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Sturmbote

Sturmbote

Titel: Sturmbote Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Lloyd
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Mayel hatte diesen verkniffenen Gesichtsausdruck hassen gelernt. Seit es so heiß war, konnte man dem Abt nichts recht machen, obwohl sich Mayel wirklich bemühte.
    »Jeder zahlt für seine Unterkunft, Vater, und nicht jeder wird dabei so gut beschützt wie wir. Die Leute wissen, dass seine Männer ein Auge auf uns haben. Darum lässt man uns auch in Ruhe, ganz wie Ihr es wünschtet. Unsere Schuld ist trotz der Arbeit, die ich für Shandek leiste, noch lange nicht abgegolten.«
    »Sollten wir uns wirklich so bei jemandem verschulden?«, fragte der Abt verdrossen.
    »Ich denke, Shandek betrachtet uns als sichere Anlage, denn ich bin Teil seiner Familie und Ihr ein Hohepriester. Vielleicht
glaubt er, es gäbe im Kloster Geld zu holen, weswegen er sicherstellen muss, dass wir unbeschadet dorthin zurückkehren.«
    »Aber was für einen Nutzen sollte Geld im Kloster haben?«, fragte der Abt verwirrt. »Wie dem auch sei, der Prior jagt uns noch immer, und ich weiß nicht, ob ich im Augenblick stark genug bin, um ihm standzuhalten – schon gar nicht, wenn er sich wirklich mit einem Dämon zusammengetan hat.«
    »Aber er kann nicht auf Leute vorbereitet sein, die er noch nie zuvor sah.« Mayel zögerte, doch andererseits … Nun, der Abt hatte sicher schon vermutet, dass Shandek in Verbindung mit Verbrechern stand. »Shandek hat seinen Leuten wegen Dohle Bescheid gegeben. Er wird sich hier nicht blicken lassen können  – es gibt genug Leute, die sich das vom Tempel Tods ausgesetzte Kopfgeld für Dämonenanbeter holen wollen.«
    »Mayel«, sagte der Abt scharf und ließ den Löffel fallen. »Du klingst, als wüsstest du, dass Prior Corci in der Stadt ist. Ist er das?«
    Der Novize murmelte: »Nun …«
    »Mayel!«, schrie der Abt. »Hast du ihn gesehen? Gnädiger Vellern bewahre, hat er dich gesehen? Heute? Könnte er dir hierher gefolgt sein?«
    »Vater Abt, beruhigt Euch«, unterbrach ihn Mayel eilig und versuchte den alten Mann zur Ruhe zu bringen. »Ich habe ihn nicht gesehen.«
    »Was ist es dann?«, sagte er, noch immer zitternd. »Ich spüre doch, dass du mir etwas vorenthältst.«
    »Ich dachte, ich hätte Dohle gesehen, als ich mit Shandek im Theater war«, gab er zu. »Aber wirklich gesehen habe ich gar nichts. Da war eine Bewegung im Schatten, das ist alles, und ich habe mich ins Bockshorn jagen lassen.« Beschämt fuhr er fort: »Seitdem habe ich das Gefühl, jemand beobachtet mich. Aber ich schwöre, ich habe ihn nie gesehen.«

    »Du hättest ihn hierherführen können«, betonte der Abt. Seine Stimme wurde durch die Angst zu einem Jammern.
    »Hatte ich denn eine Wahl?«, wollte Mayel wissen, während sich der Abt erhob und dabei in der Eile seine Schüssel mit Eintopf vom Tisch stieß.
    »Ich muss mich vorbereiten«, sagte Abt Doren vor sich hin. »Es gibt so viel zu tun, bevor er mich findet«, sagte er und öffnete die marode Tür, die zur Treppe in den Keller führte. Bevor sich Mayel auch nur rührte, war er schon hindurch. Ein gedämpfter Knall von unten wies darauf hin, dass der Abt die Tür hinter sich zugeworfen hatte.
    Mayel blickte auf die Sauerei am Boden und seufzte. Er kratzte die Überreste des Eintopfs und die Tonscherben von den Dielen und füllte die Reste seiner Portion wieder in den großen Topf, der über dem Feuer hing. Für heute hatte er den Appetit verloren.
    »Sei’s drum, ich finde auch etwas Besseres zu tun«, grollte er und stieß die Küchentür auf. Davor zeigte sich die nächtliche Stadt, und zwar ebenso von Schweiß und Dreck bedeckt wie er selbst. Scree war nie schön gewesen und durch die unnatürliche Hitze, die alles verdörrte, stank es in den Straßen nach aufgedunsenen Leichen. Er trat die Tür zu und verschwand in der Nacht.
     
    Doranei sprang von der Mauer und ging im Schatten in die Hocke. Er hielt den Atem an, um auf Verfolger zu lauschen. Er musterte den zehn Schritt messenden Hof, während er zwanzig Herzschläge lang abwartete. Das Haus, das den Hof auf zwei Seiten begrenzte, blieb dunkel. Aus einigen Blumentöpfen hingen verdorrte Stengel und wiesen ebenso wie der halbleere Steinteich, aus dem vier steinerne Forellen hervorragten, darauf hin, dass dieses Haus für den Sommer verlassen war. Es gab hier keine
Wache, also konnte ihn auch niemand an die Stadtwache Screes verraten, die ihn verfolgt hatte.
    Jetzt hörte er sie nicht mehr. »Verdammt«, murmelte er und wischte sich Staub von den Händen. Normalerweise war er froh, wenn er der Wache so leicht

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