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Sturmbote

Sturmbote

Titel: Sturmbote Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Lloyd
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Blattgold hervorgehoben worden. Zu beiden Seiten stand mit ausdruckslosem Gesicht ein Fysthrall-Soldat, denen der Diener immer auswich. Zur Rechten sah sie zwei Beamte, die in sich zusammensanken, als sie ihrer ansichtig wurden und erkannten, dass man die Frau vor ihnen einlassen würde.
    »Die Dame Siala beschließt gerade eine Besprechung«, murmelte der Diener neben Zhia und floh auf ihr knappes Nicken hin.
    Tatsächlich öffnete sich die Tür einen Herzschlag später und es verblüffte Zhia vollständig, dass ein Mann in der Kluft eines fahrenden Barden herausspaziert kam, sich so stolz wie ein König gebärdend. Über einem schmutzigen grünen Wams trug er eine protzige Goldkette mit edelsteinverzierten Münzen, die fast bis zu seinem Bauchnabel reichte. Einen Hut mit einer Feder hatte er unter einen Arm geklemmt. Sein braungebranntes, hageres Gesicht und die schmale Nase wiesen auf eine Herkunft aus dem Süden hin. Seine Haut war so schmutzig wie seine Kleidung.
    Vielleicht kam er aus Tor Salan oder aus Embere? Warum traf sich Siala mit einem Barden aus der Fremde? Ihre Gedanken erstarrten, als sie bemerkte, dass die Goldkette um den Hals des Mannes kein Schmuckstück war, kein Teil eines Kostüms. Jetzt weiß ich alles über Siala, was ich wissen muss , dachte Zhia.
    Der Barde trug einen zufriedenen Ausdruck auf dem Gesicht, der vermutlich nicht da gewesen wäre, wenn Siala den mit Edelsteinen versehenen Münzen genug Aufmerksamkeit geschenkt hätte. Aber was verrät mir das über diesen Mann, der wie ein Wandermusiker gekleidet ist, sich wie ein König bewegt und ein Vermögen um den Hals trägt?

    »Meine Dame«, nahm der Barde sie zur Kenntnis und nachdem er sie so ausgiebig gemustert hatte, wie sie zuvor ihn, verbeugte er sich mit großer Geste. Auch sein Akzent wies auf den Süden hin. Aber sie konnte ihn nicht genauer einordnen.
    Er sagte »Dame«, nicht »edle Dame« … beinahe, als erkannte er mich. Kann das sein, oder beeinträchtigt mich die Hitze nur so? »Sind wir uns schon einmal begegnet?«, fragte sie scharf.
    »Leider nicht, denn immerhin seid Ihr neu in der Stadt, nicht wahr? Aber wenn Ihr des Nachts Eure Unterhaltung sucht, wird mir Eure Anwesenheit in Scree sicher nützen.« Der Barde verneigte sich. »Wenn Ihr mich nun entschuldigen wollt, meine anmutige Dame, ich muss davoneilen.«
    Er wartete keine Erlaubnis ab, sondern ging ohne einen weiteren Blick auf die verärgerte Zhia die Treppen hinunter. Wer war dieser Mann? Er hatte gesagt »des Nachts« – aber hatte er sie wirklich erkannt?
    »Du musst Ostia sein«, verkündete jemand vom Arbeitszimmer aus. Zhia nahm wieder den Ausdruck sanfter Unschuld an und betrat den Raum. Hinter einem Schreibtisch stand eine schlanke, wunderschöne Frau, gehüllt in weiße Seide. Sie zählte etwa fünfzig Sommer, so schätzte Zhia, doch die Jahre waren gnädig mit ihr gewesen. Zu ihrer Rechten saßen noch zwei weitere Personen auf einer schmalen Chaiselongue, aber da Zhia spürte, dass keiner von beiden ein Magier war, beachtete sie sie nicht weiter. Es war der gnadenlose Ausdruck in Sialas Augen, der ihre Aufmerksamkeit fesselte.
    Die Frau stand völlig bewegungslos da und musterte Zhia auf das Genaueste. Du siehst nicht wie eine Närrin aus , dachte Zhia etwas tadelnd. Du weißt, wie man mit geringeren Schwestern wie Ostia umgeht, dessen bin ich sicher, aber das könnte auch nur bedeuten, dass du von Natur aus einschüchternd bist. Findet man hinter der Schminke und der verblassenden Schönheit auch etwas von Wert?

    »Das bin ich, edle Dame Siala«, antwortete Zhia ernst, die Hände vor der Brust gefaltet, den Kopf leicht gesenkt. Vier Bogenfenster hinter Siala ließen Licht ein, das den Raum in einen goldenen Schein hüllte.
    »Nimm bitte Platz«, sagte Siala mit einem Nicken zu einem Stuhl hinüber, der mitten in der Sonne stand.
    »Wenn es Euch nicht anficht, würde ich gerne stehen bleiben«, antwortete Zhia ruhig. Sie erkannte Sialas Absicht, es ihr während der Befragung durch die Hitze unangenehm zu machen. Doch die Auswirkungen auf einen Vampir wären mehr als nur unangenehm. Sie stellte sich hinter den hochlehnigen Stuhl und streckte übertrieben ihren Rücken durch. »Ich befürchte, die lange Reise hat mich sehr verspannt werden lassen. Es wäre ein Segen, einfach eine Weile aufrecht zu stehen.«
    Siala gab nach und lenkte Zhias Aufmerksamkeit auf die beiden Anwesenden auf der Chaiselongue. Sie erhoben sich bei Sialas Geste. Die eine

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