Sturmbote
zu und erklärte: »Meine persönlichen – nennen wir sie Berater. Sie bekleiden keinen Posten und werden bei Besprechungen nie anwesend sein, aber sie sind ein wichtiger Teil der staatlichen Angelegenheiten.
Ihr braucht später niemals mehr mit ihnen zu sprechen, aber es ist gut, dass Ihr sie trefft und ihre Gesichter und Fähigkeiten kennenlernt. Das ist Euch allein vorbehalten, denn wer sie sind, ist ein Staatsgeheimnis. Es geht zwar im Ausland das Gerücht um, ich unterhielte mein eigenes Agentennetzwerk, dennoch wird Oberst Jachen verschwinden, wenn er jemals über mein Gefolge reden sollte – und diesmal nicht auf einen Berg.«
Lord Isak machte eine wegwerfende Handbewegung. »Gut, das wird wohl das Einzige sein, an das ich mich erinnere. Es gibt so viele Treffen, so viel zu unterschreiben – das alles verschwimmt langsam. Kein Wunder, dass Lord Bahl so viel davon Euch überlassen hat.«
»Mein Lord, kein Mann kann ein Reich allein führen. Es braucht Zeit, bis Ihr die Feinheiten erlernt habt – Ihr wurdet immerhin nicht von Kindesbeinen an darauf vorbereitet, im Gegensatz zu Euren Helfern. In einigen Wochen werden all diese rechtlichen Erfordernisse erfüllt sein und die Regierung wird wieder zum Alltag zurückkehren. Bis dahin werde ich mich darum kümmern, dass alles erledigt wird. Eure wichtigste Aufgabe ist unterdessen, Euch als Lord der Farlan zu präsentieren, als Landesherr, dem das Volk vertrauen kann, als jemand, der Sorge trägt, dass das Leben so weitergeht wie bisher. Eure Stellung als Krieger habt Ihr, denke ich, bereits hinreichend untermauert. Also, denkt daran, bei den Treffen so ruhig wie möglich zu bleiben. Wir möchten, dass die Leute die Geschichten über die Schlacht auf den Chirrebenen vergessen und nur den klugen Anführer sehen, den sie nun haben.«
»Und das Wohlwollen der Synode zu erflehen, ist der erste Schritt dahin?« Lord Isak seufzte.
»Die Bestätigung durch die Synode ist eine uralte Tradition«, sagte Lesarl. »Es mag heute eine Formalität sein, aber das war nicht immer so. Es erinnert uns daran, wie zerstritten der Stamm dereinst war.«
»Also wird es dort kein politisches Geschacher geben?«
Lesarls Lächeln erwachte wieder und erinnerte Lord Isak an König Emin von Narkang. »Mein Lord, dass Ihr so etwas von unseren heiligsten Männern denkt …«
Er seufzte. Sein Haushofmeister fand die seltsamsten Dinge unterhaltsam. »Ihr Götter, so schlimm wird es werden? Tila sagte, sie würden sich wenigstens an die rituelle Form halten.«
»Am Anfang ganz sicher«, stimmte Lesarl zu. »Aber ich vermute, dass die anwesenden Kardinäle sehr schnell zur Sache kommen werden. Immerhin habt Ihr vor, die Schwester und den Neffen Kardinal Certinses hinzurichten. Und dann ist da noch eine letzte Sache: Euer Vater. Ich weiß nicht, ob Ihr ihm eine Stellung zugedacht habt … oder ein Anwesen, vielleicht in Anvee …«
»Nein. Er wird von mir nichts annehmen.« Er seufzte. »Behaltet ihn einfach im Auge, bewahrt ihn vor Schwierigkeiten.«
»Wie Ihr wünscht«, sagte Lesarl naserümpfend. Für einen Augenblick schien es so, als wolle er noch etwas sagen, aber dann verbeugte er sich tief und zog sich zurück.
»Isak, passt auf. Wiederholt, was ich sagte.« Tila ergriff sein dunkelrotes Wams und zog es hin und her, bis sie es endlich geschafft hatte, das Hemd darunter zu glätten, dessen Falten den Stoff aufgeworfen hatten.
Isak wischte ihre Hände weg. »Die amtierenden Kardinäle heißen Certinse, Veck – also ehrlich, was für ein Name ist Veck?«
»Das ist jetzt nicht wichtig«, fauchte Tila. In der leeren Nebenkammer klang ihre Stimme unnatürlich laut. Sie waren bis auf Jachen allein, der neben der Tür stand und sich nicht wirklich wohlfühlte. Zwei Männer von Isaks Leibwache standen in voller Rüstung vor der Tür und ließen niemanden eintreten. Dies war der Teil des Palastes, in dem die Staatsgeschäfte abgehalten
wurden, ein Teil des Hauptflügels, der für Verwaltungszwecke zur Verfügung gestellt worden war. Vor der Tür befand sich eine hohe Halle, die sogenannte Kammer der Synode. Sie lag bewusst abseits des Hauptflügels. Isak hatte nicht gefragt, warum das so war. Es gab sicher einen symbolischen Grund dafür, aber er musste auch so schon genug im Kopf behalten.
»Ja, Herrin«, knurrte er ohne Reue und wiederholte ihre Worte: »Certinse, Veck und Echer sind die amtierenden Kardinäle, Echer ist der oberste Kardinal, aber er ist schon sehr alt
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