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Sturmbote

Sturmbote

Titel: Sturmbote Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Lloyd
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flammenden Eiern! Wenn Ihr die Antwort darauf nicht kennt, so habt Ihr wenig zu verlieren – oder vielleicht seht Ihr auch einfach nur das Offensichtliche nicht.«
    Vesna griff hinter sich, holte den Helm hervor, lächelte dem mürrischen Sergeant zu und sagte: »Vielleicht hast du recht.«
Dann setzte er den Helm auf, gab mit dem Schwert das Signal und trieb sein Pferd an. Das Tier preschte auf das offene Feld und Vesnas Männer folgten ihm mit lauten Rufen.
     
    Mit Blut und Schlamm besudelt bahnte sich Vesna einen Weg zwischen den Toten und Sterbenden. Während er über die aufgerissene Erde des Schlachtfeldes ging und festen Boden zwischen den Leichen suchte, fühlte es sich an, als wolle das Feld ihn zu Boden ziehen und zu einem weiteren Opfer machen.
    Er stolperte und sein magisches Schwert sank handtief in den Boden ein, bevor es auf einen Stein traf und mit einem Ruck innehielt. Der Graf riss die Waffe heraus und stapfte weiter, das Gesicht ausdruckslos. Der Kampf war schnell und gnadenlos gewesen, und jetzt hörte er nur noch die Rufe der Verwundeten und die Schreie derer, die zu schwer verletzt waren, und denen man den Gnadenstoß gab. Eine Gruppe Söldner hatte, von den Begebenheiten in eine Ecke gezwungen, bis zum Letzten gekämpft und sich nicht einmal ergeben, als ihre Schilde gesplittert, die Speere verloren und die Äxte stumpf geschlagen waren.
    Wer nicht im Kampf gefallen war und über den Fluss fliehen wollte, war niedergeritten worden. Die Tor-Milist-Soldaten hatten jeden, den sie erreichen konnten, verfolgt und getötet. Wenn sie den Rücken des Feindes vor sich hatten, waren sie deutlich mutiger als im Kampf Mann gegen Mann.
    Vesnas Miene verfinsterte sich weiter, als er erkannte, dass diese Söldnerlegion die Brache überlebt hatte, nur um hier in einem simplen Hinterhalt zu fallen.
    Er bemerkte etwas aus dem Augenwinkel und eilte vorwärts. Sergeant Tael starrte, an einem Söldner lehnend, der mit dem Gesicht im Schlamm und einem Jagdmesser im Hals dalag, in den Himmel. Vesna schöpfte Hoffnung, denn das Messer gehörte Tael. Der Sergeant hatte zumindest genug Kraft gehabt, um sich zu
verteidigen. Der Graf steckte das Schwert weg und sank neben Tael auf die Knie. Vesnas Metallrüstung knarrte – und das weckte den Sergeant, der aufstöhnte.
    »Tael, mach die Augen auf«, befahl Vesna eindringlich. Langsam kam der Mann dem Befehl nach, blinzelte verwirrt in den Himmel, dann sah er Vesna an. Der Sergeant trug nur ein Lederwams mit Eisenbeschlägen, die wenig Schutz gegen Stichwunden boten. Aus seinem Bauch ragte ein Stück blutbeschmierten Holzes. Ein Grashalm klebte am gesplitterten Ende, und ohne nachzudenken wischte ihn Vesna weg, was den Sergeant schmerzerfüllt aufschreien ließ. Der Schaft war viel zu dick für einen Pfeil, es musste sich also um einen Speer handeln, dessen Klinge Taels Leib offenbar zum Großteil durchdrungen hatte. Vesna hatte genug solcher Wunden gesehen, um zu wissen, dass Tael sie nicht überleben würde.
    »Wie kannst du dich von einem Speer aufspießen lassen, du alter Mistkerl?«, murmelte Vesna. »Du warst mitten im Getümmel, hast gebrüllt wie Tsatach selbst. Wenn du beim Sturmangriff getroffen worden wärest, hättest du es nicht so weit geschafft.« Er blickte sich um. Fluss und Wald trafen sich hinter einigen Weiden, keine fünfzig Schritt entfernt. Hier hatten Kämpfer so dicht gestanden, dass die Soldaten beim Ausholen beinahe ihre Kumpanen getroffen hatten.
    Die Lider des Sergeants flatterten, dann wurden seine Züge wieder von Stärke erfüllt. »Hat mich erstochen«, flüsterte Tael. »Der Kerl lag am Boden und ich hab mich um seinen Kameraden gekümmert. Hab ihn gar nicht bemerkt. Haut direkt unter meinem Schwert durch – hab ihn erst gesehen, als ich draufgefallen bin.«
    Vesna legte eine Hand auf Taels Schulter und spürte diese vertraute, beißende Mischung aus Bedauern, Beschämung und Erleichterung in seinen Gedärmen rumoren. Er hatte ein Leben
voller Tod hinter sich gebracht und wusste um die Bedeutung eines vertrauten Gesichts, einer freundlichen Berührung und einer Stimme, die mit einem sprach – auch wenn es nutzlos war. Er drückte Taels Hand und dieser erwiderte den Druck schwach.
    Unwillkürlich erinnerte er sich an die Worte des Sergeants: I ch freue mich schon darauf, eine ganze Meute der kleinen Scheißer auf meinen Knien reiten zu lassen, bevor ich verrecke.
    Was sollte er dem Mann jetzt sagen? Dies war nicht ihr Krieg, sie

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