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Sturmbote

Sturmbote

Titel: Sturmbote Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Lloyd
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den Lebenden. Er ist kein Sammler der Erschlagenen und keiner der Schnitter – er sollte gar nicht hier sein!«
    »Nun, das ist er aber«, sagte Isak bestimmt. »Und du magst seine Anwesenheit zwar als böses Omen deuten, aber er hilft doch unserer Sache. Dies ist eine Stadt der Toten und wir jagen einen Nekromanten, da werden die Regeln wohl etwas gelockert sein. Und jetzt Bewegung!«
    Isak wartete nicht auf die anderen vier, sondern lief in Richtung der Mauer. Er beachtete das niedrige Hintertor gar nicht, sondern hielt direkt auf die Mauer zu. Aus dem Augenwinkel sah er, dass die anderen zum Tor liefen, Shinir vorweg, die wie abgesprochen über das Tor klettern und es von der anderen Seite entriegeln sollte. Isaks Aufgabe hingegen war es, auf die Mauer zu springen und die Wachen zu töten, bevor sie Alarm geben konnten.
    Er ließ Energie durch seinen Körper fließen, die seine Beine mit neuer Kraft füllte. Die Wand war drei Meter hoch und bestand aus großen, grauen Steinen, doch mühelos sprang er bis auf den Gang. Die Wache vor ihm drehte sich beim Klirren von Metall auf Stein herum und starb, bevor sie das Weißauge überhaupt klar sehen konnte. Im nächsten Augenblick starb auch eine zweite, die noch immer auf die schwarze Haut und die rote Robe von Tods Herold starrte. Erst die vierte schaffte es schließlich, eine Waffe zur Verteidigung zu heben. Eolis glitt mühelos durch den Speerschaft und ins Herz des Mannes.
    Isak warf einen Blick auf den Herold, während zwei weitere, aus ihrer Erstarrung gerissene Fysthrall mit angelegten Speeren über den Umgang auf ihn zugestürmt kamen. Der Aspekt Tods
war größer als er und hatte eine vollkommen schwarze Haut. Es gab keine Augen und keinen Mund, nur die leichte Andeutung eines geschlechtslosen Gesichts. Die glatte Form seines Schädels wurde lediglich von den Ohren aufgebrochen. Und da kam Isak die Erinnerung: Der Herold konnte die Toten nicht sehen und auch nicht mit ihnen sprechen. Tod sah jedoch alle in diesen Hallen und Seine Worte waren so spürbar wie die blassgrauen Steinwände.
    Isak zwang seine Gedanken wieder in die Gegenwart und hatte gerade noch Zeit, die Angriffe der beiden Fysthrall-Soldaten abzuwehren, indem er den Speer des einen mit dem Schild abwehrte und den anderen mit dem Schwert niederstreckte. Der rothäutige Soldat hatte zu viel Schwung und lief genau in Eolis hinein, das sich durch seine Brust bohrte. Der andere versuchte zurückzuweichen, aber Isak war schneller. Er zog dem Mann das Schwert durch die Kehle. Beide sackten ohne einen Laut in sich zusammen.
    Er sah zum hinteren Tor hinüber. Die beiden Leichen dort verrieten ihm, dass Shinir bereits dort sein musste. Diese Ablenkung wäre ihn beinahe teuer zu stehen gekommen, denn ein Schlag gegen die Schulter warf ihn herum und riss ihn fast von den Füßen. Isak blickte an dem regungslosen Herold vorbei und sah einen Soldaten, der gerade verzweifelt versuchte, seine Armbrust nachzuladen, und einen weiteren Speerträger, der gehetzt und verängstigt wirkte. Isak konnte es nicht riskieren, von einem weiteren Bolzen getroffen zu werden und schleuderte darum Eolis zwanzig Schritt weit. Das Schwert glitt wie ein Messer durch Butter in die Brust des Schützen.
    Der Speerträger wurde beim Anblick des unbewaffneten Isak mutiger und stürmte auf ihn zu. Isak zog gar nicht erst den Dolch, den er am Gürtel trug, sondern ballte die Hand und schleuderte dem Soldaten die Handvoll warmer Nachtluft darin
entgegen. Er war noch zwei Schritte entfernt, als ihn der magische Schlag traf und zum Stehen brachte. Er konnte nicht begreifen, was gerade geschehen war und blickte an sich hinab, um nach Wunden zu suchen. Er war noch immer verwirrt, als Isak ihm mit dem Schild den Schädel einschlug und ihn damit zu Boden sandte.
    Es wurde still, bis auf einen leisen Strom an Flüchen aus Isaks Mund. Die Mauer wurde von großen, quadratischen Türmen unterbrochen. Jeil hatte sie ihm auf dem Weg hierher beschrieben und er war sicher gewesen, dass sich niemand darin befand. Durch einen dummen Fehler beim Bau konnte man von den Schießscharten aus die Straße nicht einsehen, also war jeder Abschnitt der Mauer von den anderen abgeschnitten. Sie hatten die Mauer genommen, die am weitesten vom Hauptflügel des Palastes entfernt lag, und bisher waren sie noch nicht entdeckt worden.
    Der Herold hatte sich noch immer nicht bewegt. Er stand da und starrte Isak an, wobei ihn die fehlenden Augen offenbar nicht daran

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