon aus geringeren Gründen Unfälle geschehen«, bemerkte Sempes. »Und sogar mit unserer Zustimmung würden es diejenigen, die vermutlich schon die Wahrheit kennen, nicht hinnehmen. Die Lordprotektoren von Meah mochten es noch nie, die geringeren Vettern in der Familie des Herzogs zu sein, und gemeinsame Ländereien bringen stets Probleme hervor.«
    Perlir nickte zustimmend. Die Lehngesetze der Farlan waren streng. Jeder Herzog beherrschte eine der vier Städte, besaß aber nur wenig Land, darum waren sie stets von einem Lordprotektorat umgeben. Weil ihm der Reichtum einer Stadt zur Verfügung stand, besaß der Herzog oft genauso viel Land im Lordprotektorat wie sein Lord, und Farlan teilten nicht gerne.
    »Lordprotektor Imis wäre darüber noch weniger erfreut«, sagte Isak. »Seine Grenze zum Großen Wald ist länger als jede andere, darum beeinflusst Tirah seine Entscheidungen schon jetzt wesentlich stärker, als ihm lieb ist. Wenn eine Marionette die Herzogskrone aufsetzt, wird er sich beschnitten fühlen.«
    »Eure Lösung?«
    »Oberst Belir Ankremer aus der zweiten lominschen Infantrie.«
    »Lomins Bastard?«
    Wie Oberst Jachen Ansayl, der Befehlshaber von Isaks Leibwache, der ein Bastard des Sayl-Lordprotektorats war, trug auch Oberst Ankremer den Namen der Adelsfamilie, aus der sein Vater stammte. Der alte Herzog hatte jedoch, als Zeichen der Treue zu Bahl, den Namen der Ländereien Kremer und nicht seinen eigenen benutzt. Das war eine Geste, von der sein rechtmäßiger Sohn, Herzog Certinse, sich absetzte, und dies nicht nur einmal, sondern zweimal, indem er nämlich die Namen Lomin und Kremer gleichermaßen zu Gunsten des Namens der Familie seiner Mutter ablegte.

    »Ihr wollt, dass die Farlan erstarken, aber wie soll das möglich sein, wenn Ihr einem Soldaten, der ein Bastard ist, ein Herzogtum gebt?«, wollte Lokan wissen. »Ihr verlasst Euch doch selbst nicht auf göttliche Berufung, sondern haltet Euren Titel mithilfe Eurer Gaben und der Palastgarde. Was sollte Oberst Ankremer daran hindern, in noch stärkerem Maße zu einer Marionette zu werden als Sir Arole?«
    »Er ist einer der besten Soldaten, über die Lomin noch verfügt. Ein Bastard kann nur bei der Infanterie eine Stellung als Kommandant erhalten, weil all die Erben, Marschalle und Ritter sich natürlich der Kavallerie zuwenden, wo es mehr Ruhm zu ernten gibt. Das war der Grund, warum die meisten erfahrenen Offiziere aus adligem Haus im letzten Jahr fielen, als die Kavallerie aufgerieben wurde. Aus militärischer Sicht hat sich das Spiel dort gewendet und die östlichen Lordprotektoren bringen einem erfahrenen Soldaten zumindest Respekt entgegen, weil sie sich meist an der Front befinden. Lesarl berichtete mir, dass Oberst Ankremer eine Reihe von Vorteilen für uns bereithält, nicht zuletzt, weil er ein guter Offizier ist. Jeder Oberst in der Gegend weiß, dass er seinen Mann gestanden hat. Er hat keine ernstzunehmenden Feinde in der Armee und die Legionen des Ostens stehen hinter ihm.
    Außerdem ist der Bastard Herzog Lomins illegitimer Sohn, also nicht der Sproß einer illegitimen Nebenlinie, und der Herzog war sehr beliebt. Die Gerüchte, Herzog Certinse sei nicht Lomins Sohn gewesen, sind wohl unwahr, aber selbst wenn er von reinem Blut sein sollte, hat er viele der Tugenden seines Vaters nicht geerbt. Oberst Ankremer ist in Aussehen und Wesen das Ebenbild seines Vaters, und dies verschafft ihm politische Vorteile, vor allem mit Eurer Unterstützung. Und das Wichtigste: Er ist so willensstark wie sein Vater. Einige Adlige werden sich an ihn hängen, im Glauben, sie könnten ihn manipulieren. Aber Lesarl versicherte mir, dass sie es nicht schaffen werden.«

    Isak machte eine Pause, um Luft zu holen und den Herzögen

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