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Sturmbote

Sturmbote

Titel: Sturmbote Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Lloyd
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passte. Er kann froh sein, dass ich ihn nicht erwürgt habe. Dann ein Ritter aus Foleh, der keinerlei Rückgrat besaß, zu allem nickte und keinen Satz mit mehr als drei Worten herausbrachte. Ich kann keinen Mann brauchen, der jeden meiner Befehle blind befolgt – immerhin bin ich ein verdammtes Weißauge.«
    Jachen erstarrte. O ihr Götter, habe ich das etwa laut gesagt?
    Lord Isak machte eine Kehrtwende, wie ein Sergeant auf dem Übungsplatz und fuhr mit dem Vortrag fort. »Dann war da noch dieser Oberst mit dem lächerlichen Schnurrbart. Kerin hatte ihn zwar empfohlen, aber er war trotzdem ein vollkommener Dummkopf. Er empfand meine Einschätzungen wohl als wertlos, weil ich nicht mal halb so alt war wie er. Und der Letzte war … nun, er war so hässlich. Sehr hässlich. Ein Gesicht wie zehn Wochen altes Lammfleisch. Das hat mich gestört.« Er schüttelte den Kopf. »Ich bin ihm nicht nah genug gekommen, um eine Nase voll davon zu nehmen, aber ich bin sicher, dass er stank – und wie Ihr wisst, habe ich immer recht.«
    Lord Isak blickte zur Tür. Jachen folgte dem Blick, aber da war
nichts. Die Tür war noch immer zu und er konnte nichts dahinter hören. Als er seine Aufmerksamkeit wieder Lord Isak zuwandte, musterte das Weißauge ihn erneut eingehend.
    »Kerin schickte mir diese vier und dann Euch. Ihr passt nicht so recht in diese Reihe, also warum Ihr?«
    »Das weiß ich nicht«, sagte Jachen nachdrücklich. »Der Schwertmeister weiß, dass ich im Leben einiges richtig gemacht habe, auch wenn er kein großer Freund meiner Person ist. Ich führte einen nächtlichen Angriff auf eine Burg an. Ich rettete den früheren Lordprotektor Danva, der mir aus Dankbarkeit meinen Rang kaufte. Ich habe auch ein Jahr lang in seiner Leibwache gedient.«
    »Nur ein Jahr?«
    »Ich pflegte stets schlechte Entscheidungen zu treffen.«
    »Was also, glaubt Ihr, hat sich Kerin dabei gedacht, als er Euch in diese Reihe aufnahm?«
    Jachen atmete tief durch. Er fand zunehmend Gefallen an Isak. Der junge Mann verbreitete ein beunruhigend aufwühlendes Gefühl, aber so langsam genoss er die Lebendigkeit des Lords. Entweder das, oder die unfassbare Angst hatte ihn benommen gemacht. Am besten dachte er nicht darüber nach, was von beidem der Wahrheit entsprach. »Sicher als Gegensatz zu den anderen. Wenn man eine Wahl treffen muss, dann ist Vielseitigkeit stets zu bevorzugen.«
    »Klingt das in Euren Ohren nach Kerin?«
    »Nein, eher nicht«, gab Jachen zu. »Schwertmeister Kerin ist zu klug für so etwas.«
    »Warum sollte er mir also Männer schicken, die mir auf die Nerven gehen?«
    »Um Euch in die Richtung desjenigen zu lenken, den er gewählt sehen will.«
    »Und wer wäre das?«

    »Nachdem ich Euch mindestens ebenso sehr auf die Nerven gegangen bin, würde ich fragen: Wer kommt als Nächstes?«
    Lord Isak grinste. »Damit könntet Ihr richtig liegen, aber es gibt sonst niemanden mehr. Fällt Euch noch etwas dazu ein?«
    Jachen zögerte. Er pflegte die falschen Entscheidungen zu treffen, aber hier hieß es: Alles oder Nichts. »Nur, dass es höllisch sein muss, Euch zu dienen, weil Ihr kompetente Offiziere ohne guten Grund ablehnt. Ihr wollt einen Kommandanten, der Eurer Verschrobenheit huldigt, dabei aber kampferfahren ist und ein schneller Denker.«
    »Und wer ist schon schnell in irgendwas, wenn er auf dem Rücken liegt?«, fragte Isak mit noch breiterem Grinsen.
    »Genau. Ihr braucht also einen Kommandanten, der Eure kindischen Witze versteht. Und schließlich, dass ein Mann, der diesen Posten annimmt, ziemlich verzweifelt sein muss, weil die Gefahr groß ist, dass er aufgespießt, vom Zorn des Himmels verbrannt oder beides zugleich wird.« Erst jetzt wagte er Luft zu holen. Isak lächelte noch immer. Tatsächlich schien der Herzog von Tirah ausgesprochen zufrieden.
    Vielleicht lag Kerin hier ja doch richtig, dachte Jachen.
    Mit Graf Vesna an seiner Seite brauchte Lord Isak für den Posten des Kommandanten seiner Garde nicht den besten Strategen und auch keinen Helden. Er brauchte vorrangig einen Mann, mit dem er sich jeden Tag unterhalten konnte, ohne dass es ihm langweilig wurde.
    »Wohl gesprochen«, sagte das Weißauge. »Wisst Ihr, was der vorherige Kommandant tat, als er dachte, ich träfe eine falsche Entscheidung? Er gab mir in aller Öffentlichkeit eine Maulschelle. Dafür habe ich ihm fast das Leben aus dem Leib gequetscht. Glaubt Ihr, Ihr könntet das Gleiche tun, wenn es nötig wäre? Wollt Ihr diesen Posten

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