Sturmbringerin
Worten und schauten in die Richtung aus der die Stimme kam. Degan ließ mich nicht los, aber immerhin unterbrach er seine Bemühungen. Für den Moment.
Orena sah uns erschüttert an. Es war ihre Stimme gewesen, die Degan unterbrochen hatte.
Dieser brauchte noch einen Moment, um sich zu fassen, bevor es empört aus ihm hervorbrach: »Wie kannst du es wagen, mich zu stören?!«
Orenas Kehlkopf zuckte, als sie schwer schluckte, um zu einer Antwort anzusetzen. »Wenn ihr sie jetzt gegen ihren Willen nehmt, wird es ihre Brechung gefährden.«
Degan runzelte die Stirn und machte nach wie vor keine Anstalten, Orenas Bitte nachzukommen. Ich betete darum, dass er es tat, aus welchen Gründen auch immer.
»Wie kommst du darauf?«, fragte Degan mühsam beherrscht.
»Ihr seht doch selbst wie trotzig und unnachgiebig sie ist. Eure Tat würde diese Gefühle weiter anstacheln und verstärken. Wenn ihr sie jetzt dazu zwingt, anstatt ihre Brechung abzuwarten, bin ich mir sicher, dass es uns fast unmöglich sein wird, sie ohne bleibenden Schaden gefügig zu machen. So verschließt sie sich uns noch mehr.«
Orena sah händeringend zu uns herüber. Hias betrachtete sie abschätzig. Mairis stand die Angst ins Gesicht geschrieben.
»Bitte wartet noch. Im Augenblick würdet Ihr unsere Arbeit sehr behindern«, bat Orena noch einmal.
Ich glaubte nicht, dass Degan auf sie hörte.
Plötzlich nahm er den Druck von meinen Beinen und ließ sie tatsächlich los. Zu schwach, um stehen zu können, war es abermals der Strick, der mich vor dem Hinfallen bewahrte.
»Aufgeschoben heißt nicht aufgehoben«, knurrte Degan mir wütend ins Ohr.
Mir war egal weshalb und was später wäre, für den Augenblick war ich unendlich erleichtert und dankbar, dass Orena ihre Aufgabe so ernst nahm.
Missmutig raffte Degan seinen Hosenbund zusammen und marschierte energisch in Richtung der drei.
»Dir ist bewusst, dass es nicht gut für die Gesundheit eines Mannes ist, seine Erregung nicht befriedigen zu können, Orena?«, fragte er sie schneidend.
Bei Degans Worten horchte ich auf. Orena wich einen halben Schritt vor ihm zurück und ich war froh, Degans Blick nicht sehen zu müssen.
»Ja, Herr«, erwiderte Orena ergeben.
Degans Haare wippten, als er nickte. »Dreh dich um und heb deinen Rock hoch.«
Nur einen Sekundenbruchteil zögerte Orena, bevor sie den Kopf senkte und tat, was Degan von ihr verlangte. Mit einer Hand stützte sie sich an der Wand ab.
Ich traute meinen Augen nicht. Degan trat hinter sie und ließ seinen Zorn und sein Verlangen an ihr aus. Das Klatschen ihrer aufeinander prallenden Leiber verursachte mir Übelkeit.
Mairis war den Tränen nahe, während Orena es schweigend über sich ergehen ließ. Als Degan nun in ihre Haare griff und somit ihren Kopf nach hinten bog, entfuhr Orena ein leiser Schrei.
Ich wandte mich ab, wollte es nicht mehr sehen. Mein Blick schweifte durch den Raum. Niemand achtete länger auf mich. Alle Soldaten sahen gebannt dem Schauspiel zu, das sich ihnen bot. Der ein oder andere langte sich sogar in den Schritt. Scheinbar mussten sie sich neu sortieren.
Erschöpft schloss ich die Augen und hätte mit meinen Ohren am liebsten dasselbe getan. Immer schneller wurde das Klatschen. Dazu mischte sich hektischer Atem. Zum ersten Mal empfand ich es als Glück, dass mein Magen bereits seit Stunden leer war.
Meine Stimmung schwankte zwischen Glück und Bedauern. Ich war unendlich froh, dass nicht ich es war, die Degans Übergriff ertragen musste. Ein winziger Teil von mir empfand jedoch Mitleid mit Orena. Eigentlich war es unsinnig und ich sollte es ihr gönnen, bei dem, was sie mir antat. Doch konnte ich nicht leugnen, dass ich aufrichtiges Mitgefühl für sie empfand.
Wäre es Kemandra an Orenas statt gewesen, hätte ich Degan vielleicht sogar angefeuert, ging es mir bitter durch den Kopf.
Bei Orena lag der Fall anders. Es war seltsam so zu denken, aber diese Behandlung hatte sie einfach nicht verdient.
Endlich brach das Klatschen ab und Degan stöhnte grunzend. Er war mit ihr fertig.
Es konnte nicht besonders lange gedauert haben. Dennoch fühlte es sich wie eine halbe Ewigkeit an.
Ich öffnete meine Augen und sah zu ihnen herüber. Gerade trat Degan von Orena weg und bückte sich nach seiner Hose. Sobald er die Knöpfe geschlossen hatte, drehte er sich wortlos um. Hias eilte ihm hinterher und folgte ihm zur Tür.
Orena strich verlegen ihre Röcke glatt. Sie ließ sich absichtlich Zeit damit.
Weitere Kostenlose Bücher