Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sturmauge

Sturmauge

Titel: Sturmauge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Lloyd
Vom Netzwerk:
von den Herzogen zu Isak und zurück. »Ihr Götter, Ihr müsst scherzen.«
    Isak schlug dem Mann auf die Schulter. »›Ihr müsst scherzen, mein Lord ‹«, verbesserte er den Mann lachend. »Aber … davon einmal abgesehen, befürchte ich, dass es kein Scherz ist.«

11

    Isak öffnete die Tür und verharrte noch im Schritt. Er konnte die Feindseligkeit in der Luft spüren, noch bevor er die Kammer betrat. »Zankt ihr schon wieder?«, fragte er.
    Xeliath und Horman funkelten Isak an, während er hereinkam. Sie saßen auf Diwanen, die zu beiden Seiten des Feuers standen und hatten sich mit dicken Decken zugedeckt, auf denen Isaks Smaragddrachen-Wappen prangte. Xeliath wusste am besten, wie sie es sich bequem machen konnte, vor allem, seit ihre Stärke zurückgekehrt war. Horman hingegen konnte sich nicht daran gewöhnen, behindert zu sein – seine verbliebene Hand, die Isak im Tempel des Todes in Scree gebrochen hatte, war nicht sonderlich gut verheilt – und noch weniger zu gebrauchen als die von Xeliath.
    Nach kurzer Verärgerung glätteten sich Xeliaths Züge wieder, und Isak wurde mit einem warmen, strahlenden Lächeln bedacht. »Du siehst so gut aus«, sagte sie auf Farlan, und Isak musste dagegen ankämpfen, wie ein kleiner Junge zu erröten. Er war beeindruckt, wie gut sie die Sprache bereits beherrschte – und dann wurde sie mit jedem Tag auch noch besser.
    Er hatte sich gedacht, dass er vor dem Tagwerk, das aus seiner Krönungszeremonie bestand, noch einmal nach ihnen beiden sehen wollte, aber vielleicht war das nicht der einzige Grund für
sein Hiersein. Heute würde ihn die Synode offiziell als Lord der Farlan bestätigen, darum war er mit einem weißen Wams und einer weißen Hose, die mit Gold und Perlen bestickt waren, angetan. Zudem trug er den gekrönten Drachen auf seiner Brust, einem Motiv, das sich auch auf seinem Mantel wiederfand. Sein Haar war geschnitten und die Wangen sauber rasiert worden. Tila hatte gesagt, er habe noch nie majestätischer gewirkt. Es gefiel Isak, darauf angesprochen zu werden.
    Ihr Götter , dachte Isak spöttisch, wenn ich nicht nach der Annerkennung meines Vaters lechze, versuche ich Frauen zu beeindrucken. Ich kann nicht einmal sagen, was närrischer ist!
    »Sei mal nicht zu selbstzufrieden«, grollte Hormann, als könne er seine Gedanken lesen. Er drehte sich ein wenig und stöhnte dabei auf, aber Isak war erfreut zu sehen, dass seine Wangen wieder rosiger schienen, auch wenn er noch immer erschöpft wirkte und viel zu dünn war. »Diese kleine Schlampe hat das zu jedem Mann gesagt, der sich in der letzten Woche hier hat blicken lassen. Das Mädchen hat deinem edlen Grafen förmlich hinterhergesabbert.«
    Xeliath warf Hormann einen gemeinen Blick zu, aber er lachte sie nur aus.
    »Ha, gefällt dir nicht, wenn ein Mann nicht nach deiner Pfeife tanzt, nur weil du mit den Wimpern klimperst, was? Mädchen, ich habe mich die meiste Zeit seines Lebens mit der Dummheit von dem da herumgeschlagen – euer Weißaugen-Zauber perlt an mir ab.«
    »Stinkender Bauer«, zischte Xeliath und wechselte dann in ihre eigene Sprache, um einen Strom Unflätigkeiten über ihn zu ergießen. Isak brauchte keinen Übersetzer, um zu erkennen, dass die meisten Begriffe eher dem Wortschatz der Soldaten ihres Vaters entstammten als dem der edlen Damen. Die hohen, gestrichenen Fensterläden klapperten im auffrischenden Wind und
erinnerten Isak daran, wie die Umgebung Xeliaths Launen widerspiegelte, wenn sie seine Träume heimgesucht hatte. Er war heute früher schon einmal draußen gewesen – der Regen strömte mit ungewöhnlicher Wut herab.
    »Kaum zu glauben, dass Tila mir geraten hat, euch beide zu trennen«, blaffte Isak. »Ihr würdet euch zu Tode langweilen, wenn ihr euch nicht gegenseitig triezen könntet. Vielleicht sollte ich einmal darüber nachdenken, euch beide aneinanderketten zu lassen.«
    Horman hob den Arm. Der Stumpf war noch immer verbunden. »Deinetwegen könnte ich einfach aus den Ketten herausschlüpfen«, grummelte er.
    »Wie lang muss ich in diesem Zimmer bleiben?«, wollte Xeliath wissen. Ihr Kopf war ungewöhnlicherweise nicht verhüllt. Sonst verdeckte sie ihre zerstörte linke Seite mit einen Schal. »Ich kann dir von größerem Nutzen sein, als wenn ich hier bloß einem Idioten Gesellschaft leiste.«
    Nicht einmal Lesarl konnte sich ausmalen, wie die erregten Kardinäle und Priester darauf reagieren würden, dass Isak das Mitglied eines verfeindeten Stammes

Weitere Kostenlose Bücher