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Sturmauge

Sturmauge

Titel: Sturmauge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Lloyd
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von jedem anderen adligen Farlan auch erwarte – vielleicht mehr, weil ich hier einen Krieger ausgewählt habe und Krieger kann man die anderen Herzöge, Sempes und Lokan, ja nicht nennen.«
    »Ich …« Belir senkte den Blick. »Vergebt mir meine Offenheit, mein Lord, aber es fällt mir schwer, eine Ehre anzunehmen, die so leichthin verliehen wird.«
    Isak grinste. »Gut. Wenn Ihr kein misstrauischer Mistkerl wäret,
nütztet Ihr mir auch nichts. Jetzt erhebt Euch also und setzt Euch auf Euren Platz. Ihr solltet diese wenigen Momente der Ruhe genießen, denn es gibt in Lomin viel zu tun. Erinnert Euch stets an das Folgende, da es äußerst wichtig ist: Nur zusammen werden wir das, was uns droht, überleben können.«
    Der Herzog erhob sich und trat einen Schritt zurück, dann legte sich ein seltsamer Ausdruck auf seine Züge. »Ich gebe nicht vor, Eure Entscheidung zu verstehen, aber ich bin ein Soldat, und solange Ihr von mir verlangt, dem Stamm zu dienen, werde ich folgen«, sagte er und verbeugte sich erneut.
    »Das freut mich zu hören«, sagte Isak lächelnd. »Und jetzt tretet beiseite, denn ich vermute, dass der Oberste Kardinal Echer einige Forderungen hat.«
    Kaum hatten Lokan und Sempes den neuen Herzog unter Beachtung aller Rituale begrüßt, trat Haushofmeister Lesarl vor und setzte sich rechts neben Isak auf einen Hocker, den man dort bereitgestellt hatte. Isak kannte die meisten Männer in dem Raum nicht, und indem Lesarl nah genug war, um ihm ihre Namen zuzuflüstern, war er auch nah genug, um bei den Gesprächen mitzumischen.
    Der Oberste Kardinal vergaß seine Rolle im Zeremoniell nicht. Während die Herzöge Isak ihre Schwertgriffe hingehalten hatten, damit er sie ergreifen konnte, sofern er dies wünschte, kniete Echer sich hin und bot ihm den übergroßen Ring an, der Nartis’ Schlange darstellte, die sich um ein Szepter ringelte. Isak fiel auf, dass die Lapislazuli-Platte Nartis’ Münze an Morghiens Omenkette auf verdächtige Weise ähnelte.
    Ich würde es Morghien durchaus zutrauen, dass er die Münzen für seine Kette gestohlen hat. Isak schmunzelte innerlich, doch das verging ihm, als er dachte: Wie viele Priester werde ich töten müssen, um den Bürgerkrieg abzuwenden? Genug, um mir eine eigene Kette zu fertigen?

    »Oberster Kardinal, ich danke Euch für Euren respektvollen Gruß«, sagte Isak, »aber ich hörte, dass in Euren Diensten Männer stehen, die den Göttern, denen sie vorgeblich dienen, Schande bereiten.«
    Echer blieb auf den Knien, zog aber die Hand zurück und sah zu Isak auf. »Viele Eurer Untertanen bereiten den Göttern Schande. Ich kann meinen Pönitenten nicht gerade vorwerfen, dass sie mit Eifer daran gehen, dem Volk seine Fehler aufzuzeigen.«
    »Eifer ist ja schön und gut, Oberster Kardinal, aber wenn die Palastgarde Kämpfe auf den Straßen Tirahs verhindern muss, dann geht er wohl zu weit. Mit wurde berichtet, dass in vielen Städten bereits wahrhaftig Blut vergossen wurde.«
    »Überall gibt es Sünder«, spie Echer aus. »Und es ist besser, dass ihr Blut vergossen wird, als dass sie die Götter noch weiter schmähen.«
    Isak atmete tief durch. In Echers Augen lag ein irres Funkeln, das Isak nur zu gerne ausgelöscht hätte. Er wusste, dass er eine weitere Entwicklung des gegenwärtigen Zustandes nicht zulassen durfte – sobald sich eindeutige Lager gebildet hatten, liefe es aus dem Ruder. Das sogenannte Religionsgesetz des Landes war eine Mischung aus Edikten, geschichtlichen Ereignissen und Mythen, die erst noch ausgedeutet werden mussten. Und doch hatte der Oberste Kardinal keine klaren Vorgaben gemacht, von den offensichtlichen einmal abgesehen – Achtung des Gebetstages, Verdammung der Tavernen und der Hurenhäuser. Dennoch war Lesarl davon überzeugt, dass die seltenen Verkündigungen Echers einem Plan dienten.
    »Die Kulte haben keine rechtliche Autorität«, sagte Isak bestimmt. »Und doch haben Eure Soldaten im Namen der Götter angegriffen und getötet. Sie haben kurzen Prozess gemacht und die Strafe selbst ausgeführt. In Chrien soll eine Schenke angezündet
worden sein, und nur die Ankunft der Wachmänner sorgte dafür, dass die Brandstifter die Leute nicht am Verlassen der Taverne hinderten.«
    »Bedauerliche Vorfälle«, sagte Echer, doch sein Gesichtsausdruck erzählte eine andere Geschichte. »Aber sie zeigen den Willen des Volkes. Die Menschen lassen nicht mehr zu, dass die Gebote der Götter gebrochen werden. Sie wollen auch nicht mehr,

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