Sturmbringer
geführt von Kreaturen, die keinen menschlichen Ursprung hatten. Es war eine Flotte aus den tiefsten und dunkelsten Bereichen der gewaltigen Unterwasserwelt, die seit dem Anbeginn der Zeit umstritten gewesen war - ein Streitobjekt zwischen den Elementargeistern des Wassers unter ihrem König Straasha und den Lords des Chaos, die die Meerestiefe als ihr Hauptgebiet auf der Erde beanspruchten. Den Legenden zufolge hatte das Chaos einmal über die Ozeane geherrscht und die Ordnung über das Land.
Dies erklärte vielleicht die Abscheu vieler Menschen vor dem Meer und die Anziehungskraft, die es auf andere ausübte.
Es stand jedenfalls fest, daß die Elementarwesen zwar die flacheren Meeresgebiete für sich gewonnen hatten, daß die Chaos-Lords aber mit Hilfe dieser Totenflotte die tieferen Zonen für sich in Anspruch nahmen. Die Schiffe selbst waren nicht irdischen Ursprungs, ebensowenig wie die Kapitäne von der Erde stammten; nur die Besatzungen waren früher einmal Menschen gewesen und zeigten sich jetzt als unverwundbar im normalen Sinne.
Elric bezweifelte nicht, daß er diese Schiffe vor sich hatte.
Das Symbol des Chaos leuchtete auf ihren Segeln, acht bernsteinbraune Pfeile, die von einer Nabe ausgingen - Symbol für den Anspruch des Chaos, alle Möglichkeiten für sich reserviert zu haben, während von der Ordnung behauptet wurde, sie vernichte mit der Zeit alle Möglichkeiten und löse ewige Stagnation aus. Das Zeichen der Ordnung war ein einzelner, nach oben gerichteter Pfeil, das Symbol für Richtung und Kontrolle.
Elric war bewußt, daß in Wirklichkeit das Chaos der Erzeuger der Stagnation war. Zwar veränderte es sich ständig, doch brachte es keinen echten Fortschritt. In seinem Herzen jedoch spürte Elric eine Sehnsucht nach diesem Zustand, denn ihn verband aus der Vergangenheit noch vieles mit den Lords des Chaos, und seine Melniboneer hatten seit ihrem Entstehen für die Ziele des Chaos gearbeitet.
Doch jetzt kämpfte Chaos gegen Chaos ; Elric mußte sich gegen jene wenden, denen er früher treu gedient hatte, und mußte Waffen einsetzen, die von chaotischen Kräften geschmiedet worden waren, um in dieser Zeit des Wandels eben diese Kräfte zu besiegen.
Er stieg aus dem Korb und begann den Mast hinabzugleiten; die letzten Fuß sprang er auf Deck; im gleichen Augenblick kam Dyvim Slorm auf ihn zu. Elric erzählte seinem Cousin, was er gesehen hatte.
Dyvim Slorm war erstaunt. »Aber die Flotte der Toten kommt doch niemals an die Oberfläche, es sei denn...« Er riß die Augen auf.
Elric zuckte die Achseln. »Das besagt die Legende - die Flotte der Toten wird aus den Tiefen aufsteigen, wenn der letzte Kampf beginnt, wenn das Chaos in sich zerstritten ist, wenn die Ordnung geschwächt ist und die Menschheit Stellung beziehen muß in der Schlacht, die eine neue Erde hervorbringen wird, entweder unter dem totalen Einfluß des Chaos stehend oder einer beinahe totalen Ordnung. Als Sepiriz uns diesen Sachverhalt offenbarte, spürte ich eine Reaktion in mir. Seither habe ich mit dem Studium der Manuskripte meine Erinnerung voll aufgefrischt.«
»Dies ist also der letzte Kampf?«
»Möglich«, antwortete er. »Jedenfalls ist er einer der letzten, in dem für alle Zeiten entschieden wird, ob hier die Ordnung oder das Chaos herrscht.«
»Wenn wir unterliegen, wird zweifellos das Chaos die Oberhand gewinnen.«
»Vielleicht - aber denk daran, daß der Kampf vielleicht nicht ausschließlich in Schlachten entschieden wird.«
»Das sagte auch Sepiriz, doch wenn wir heute besiegt werden, haben wir wohl kaum eine Chance festzustellen, ob darin ein Korn Wahrheit liegt.« Dyvim Slorm umfaßte Trauerklinges Griff. »Jemand muß diese Klingen führen, diese Schwerter des Geschicks, wenn der Augenblick des entscheidenden Duells herangerückt ist. Unsere Verbündeten schwinden dahin, Elric.«
»Ja. Aber ich habe die Hoffnung, daß wir ein paar neue anrufen können. König Straasha, der König der Elementargeister des Wassers, hat noch nie gegen die Todesflotte gekämpft, dabei ist er der Bruder Graolls und Mishas, der SturmLords. Vielleicht kann ich durch Straasha diese unirdischen Freunde motivieren. Auf diese Weise wären die Kräfte wieder etwas gleichmäßiger verteilt.«
»Ich weiß nur einen Teil des Zauberspruchs, mit dem der Meereskönig gerufen wird«, meinte Dyvim Slorm.
»Ich kenne den ganzen Spruch. Ich sollte mich schleunigst darauf konzentrieren, denn die Flotten stoßen in zwei Stunden oder früher
Weitere Kostenlose Bücher