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Sturmbote

Sturmbote

Titel: Sturmbote Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Lloyd
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können, die den zur Ablenkung ausgeschickten Truppen folgen.«
    »Aber sie sind da«, sagte Isak bestimmt. Er strahlte im Dunkel so sehr, dass er sich umso verletzlicher fühlte. Die Monde standen hoch und hell am Himmel und fernab der Wolken, die sich über den Horizont erstreckten. Ihr Licht spiegelte sich in den offen getragenen Rüstungen der Farlan-Soldaten. »Sie halten sich
vermutlich von den Fyshtrall-Soldaten und vielleicht auch noch von lebenden Magiern fern.«
    »Die gute Nachricht ist, dass einer der Späher gesehen hat, wie Truppen vom Roten Palast aus zum Prinzessinnentor marschiert sind, vermutlich um es zu sichern, bevor man die Stadt verlässt.«
    Isak nickte. »Stolz. Ohne Scree ist der Zirkel am Ende. Siala wird die Stadt erst im letzten Augenblick im Stich lassen. Sie wird nämlich dann erst gehen, wenn es keine andere Möglichkeit mehr gibt und ganz sicher will sie weder den Geweihten noch den Farlan in die Arme laufen. Sie hat sich über die Nachricht, dass wir die Stadt betreten haben, ganz gewiss gefreut.«
    »Wir haben die Ablenkung zur Südseite des Palastes geschickt, nah genug, um Siala von einer Flucht abzubringen.«
    Die Vorhut bestand aus einer Division leichter Reiterei, die von Lordprotektor Torl angeführt wurde. Das Klappern der Hufe auf dem Kopfsteinpflaster würde die Menschenmenge auf jeden Fall wie geplant anlocken. Isak vertraute darauf, dass seine Leute durch jede nicht ganz vollgestopfte Straße würden reiten können.
    Er drehte sich zu den Soldaten hinter ihm um. Zu denen, die von Anfang an mit ihm in Scree gewesen waren, hatten sich jetzt ein Regiment Geister und die Lordprotektoren von Saroc, Nelbove und Fordan gesellt. Sie waren die Ersten gewesen, die darum gebeten hatten, ihn begleiten zu dürfen. Andere waren dem Vorbild schnell gefolgt, aber er hatte sie zurückgewiesen und auch diese ersten drei erst mitgenommen, nachdem Tila ihm ins Ohr geflüstert hatte, dass sie verzweifelt versuchten, ihm ihre Treue zu beweisen. Da hatte Isak zum ersten Mal seit langer Zeit wieder laut gelacht. Sogar hier und jetzt betrieben diese Männer noch Spielchen, dachten über Gefolgschaft, Respekt, und sogar über Herrscherhäuser nach. Erst der Blick auf Lordprotektor Fordans Gesicht hatte sein Gelächter zum Verstummen gebracht. Dieser Mann war bereit, sein Leben zu riskieren, um zu beweisen,
dass er ebenso aufrichtig war wie sein Vater. Niemand verdächtigte ihn, aber er musste es trotzdem tun, um selbst das Gefühl zu haben, mit Stolz das Erbe seines Vaters antreten zu dürfen.
    »Wie weit ist es bis zum Palast?«, fragte Isak.
    »Fünfhundert Schritt, mein Lord«, sagte Jeil leise. »Ich habe zehn Wachen auf der nächsten Wand gezählt. Der Rest ging, als man die Geister im Süden sichtete. Hinter der Mauer gibt es keine Patrouillen.«
    »Gut.« Er winkte und einige Gestalten eilten zu ihm. »Ich nehme Leshi, Tiniq, Shinir und Vesna mit. Mehr nicht. Jachen, halte uns den Rücken frei und sei bereit einzugreifen, wenn wir in Schwierigkeiten geraten.«
    »Nur ihr fünf?«
    »Es muss leise geschehen. Ich weiß nicht, wie viele Fysthrall sich noch im Palast befinden, aber vermutlich zu viele, als dass wir mit ihnen fertig werden könnten. Vesna, bist du bereit?«
    Der Graf nickte knapp. Er sah in voller Rüstung merkwürdig aus, vor allem zu Fuß und neben den nur leicht gerüsteten Waldläufern. Das Visier war hochgeklappt, so dass die Löwenfratze in den Himmel blickte. Er wirkte angespannt, voll konzentriert, als könne er seine Zweifel einfach vertreiben.
    »Dann üben wir Rache«, sagte Isak leise.
     
    Sie hielten sich so gut es ging im Schatten, aber auf den leeren Straßen Screes waren sie dennoch viel zu gut zu sehen. Die Stille wirkte verstörend. Eine Stadt ohne Bürger war wie ein Körper ohne Herzschlag. Der Gestank der Verderbnis lag in der Luft. Bald würde die Feuersbrunst von Süden aus alles verbrennen und nur Asche zurücklassen.
    Als sie fast bei der Wand angelangt waren, nahm Isak seinen silbernen Helm ab und sah um die Ecke des Gebäudes, wobei ihn die blaue Maske mit den Schatten verschwimmen ließ.

    Und wenn sie mich doch sehen? , fragte er sich im Stillen. Wären sie froh, auf Nartis’ Gesicht zu treffen, an diesem von den Göttern verlassenen Ort?
    An der Wand brannte ein halbes Dutzend Fackeln, gerade genug, um das ölige Schuppenmuster der Helme und die weißen Tücher um die Hälse der Fysthrall zu erhellen. Sie fühlten sich sichtlich unwohl, wippten

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