Sturmbringerin
und schritt mit bösem Blick auf mich zu.
Mir fiel auf, dass er leicht hinkte als hätte er Schmerzen. Neugierig betrachtete ich ihn und entdeckte lange Kratzer an seinem Ohr, die bis tief zu seinem Hals hinabreichten. Die Wunde war gerötet, das Blut kaum getrocknet. Die Verletzung konnte erst ein paar Stunden alt sein.
Als Hias mich erreichte, schob er seinen Zeigefinger unter den Knebel und fischte mir sichtlich angewidert den feuchten Stoff aus dem Mund.
Endlich war meine Zunge befreit und mein lautes Gelächter schallte von den hohen Decken wider. Schon längst waren mir die Tränen in die Augenwinkel gestiegen und ich blinzelte heftig, um meine verschwommene Sicht zu klären.
Dadurch bemerkte ich zu spät, dass Hias weit ausgeholt hatte und seine flache Hand mir nun ungebremst ins Gesicht schlug. Meine Zähne schlugen hart aufeinander und ich biss mir auf die Zunge, wodurch ich für einen Moment verstummte. Meine Wange brannte und ich wollte Hias finster anstarren. Es missglückte mir gehörig! Sobald ich sein wütendes Gesicht sah, begann ich erneut zu kichern.
Es amüsierte mich auf unerklärliche Weise, wie sehr ihn mein vorheriges Gelächter ärgerte, dass ich mich inzwischen nicht mehr über die Zöpfe des Mannes lustig machte, sondern jetzt über Hias‘ Wut.
»Benimm dich endlich!«, forderte er mit nur mühsam unterdrücktem Zorn in der Stimme.
Die Situation war absurd. Ich stand hier gefesselt und unter Schmerzen und konnte nicht anders als laut zu lachen. So als würde die ganze Anspannung aus mir unaufhaltsam herausbrechen.
Schon länger als zwei Wochen! Und meine Feinde waren noch keinen Schritt weiter gekommen. Wenn das kein Grund zur Freude war. Zumindest versuchte ich den kleinen rationalen Teil meines Denkens, der sich über mein Verhalten noch wunderte, mit diesem Argument zu beruhigen.
Mühsam versuchte ich, mein Gelächter zu beenden und nur noch ein gelegentliches Glucksen kam über meine zitternden Lippen. Ein weiteres Mal schlug Hias mir ins Gesicht. Mit gespieltem Schmollmund schaute ich zu ihm auf. »Wenn du das Bild in meinem Kopf nur sehen könntest, würdest du gewiss ebenfalls lachen.«
»Hast du überhaupt eine Ahnung, wen du hier vor dir hast?«, fragte Hias erbost und nicht im Geringsten amüsiert.
»Vermutlich handelt es sich um Balian, den Leiter eurer kleinen Narretei, die ihr hier habt, und Kaiserreich nennt.«
Bislang hatte mich Degans Bruder, der turontische Herrscher, noch nicht mit seiner Anwesenheit beehrt und bang fragte ich mich, was ihn jetzt zu mir brachte.
Hias nickte ruckartig. »Ganz Recht, du hast es mit dem Kaiser des größten und mächtigsten Reiches aller Zeiten zu tun. Daher erwarte ich von dir den gehörigen Respekt.«
Ich schielte an Hias vorbei und sofort blieb mein Blick wieder an des Kaisers Haarpracht hängen. »Bist du sicher? Der Frisur nach zu urteilen, könnte es auch die Kaiserin sein«, prustete ich grinsend.
Sprachlos starrte Hias auf mich herab und wusste offenbar nichts darauf zu erwidern.
»Er ist der erste Mann, dem ich begegne, der sich die Haare wie ein kleines Mädchen geflochten hat«, erklärte ich Hias. Es war die Wahrheit. Zwar kannte ich viele Männer, deren Haare bis zu den Schultern reichten oder sogar noch länger waren, doch war bei ihnen das höchste der Gefühle ein schmales Lederband gewesen, mit dem sie sich die Haare zurückbanden und auch dies geschah nur selten.
»Was ist mit deinem Hals passiert?«, wechselte ich abrupt das Thema.
Überrascht schaute Hias mich an, ein angespannter Ausdruck huschte über sein Gesicht. Es musste etwas vorgefallen sein. Etwas, das nicht geplant war und ihm nicht gefiel. Sein Blick sprach Bände. Etwas war gehörig schiefgelaufen.
Zu gern hätte ich es gewusst. Vielleicht konnte ich ihn aus der Reserve locken, damit er es mir verriet.
Schwer seufzte ich. »Wie oft soll ich es dir und Degan denn noch sagen?«, fragte ich im Tonfall eines Schulmeisters, der es mit seinem begriffsstutzigen Schüler zu tun hatte.
»Wenn euch der Schritt juckt, dann sucht euch eine, die eure Faszination teilt. Diese Vergewaltigungen können auf Dauer schlecht für eure Gesundheit werden.
Gewiss gibt es in eurem großen Land ein paar Mädchen, die euch freiwillig in ihr Bett lassen. Und falls nicht, habt ihr doch genug Geld, um ihre Meinung zu ändern, oder etwa nicht?«
Tadelnd sah ich ihm fest in die Augen, dann schüttelte ich verständnislos den Kopf. Ganz so als könnte ich nicht fassen,
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