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Sturmbote

Sturmbote

Titel: Sturmbote Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Lloyd
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erinnerte, blickte zu Isak und wies auf seinen Helm. »Mein Lord?«
    Das Weißauge lächelte, denn er erinnerte sich an ein Sprichwort, das er einmal gehört hatte: Tradition herrscht über die Farlan, nur der Lord sagt allen, was zu tun ist. Er nahm die blaue Maske vom Gürtel und zog sie über, dann hob er den Helm, dessen Oberfläche einem Zerrspiegel glich, über den Kopf. Selbst an einem so trüben Tag warf er das Licht auf seltsame Weise zurück. Isak war froh, dass nur seine Feinde den Anblick
dieses seelenlosen Gesichts ertragen mussten. »Meine Herren, die Helme.«
    Isaks Truppe hatte bereits Verluste zu beklagen, acht Tote und drei Schwerverletzte, die in Narkang zurückgeblieben waren, darum fiel die Abwesenheit der drei Späher umso stärker auf. Vor allem die Anwesenheit Mihns, der Isak wie ein Schatten folgte, wirkte stets beruhigend. Jetzt, da er fehlte, fühlte sich Isak auf eigentümliche Weise verletzlich.
    Er sah sich um. Sein Blick traf auf Carel, der die Ersatzpferde so hintereinander anseilte, dass sie im Notfall zurückgelassen werden konnten. Der alte Soldat wäre sicher nicht dankbar, wenn er es vorschlug, aber es wurde höchste Zeit, dass er sich zur Ruhe setzte. Er erschien Isak jetzt zu klein für den Plattenpanzer, als habe die verfließende Jugend den Mann einige Fingerbreit schrumpfen lassen. Dafür war der Kampf in Narkang Beweis genug gewesen. Carel war noch immer gut mit dem Schwert, daran gab es keinen Zweifel, aber lange Stunden des Kampfes in schwerer Platte waren für jeden anstrengend. Carel hatte die Erschöpfung dieses Mal beinahe umgebracht.
    Wenn wir Tirah erreichen, werde ich mit Lesarl einmal über Witwen mit großen Anwesen sprechen, die Enkel haben, die er angrummeln kann, dachte er.
    »Lord Isak hat recht. Der Wald ist zu still«, sagte Morghien, während Vesna und Carel Tila samt ihrer Anstandsdame dabei halfen, sich Schilde auf den Rücken zu schnallen. Die beiden besaßen natürlich keine Rüstung. Die Wahrscheinlichkeit, dass bei einem Hinterhalt leichte Kavallerie eingesetzt wurde, war hoch, und die Schilde würden gegen Langbogenbeschuss nichts taugen. Aber kleinere Angriffe könnten sie abhalten.
    »Die Stille könnte uns nützen«, sagte der Graf. »Es ist windstill, also tragen die Geräusche weit und für einen Angriff brauchen sie schon mehr als ein Regiment – nachdem man Lord Isak
im Kampf gesehen hat, ist offenbar, dass sich jeder Trupp mit weniger als einhundert Mann in große Gefahr brächte.«
    »Vesna, such uns einen Ort, den wir gut verteidigen können«, blaffte Isak, den Blick auf die Bäume vor ihnen gerichtet. Er konnte dort draußen irgendwo eine Bewegung spüren, eine Bewegung und Augen, die sie beobachteten. Es war Magie im Spiel, aber das hier war ein Raubtier, und die Tiere des Waldes hatten dies erkannt.
    Sie schlugen sich durch eine Reihe hochgewachsener Eschen auf offeneres Gebiet. Eine sanfte Neigung führte zu einem Fluss, der zur Linken hinter einem Hügel verschwand, doch der Boden hier war dicht mit verflochtenen Weißdornbüschen bewachsen. Niemand musste Isak erklären, dass dies die falsche Richtung war. Hier hätte sie der Feind im Nu in die Enge getrieben.
    »Dort, wo der Fluss weiterführt, sollte es felsigen Grund geben«, sagte Vesna und wies nach rechts. »Achte auf den Boden. Diese Büsche dort verbergen vermutlich einen steilen Abhang. Wir halten auf diese felsige Stelle zu, und wenn sich dort keine Gefahr offenbart, bewegen wir uns zu den Bäumen jenseits des Baches und suchen unsere Späher. Wir sollten uns beeilen. Wenn sie uns mit Kavallerie auf offener Fläche erwischen, haben wir keine Chance.«
    Die Pferde fielen geschlossen in schnellen Trab. Isak saß aufrecht und angespannt im Sattel, bemühte sich, über das Klappern der Rüstungen und das Hufgetrappel auf dem harten Boden hinweg etwas wahrzunehmen. Verärgert zog er an den Zügeln, damit der ungeduldige Toramin nicht vorpreschte, und dabei streifte sein Arm den in seiner Brustplatte eingelassenen Schädel. Er erinnerte sich an die Kraft, die ihm diese Gegenstände schenkten. Die Schädel, vom letzten König der Elfen für den Großen Krieg gefertigt, ermöglichten den Zugriff auf mehr Magie, als ein Sterblicher normalerweise heraufbeschwören könnte. Mit Hilfe
eines Kristallschädels konnten sogar die Götter des Pantheons des Höheren Kreises getötet werden – da sollten sie ihm doch wohl erlauben, seine Sinne für das Land um ihn herum zu öffnen,

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