Sturmbringer
senken und das Klatschen der Ruder besonders hervorzuheben. Die Todesflotte wartete reglos, als brauche sie sich auf den Kampf nicht vorzubereiten.
Elric faßte Sturmbringer fester. Die Klinge schien auf seinen Pulsschlag einzugehen; sie bewegte sich mit jedem Herzschlag in seiner Hand, als wäre sie durch Venen und Arterien damit verbunden.
Inzwischen waren sie den Höllen-Schiffen so nahe gekommen, daß sie die auf den breiten Decks gedrängt stehenden Gestalten besser sehen konnten. Zu seinem Entsetzen glaubte Elric einige der hageren Totengesichter zu erkennen, und rief entsetzt nach dem König der Meereswesen. »Straasha!«
Das Wasser bewegte sich heftig, schäumte und schien sich heben zu wollen, aber dann beruhigte es sich wieder. Straasha hatte seinen Ruf gehört - doch er fand es schwierig, die Kräfte des Chaos zu bekämpfen.
»Straasha!«
Es war sinnlos, das Meer bewegte sich kaum noch.
Eine abgrundtiefe Verzweiflung überkam Elric. Er rief Kargan zu: »Wir können nicht auf Hilfe warten! Steuere das Schiff um die Flotte der Toten herum, dann versuchen wir Jagreen Lerns Flaggschiff von hinten zu nehmen!«
Unter Kargans geschickter Führung scherte das Schiff zur Seite aus und umfuhr die Schiffe der Hölle in weitem Bogen. Gischt sprühte Elric ins Gesicht und überflutete die Decks. Er vermochte kaum hindurchzuschauen, während sie an den Chaosschiffen vorbeiglitten, die schon mit anderen Schiffen im Kampf standen und die Beschaffenheit ihrer Planken veränderten, bis sie auseinanderfielen und die unglückseligen Besatzungsmitglieder ertranken oder scheußlich entstellt wurden.
An seine Ohren schlugen die jämmerlichen Schreie der Besiegten und die triumphierend dröhnende Musik der Chaosflotte, die weiter vorrückte, um die Angreifer aus dem Osten restlos zu vernichten.
Die Holzbrecher schwankte heftig und ließ sich kaum noch steuern, doch endlich hatten sie die Höllenflotte umgangen und pirschten sich von hinten an Jagreen Lerns Schiff heran.
Elric, der noch vor kurzem darauf gefangen gewesen war, erkannte es sofort. Sie trafen das Schiff des Theokraten beinahe mit der Ramme, wurden aber vom Kurs abgedrängt und mußten neu anlaufen. Von den feindlichen Decks stiegen Pfeile auf und klapperten und prasselten auf die Planken. Die Männer erwiderten den Angriff, während sie, auf einer riesigen Woge reitend, zu dem Flaggschiff längsseits gingen und die Enterhaken fliegen ließen. Einige bissen sich fest und zerrten den Angreifer auf das Fahrzeug des Theokraten zu, während die Pan Tangier versuchten, die Leinen wieder zu kappen. Doch neue Haken folgten, dann fiel eine Enterplattform aus ihrer Halterung und landete auf Jagreen Lerns Deck. Eine zweite folgte.
Elric stürmte auf die nächste Plattform zu, dichtauf gefolgt von Kargan; die beiden führten einen ganzen Trupp Krieger an und begannen ihre Suche nach Jagreen Lern.
Sturmbringer nahm ein Dutzend Leben und ein Dutzend Seelen, ehe Elric das Hauptdeck erreichte. Dort stand ein prachtvoll gekleideter Kommandant, umgeben von einer Gruppe Offiziere. Doch es war nicht Jagreen Lern.
Elric erstieg die Planke und schlug einem Krieger, der ihm den Weg verstellen wollte, das Schwert in die Hüfte. Dann brüllte er hinüber: »Wo ist euer verfluchter Anführer? Wo ist Jagreen Lern?«
Das Gesicht des Kommandanten war bleich, denn er wußte, wozu Elric und seine Höllenklinge fähig waren.
»Er ist nicht hier, Elric, das schwöre ich!«
»Was? Soll mir meine Rache wieder genommen werden? Du lügst, ich weiß es!« Elric ging auf die Gruppe zu, die mit erhobenen Schwertern vor ihm zurückwich.
»Unser Theokrat braucht sich nicht durch Lügen zu schützen, du Verlorener!« spottete ein junger Offizier, der mutiger war als die anderen.
»Das mag sein!« rief Elric laut auflachend, stürmte auf ihn zu und schwang Sturmbringer in kreischendem Bogen, »doch zumindest hole ich mir dein Leben, ehe ich deine Worte auf die Probe stelle. Mein Schwert und ich brauchen neues Leben - und deine Seele müßte einen guten Appetithappen ergeben, ehe ich Jagreen Lern die seine raube!«
Der Mann hob die Klinge, um Sturmbringers Bewegung abzublocken. Die Runenklinge spaltete mit triumphierendem Schrei das Metall, schwang zurück und bohrte sich in die Brust des Offiziers. Er keuchte, blieb aber mit verkrampften Händen stehen.
»Nein!« stöhnte er. »Oh, nicht meine Seele!
Nein!« Er riß die Augen auf, aus denen Tränen strömten, und einen Augenblick lang trat
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