Sturmbote
hatte, denn er hatte sie beide sehr gern, aber in seinen ersten Wochen im Palast von Tirah hatten Tila und er jede freie Minute miteinander verbracht.
Auf Tilas roten Lippen lag ein freundliches Lächeln. »Und natürlich sollte ein Freund zur Stelle sein, um einem den Arm abzuschneiden, wenn man die falsche Entscheidung trifft.«
Isak widerstand dem Drang, sie zu umarmen, denn er war sich der Blicke unangenehm bewusst, die auf ihnen ruhten. Stattdessen streckte er ihr die Zunge heraus, was eine unterdrückte Erheiterung auslöste, und machte sich auf die Suche nach mehr Wein.
»Mein Lord.« Lordprotektor Saroc sprach, während Isak seinen Kelch aus einem Krug füllte, der ihm von Mihn vorgesetzt worden war, damit nicht ständig ein Diener um ihn herumschlawenzelte. Die Geschichte vom Kampf in Narkang hatte im Haushalt des Lordprotektors ihre Runde gemacht, und jeder der Bediensteten versuchte einen Blick auf Isaks linke Hand zu erhaschen, die dabei so weiß wie das Gewand geworden war, das er trug. Isak wandte sich dem Lordprotektor zu und fühlte sich dabei schwer und behäbig.
»Kann ich Euch überreden, hier einige Wochen Rast zu machen, bevor Ihr nach Tirah zurückkehrt? Wir haben hier in Saroc selten Gelegenheit, unseren Lord zu beherbergen. Eure Anwesenheit wäre für uns alle ein Segen.«
»Eine gute Idee«, sagte Isak lächelnd. »Ich denke, Lesarl kann noch einige Wochen auf mich verzichten.« Hinter dem Lordprotektor verfinsterten sich Vesnas Züge. Der Graf lauschte einem Ritter neben sich, aber seine Aufmerksamkeit ruhte auf Isak und dem Lordprotektor. Alte Glucke , dachte Isak. Er macht sich wegen allem Sorgen, wenn ich es nicht vorher mit ihm besprochen habe.
»Wir bleiben zwei Wochen«, fuhr er fort. »Ich bezweifle, dass Carel dann schon wieder reisen kann, aber ich möchte so lange bleiben, bis er wieder zu Kräften gekommen ist. Und es gibt
einige Dinge, um die ich mich vor meiner Rückkehr noch kümmern möchte.«
»Ihr habt Pläne, mein Lord?« Die Neugier des Lordprotektors war geweckt, vor allem, als er Tilas Verwunderung bemerkte.
»Die habe ich, Lordprotektor«, bestätigte Isak mit breitem Lächeln. »Der Stamm wird von seinen Herzögen und Lordprotektoren geführt, und wenn ich herrschen soll, dann sollte ich sie kennenlernen. Die Hälfte von denen, die ich kannte, ist in der Schlacht gefallen, und ich habe vor, Herzog Certinse vor den Augen einer Menschenmenge zu hängen. Lordprotektor, ich möchte, dass Ihr Boten versammelt, die eine Proklamation verbreiten sollen. Meine Beraterin wird sie in ein bis zwei Tagen fertig haben.« Isak wies auf Tila und ließ sich von ihrer Unwissenheit über seine Pläne nicht aus dem Tritt bringen. »Ich möchte, dass sich alle Lordprotektoren und Herzöge im Palast von Tirah versammeln und mir gegenüber bei der Krönungszeremonie den Lehnsschwur ablegen.«
Einige schnappten erstaunt nach Luft und alle Gespräche verstummten endgültig. Isak nahm einen weiteren Schluck Wein und fuhr fort: »Es gab in den letzten Jahren zu viel Verrat, zu viele Ränke. Ich will, dass jeder meiner mächtigen Adligen mir den Treueschwur ablegt. Wenn sie ablehnen, weiß ich, auf welcher Seite sie stehen. Wenn sie mir ins Gesicht lügen, werde ich sie in der Mitte durchbrechen und an die Schweine verfüttern.«
Isak sprach so leidenschaftlich, dass zahlreiche Leute am Tisch zurückwichen. Neben Tila räusperte sich Lordprotektor Torl und brach damit das Schweigen.
»Das wird ein schwieriges Unterfangen, mein Lord«, sagte Torl. »Einige von ihnen sind alt und gebrechlich. Viele haben einen langen Weg.«
Isak machte eine wegwerfende Geste. »Wenn sie nicht kommen wollen, wird mein Haushofmeister entscheiden, wessen
Entschuldigung glaubhaft ist … und wen sie den Titel kosten wird.«
Isak lächelte böse. »Ich denke die jüngsten Geschehnisse haben bewiesen, dass es noch verschiedene Lager gibt, aber das darf nicht so weitergehen. Wir machen ein Fest daraus. Man wird Geschäfte miteinander machen und sich zusammentun, da bin ich sicher. Die meisten Lordprotektoren werden mir zweifellos ihre Anliegen vortragen wollen und ich werde sie anhören, aber wer die Reise als Zeitverschwendung ansieht, an den werde ich den Titel als verschwendet erachten. Die Chetse wurden besiegt, die Fysthrall sind zurückgekehrt – und wer weiß, wie viele neue Feinde sich bis zum Ende des Jahres noch offenbaren werden.«
Tila spannte sich bei diesen Worten an. Verdammt , dachte er,
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