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Sturmbote

Sturmbote

Titel: Sturmbote Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Lloyd
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verbergen.
    Er hatte die Einladung des Lordprotektors zur Beizjagd zusammen
mit den anderen Gästen abgelehnt, denn er war entschlossen, mindestens einen Tag lang nicht im Sattel zu sitzen. Stattdessen hatte er den ganzen Morgen mit einem Kissen unter dem Kopf im Gras gelegen, einen Krug Apfelsaft griffbereit, und hatte den Vögeln und Schmetterlingen zugesehen, die die Blumen der Gräfin umschwirrten. Ein Buch lag unangetastet neben ihm und ein Jagdhund mit ergrauter Schnauze, das Lieblingstier des Lordprotektoren, bei seinen Füßen. Der Hund mochte zu alt sein, um mit seinem Herrn auf die Jagd zu gehen, war aber gerne bereit für einen faulen Tag mit Isak, der ihn verwöhnte.
    Isak konnte sich nicht aufraffen, darum bedeutete er Morghien, sich zu setzen. Er war in neues Leder und ein ebenso neues Hemd gekleidet, das ihm die Gräfin geschenkt hatte, deren feine Sinne an seinen schmutzigen, zerrissenen Kleidern Anstoß genommen hatten. Dieser Morghien da vor ihm war gewaschen, rasiert und beinahe vorzeigbar, auch wenn der Gesamtausdruck noch immer von einer etwas unordentlichen Eleganz war. Morghien erinnerte das Weißauge an seinen Haushofmeister, dessen feine Kleidung stets unordentlich und faltig wirkte, nur weil er es war, der sie trug. Und das ist nicht die einzige Gemeinsamkeit , dachte Isak. Vielleicht sollte ich Morghien bei mir behalten, um Lesarl bei meiner Rückkehr nach Tirah aus dem Konzept zu bringen.
    Morghien umfasste die graue Schnauze des Hundes und wischte ihm geschickt etwas Schlaf aus dem Auge. »Es gibt einen Grund, warum ich die Yeetatchen nie besuchte. Sie mögen keine Fremden, sind ganz und gar nicht gastfreundlich.«
    »Glaubst du, ich wäre willkommener?«
    Morghien zuckte mit den Schultern. Darauf musste er nicht antworten. Isak drehte sich leicht, um das Gesicht des Mannes besser sehen zu können und erntete dafür einen tadelnden Blick des Hundes, der nun an seiner Hüfte lehnte. Isak streichelte ihn und überlegte, was er sagen konnte, um Morghien zu überzeugen.
Mihn hatte die Aufgabe problemlos angenommen, so wie er jeden von Isaks Befehlen annahm. Aber das lag daran, dass Mihn es sich als Buße dafür, seine Bestimmung nicht erfüllt zu haben, unter anderem auferlegt hatte, den Launen eines Weißauges zu folgen, egal wie lachhaft sie waren. Es würde eine lange, beschwerliche und auch gefährliche Reise werden. Die Yeetatchen waren für ihre Abneigung gegen alle Fremden, nicht nur die Farlan, berüchtigt.
    »Dies ist keine politische Delegation. Wenn Lord Leteil erfährt, warum ihr dort seid, wird er euch beide töten und Xeliath ebenso.«
    »Bist du sicher?«
    »Er ist ein Weißauge, oder? Xeliath besitzt einen Kristallschädel  – und wenn er das herausfindet, wird es darauf hinauslaufen. Oder siehst du das anders? Es wird nicht leicht, aber ich bin sicher, dass dir schon etwas einfällt, wie ich dich für deine Mühen entlohnen kann.«
    »Einem toten Mann nützen Belohnungen wenig«, schnaubte Morghien. Er fuhr sich mit der Hand durchs graue Haar, das ebenso struppig und borstig war wie das Fell des Hundes.
    »Dann stirb eben nicht!«, blaffte Isak. »Das hast du bisher doch auch geschafft. Ich sprach nicht von Gold – das du allerdings gern haben kannst, wenn es das ist, was du willst. Ich nahm an, du würdest als Gegenleistung einen Gefallen einfordern.«
    »Du glaubst also, du hättest etwas, das ich will«, gab Morghien kühl zurück.
    »Richtig. Ich weiß nicht genau, in welcher Beziehung du zu König Emin stehst, aber ich weiß, dass du Pläne für die Zukunft hast, und ich vermute, dass dir meine Beteiligung dabei hilfreich sein wird. Was du genau vorhast, ist deine Sache – zumindest im Augenblick. Ich bin jetzt schon in genug Geschichten verwickelt.« Er seufzte. »Ich nehme an, dass es etwas mit Azaer zu tun
hat, darum vermute ich auch, dass uns beiden ein Bündnis gleichermaßen nützen wird.« Er spürte Morghiens Anspannung bei der Erwähnung dieses Namens.
    Der Hund winselte, als sich Isak aufsetzte. Der Schatten, den sein gewaltiger Körper warf, hüllte den Wanderer beinah vollständig ein. »Entscheide dich jetzt, ob du meine Freundschaft willst oder nicht. Emin hat sie errungen, aber ich weiß noch nicht so recht, wer von euch beiden in eurem Handel, wie er auch aussehen mag, die Zügel in der Hand hat. Du warst es wohl einmal – Emin berichtete mir, dass ihr euch getroffen habt, bevor er Narkang einnahm, und das war, als er in meinem Alter war – aber

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