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Sturmbote

Sturmbote

Titel: Sturmbote Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Lloyd
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war es kühler und bedeckt. Große, aufgewühlte Wolken, die zum Horizont hin dunkler wurden, kündeten von Regen. Sie begaben sich auf den Waldpfad und ritten meist schweigend, weil alle im Trupp auf das Knacken von Ästen und das Donnern von Hufen lauschten, das auf Verfolger hindeutete. Sie reisten vom Fluss weg geradewegs nach Norden, an der Grenze von Tor Milist entlang zu den Ländern, welche die Farlan als ihr Eigen ansahen. Ihr Ziel war nun das Lordprotektorat Saroc. Es wurde eine längere Reise, aber auf diese Weise vermieden sie die offensichtlichen Wege nach Hause.
    Ein Blick auf die Karte offenbarte, wo die Gefahr lauerte: Am Fluss, dem sie bis zur Grenze zwischen Nerlos und dem Lordprotektorat Tildek gefolgt waren, dem Sitz der unangemessen mächtigen Familie Certinse. Lordprotektor Tildek und sein Neffe, der Herzog von Lomin, würden Lord Isak nur zu gern mit wenigen Wachen erwischen, bevor der junge Mann Tirah erreichen und seinen Anspruch geltend machen konnte. Dann hätten sie nur noch das Problem zu entscheiden, wer von ihnen König werden sollte.
    Morghien ritt am Rand der Gruppe und hielt sich ungelenk auf einem der Ersatzpferde, die Augen auf den führenden Geist gerichtet. Da er für Wisten Fedei nichts mehr tun konnte, war
Morghien Isaks Vorschlag gefolgt, sie stattdessen nach Tirah zu begleiten. Er war kein besonders guter Reiter, und die Unbequemlichkeit verschlechterte seine Laune noch weiter, je länger sie ritten.
    Isak hatte sich Sorgen gemacht, dass der Wald zu still war, aber am frühen Nachmittag, als sich die Bäume ausdünnten und vom vertrauten Anblick der von Weideland umgebenen Haine und Dickichte abgelöst wurden, aus denen große Teile der Farlangebiete bestanden, wirkte das Land wie ausgestorben. Sie hatten grasende Schafe und Rinder erwartet und doch bisher noch nicht einmal einen Hasen erblickt. Kein Vogelsang lag in der Luft. Isak hatte genug Zeit allein in der Wildnis verbracht, um zu wissen, wie ein stiller Tag klingen sollte. Dies hingegen war die Stille, die einem jagenden Raubtier folgte.
    »Wir haben den Langbogenfluss vor zwei Stunden überquert«, sagte er in die Stille hinein. »Wir hätten längst auf jemanden treffen sollen.«
    Isak ritt, ebenso wie seine Soldaten, in voller Rüstung, der Helm ruhte im Schoß. Jeil und Borl, die Waldläufer, kundschafteten mit Mihn den Weg vor ihnen aus. Isak hielt es für unmöglich, dass jemand sie alle drei überraschen könnte, trotzdem fühlte er sich mit der Hand auf dem Schwertgriff besser. Etwas rumorte in seinem Hinterkopf. Er sah sich erneut um: Es gab nicht viele Stellen in der Nähe, an denen sich jemand verstecken konnte, und doch fühlte er sich beobachtet.
    »Glaubt Ihr, wir laufen in eine Falle?«, fragte Tila hinter ihm. Isak drehte sich im Sattel herum und schenkte ihr ein Lächeln, von dem er hoffte, dass es beruhigend wirkte. Die erhoffte Wirkung blieb aus. Tila rümpfte die Nase und sah beiseite.
    »Ich hoffe nicht«, sagte er. »Ich habe nur das Gefühl, dass uns jemand ausspioniert.« Ein Schauder rann wie eine geisterhafte Berührung über seinen Rücken, er zuckte zusammen und musste
sich erneut umschauen. »Beachte mich einfach nicht, Tila. Ich bin nur ein Narr. Ich würde die Hand für unsere Späher ins Feuer legen.«
    »Manche Dinge kōnnen sie nicht sehen«, sagte Morghien gedankenverloren. Er schloss mit nachdenklichem Blick die Augen. »Ist es Magie, was du spürst?«
    »Ich …« Isak verstummte. Einmal mehr machte ihm seine mangelnde Erfahrung einen Strich durch die Rechnung. »Ich weiß nicht genug darüber, um sicher zu sein.«
    »Isak«, sagte Carel mit entschlossenem Ausdruck. »Was sagen dir deine Instinkte? Nein, denke nicht darüber nach – versuch nicht, Magie einzusetzen oder etwas, mit dem du nicht vertraut bist. Ich kenne dich und vertraue auf deine Instinkte. Sag mir jetzt: Glaubst du, dass wir beobachtet werden?«
    Isak nickte. »Ich glaube schon.«
    »Gut.« Carel bedeutete dem Zug mit erhobener Hand anzuhalten. »Helme auf, Lanzen heraus. Ersatzpferde hinter uns. Tila, Dame Daran, bleibt in der Mitte – und Morghien, du bleibst bei ihnen, was auch immer passiert. Diese Mistkerle spionieren uns wohl mit Hilfe eines Magiers aus, was bedeutet, dass man uns angreifen wird. Und wenn das geschieht, will ich, dass du die Frauen in Sicherheit bringst. Du bist kein kampferprobter Ritter, also können wir in einem Kampf auf dich verzichten.«
    Er verstummte, als er sich an die Etikette

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