Sturmauge
Kompliment, auch wenn ich nicht glaube, dass ich der Schönheit Eurer Frau jemals ebenbürtig sein könnte, damals oder heute.«
»Vier Stühle?«, fragte Sempes und setzte sich Lokan gegenüber.
»Es kommt noch jemand dazu«, sagte Isak. »Aber im Augenblick wäre es schön, wenn wir drei uns erst einmal allein unterhalten könnten …«
Beide Männer wirkten misstrauisch, nickten dann aber gleichzeitig und Tila zog sich mit den Leibwachen zurück. Als sich die Tür schloss, setzte sich Isak und musterte die Herzöge eingängig.
»Ich weiß nicht viel darüber, wie ihr zu Lord Bahl standet«, fing er an. »Aber jetzt ist die Zeit gekommen, ungeachtet früherer Probleme neu zu beginnen.«
Die Herzöge wussten natürlich nur zu gut, dass er über ihre Beziehungen zu Lord Bahl bestens im Bilde war. Lesarl hätte ein solches Treffen niemals stattfinden lassen, ohne seinen Lord vorher ausführlich darüber unterrichtet zu haben. Aber sie verstanden, was er damit sagen wollte.
»Im Laufe der nächsten Jahre werden wir bisher ungekannten … nun, nennen wir es einmal Schwierigkeiten gegenüberstehen«, fuhr Isak fort. »Darum müssen wir ein geeintes Land sein, und damit hatten die Farlan in der Vergangenheit immer Probleme.«
»Darf ich offen sprechen, mein Lord?«, fragte Sempes mit einem Mal. Er saß so aufrecht auf dem Stuhl, dass sich Isak fragte, ob er unter dem feinen Zwirn wohl eine maßgefertigte Rüstung trug.
»Natürlich.« Isak überging die ungewöhnliche Direktheit und schrieb sie eher der Vorsicht als einer Art von Feindseligkeit zu.
»Ihr wollt, dass wir Euch öffentlich unsere Unterstützung aussprechen, mein Lord? Ich weiß Eure bisher an den Tag gelegte Höflichkeit zu schätzen – das Treffen so zu gestalten, dass man es leugnen kann. Und auch dass Ihr uns überhaupt um unsere Unterstützung bittet. Ich bin mir wohl bewusst, dass Ihr uns auch einfach bei Eurer Krönungszeremonie hättet zwingen können, uns öffentlich zu Euch zu bekennen. Doch ein Weißauge, das solchen Bedacht zeigt? Ich hoffe, Ihr verzeiht einem alten Mann, dass er dabei Unbehagen empfindet. Ich frage mich, wofür Ihr unsere Unterstützung braucht.«
»Ich verzeihe«, sagte Isak fröhlich. »Die Lage ist einfach, aber – um gänzlich offen zu sein – ich möchte Euch an meiner Seite wissen, weil ich vermute, dass im Land bald nur noch für meine Verbündeten Platz sein wird.« Er hob beruhigend die Hand. »Das soll keine Drohung sein, nur eine Feststellung der Tatsachen. Ich werde in den kommenden Jahren viel von Euch verlangen, und damit die Farlan stark bleiben können, müssen wir alle Opfer bringen.«
»Und die Unterstützung?«
»Ich habe vor, ein Edikt bezüglich des freigewordenen Herzogtums zu erlassen und den nächsten Herzog von Lomin selber zu ernennen, statt der Erbfolge zu entsprechen.«
»Ihr wollt einem Nachfolger sein Amt verweigern?« Herzog Lokan saß vorgebeugt auf dem Stuhl und musterte Isak so eingängig, als könne er die Wahrheit erkennen, wenn er nur gut genug hinsah.
»Ja. Ich habe Euch hergebeten, um Euch meine Gründe vorab zu erläutern, bevor ich öffentlich um Eure Unterstützung bitte. Wenn Ihr bei meiner Krönungszeremonie nicht davon überrascht seid, wird das ein deutliches Signal für die anderen sein. Wenn die Herzoge sich einig sind, werden auch die Lordprotektoren, die bisher noch nicht treu ergeben waren, sich einreihen.«
»Eine treffende Beobachtung.« Sempes nickte. »Aber ich verstehe nicht, warum das Amt verweigert werden muss. Ich hörte, dass es einigen Streit über die Nachfolge gab, aber sobald Disten seine Nachforschungen abgeschlossen hat, sollte eine Einmischung Eurerseits doch nicht mehr nötig sein. Euer Haushofmeister hat Euch sicherlich davon informiert, dass unsere Beziehung keineswegs freundlicher Natur ist. Einige unserer Konflikte wurden öffentlich und darum brauche ich einen guten Grund, um über die Jahre der Feindseligkeiten hinwegzusehen.«
Isak nickte und war sich durchaus bewusst, dass in den Scharmützeln der Städte Tirah, Perlir und Merlat auf allen Seiten Adlige gestorben waren. »Die Verweigerung ist notwendig, weil ich denke, dass Ihr den rechtmäßigen Herzog nicht annehmbar finden werdet.«
»Ach?«
»Lesarl interessiert sich für solche Dinge. Er unterrichtete mich und ich bat die Dame Tila, es genauer zu untersuchen. Sie bemerkte dies sofort. Wenn Tila aber nur einen Blick darauf werfen muss, werden auch andere es bald entdecken.
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