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Sturmbote

Sturmbote

Titel: Sturmbote Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Lloyd
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während sie nach einer Deckung suchten.
    Isak legte die Finger im Kettenhandschuh auf den Schädel und fühlte trotz der Schicht aus verzaubertem Silber, die seinen ganzen Körper einhüllte, sofort eine freudige Erregung in sich aufwallen. Die Kraft, die er spürte, war einfach furchterregend – er hatte sich nicht getraut, mit den Schädeln herumzuprobieren, wollte damit warten, bis er sicher im Palast zu Tirah war. Aber jetzt hatte er keine andere Wahl. Er achtete darauf, nur einen dünnen Faden Magie aus dem Artefakt in seinen Körper sickern zu lassen, aber dieser Bruchteil reichte aus. Wie ein Seidentuch legte sich ein Gefühl für das Gelände, das ihn umgab, über seinen Geist. Der Wind, der durch die dicken Grashalme auf dem Abhang rauschte, ließ ihn erschaudern, und das kühl dahinströmende Wasser schnitt scharf in seine Seele. Er wandte sich den Bäumen vor ihnen zu, und plötzlich ertönte ein Geräusch in seinen Ohren: Hufschläge und das Klimpern von Metall.
    »Reiter voraus«, rief er ruhig. »Sie kommen schnell näher. Der erste Trupp folgt mir, Kampfformation.«
    Aryn Bwr regte sich gierig in Isaks Geist, doch er schob ihn wütend hinaus. Dies war Isaks Kampf, und er wollte durch nichts davon abgelenkt werden. Er trieb Toramin an, der Rest folgte in zwei Gruppen. Die eine blieb ihm auf den Fersen, die andere ließ sich fünfzehn Schritt zurückfallen, damit sie Bewegungsfreiheit hatten. Sie waren dem Bach nun näher als dem fernen Waldrand, und nach fünfzig Schritt erblickte Isak das Erhoffte: große Felsen durchbrachen den Hang und eine scharfkantige Wand aus Fels und Erde erhob sich, so dass die Fläche, auf der gekämpft werden konnte, nurmehr zwanzig Schritt maß und es für eine Kavallerie keine Möglichkeit gab, sie zu umzingeln.
Eiben mit niedrigen, ausladenden Kronen standen auf dem Hügelkamm und Isak erkannte, warum Vesna diesen Bereich erwählt hatte. Ihre Angreifer waren beritten, und es schien sehr wahrscheinlich, dass Männer der Kavallerie nicht so bald auf die Idee kamen abzusteigen und sich zu Fuß von hinten zu nähern.
    Als sie den Fluss erreichten und sich daran machten, ihn zu durchqueren, brachen zwei Reiter in vollem Galopp durch die Bäume vor ihnen. Einer stellte sich in den Steigbügeln auf, kaum dass er sie erblickte, und rief so laut er konnte: »Reiter hinter uns! Soldaten aus Tildek und Lomin!«
    Isak ballte die Faust. Das war die ganze Certinse-Familie. Wie lange hatten sie schon auf diese Gelegenheit gewartet?
    Sie erreichten die Kluft im Hügel und Isak führte Toramin in eine enge Drehung, um sich anzusehen, wo sie Stellung beziehen würden. Der Ort war nicht der günstigste, aber es gab scharfkantige Felsen, die einen Sturmangriff verhindern würden und zumindest etwas Deckung gaben. Die beiden Späher, Jeil und Mihn, erreichten sie in halbsbrecherischer Geschwindigkeit. Ihre Ponies wurden kaum langsamer, als sie die größeren Jagdpferde erreichten. Erst als sie zwischen ihnen Platz fanden, wurden sie langsamer und wendeten. Beide Männer wirkten angestrengt und keuchten.
    »Borl ist von einem Pfeil aus dem Sattel geholt worden«, japste Jeil. »Wir sahen Banner von mindestens zwei Regimentern leichter Kavallerie.« Er schnappte nach Luft, versuchte für den bevorstehenden Kampf wieder zu Atem zu kommen und seine Worte im Zaum zu halten. Waldläufer waren sich über die Maßen treu, und Jeil tobte innerlich, weil er dem Bogenschützen vor ihrer Flucht nicht die Kehle hatte durchschneiden können.
    »Keine Leibwache, keine Edlen, aber ich konnte weitere Kavallerie hören, nicht weit entfernt.« Mihn hatte sich deutlich besser im Griff. Der eilige Ritt hatte eine Regung in sein sonst wie in
Stein gemeißeltes Gesicht gebracht. Nun wirkte er lebendig, war nicht mehr nur der stumpfe Abglanz eines Mannes.
    »Zwei Regimenter und vermutlich fünfzig Mann der Leibgarde«, riet Vesna. »Nun denn, Lanzen in den Boden, bildet einen Speerwall. Haltet die Spitzen hoch. Wenn sie sehen, was wir vorhaben, zögern sie vielleicht.«
    Isak nickte. »Und ich muss diese verdammten Magier finden.«
    Er öffnete sich erneut dem Rinnsal der Macht und sandte seine Sinne suchend aus, doch diesmal mit einer Absicht, die der Schädel der Jagd freudig unterstützte. Die Verfolger erreichten den Waldrand in dreihundert Schritt Entfernung, hielten dort jedoch an. Isak drang weiter vor, spürte noch mehr Leiber und nahm an bestimmten Stellen den herben Geruch der Pferde im Wind wahr. Darin

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