Sturmbringerin
warum ihm solch ein einfacher Umstand nicht klar war.
Meine Worte trafen ihn. Er konnte nicht fassen, wie ich mit ihm sprach. Zum ersten Mal in meinem Leben vergaß ich meine gute Kinderstube und holte die schlimmsten und widerlichsten Worte hervor, zu denen ich fähig war. Das Maß war voll.
Vertrauensvoll beugte ich mich zu Hias. »Ich wette, Kemandra würde dich nicht abweisen. Ihre Augen glühen vor Leidenschaft und ich bin mir sicher, dieser Blick gilt dir, nicht mir.«
Hias machte ein Handzeichen in Kemandras Richtung und abermals schoss mir der Schmerz durch den Kopf. Es dauerte nur kurz an, denn eine tiefe Stimme brach sich durch die Qualen. »Das reicht. Ich möchte, dass sie einen klaren Kopf hat, wenn ich mit ihr spreche.«
Abrupt zog Kemandra ihre Gabe zurück.
Böse lächelte ich ihr zu und erfreute mich an dem zornigen Funkeln in ihren Augen.
Dann schaute ich zu Balian, weiterhin umspielte ein Lächeln meine Lippen. Ich brachte trotz gefesselter Hände so etwas wie ein ratloses Schulterzucken zustande.
»Wenn ich nur könnte, würde ich Euch mit einem atemberaubenden Knicks begrüßen, Euer Hochwohlgeboren. Doch wie Ihr seht, sind mir in dieser Hinsicht bedauerlicher Weise die Hände gebunden.«
Wenn ich Balian mit meinen Worten verärgerte, so ließ er sich dies nicht anmerken. Ganz im Gegensatz zu den anderen. Außer Cato, der eher entsetzt wirkte, begegnete mein Blick ausnahmslos zornigen Gesichtern.
Es konnte nichts Gutes bedeuten, dass nun auch Balian zu meinen Besuchern zählte. Daher beschloss ich, meine angriffslustige Seite auch weiterhin nach außen dringen zu lassen und sie wie einen Schild vor mir zu tragen. Womöglich sahen sie ein, dass ihre Folter bei mir nicht wirkte und sie stellten ihre Versuche diesbezüglich ein.
Nur zu gut wusste ich, wie unwahrscheinlich diese Idee war, jedoch sollten sie wissen, dass ich noch lange nicht gebrochen war.
Mein Blick schweifte über die Runde. »Wäre wohl jemand so gütig, mir den Anlass für diese unerfreuliche Zusammenkunft mitzuteilen?«, fragte ich in einem Tonfall, dem man die bemühte Höflichkeit, wie beabsichtigt, sehr deutlich anmerkte.
»Bislang war ich der Meinung gewesen, dein Vater hätte dir eine bessere Erziehung zuteilwerden lassen«, schnaubte Degan verächtlich.
Spöttisch zog ich eine Augenbraue hoch, auch wenn dieses Mienenspiel dank Hias‘ Schlägen schmerzte. »Gewiss hat er das. Doch lehrte er mich ebenso, dass jeder das bekommen sollte, was er aufgrund seines Verhaltens verdiene. Keiner von euch behandelt mich so, dass er meinerseits mit Höflichkeit rechnen darf. Und das Thema Respekt lassen wir besser ganz aus.«
Als Hias sah, wie ich ihm vertraulich zuzwinkerte, begann seine Halsschlagader noch wilder zu pochen als bisher. Demnach musste ich seinen Zorn mit meinen Worten auf eine neue Ebene befördert haben. Mir war es nur recht.
Balians Stimme durchbrach das eingesetzte Schweigen. »Hias erzählte mir, du hättest bei eurem Aufeinandertreffen im Süden vor einigen Monaten einen seiner Männer auf abscheuliche Weise getötet. Ich möchte, dass du mir erzählst, wie dir dies gelungen ist.«
Ich wollte gerade zu einer schnippischen Antwort ansetzen, als mich das Knarren der Tür aufhorchen ließ. Erstaunt bemerkte ich Orena und Mairis. Hinter ihnen entdeckte ich die turontische Rotte Soldaten, von denen sie immer begleitet wurden. War es tatsächlich schon so spät und Zeit für den Schichtwechsel? Schnell prüfte ich den Stand der Sonne, welcher mir die Uhrzeit bestätigte.
Orena war eindeutig überrascht, denn sie blieb plötzlich stehen und schaute sich mit großen Augen um. Balian warf einen kurzen Blick über seine Schulter, bevor er mir erneut seine Aufmerksamkeit schenkte.
Ein Ruck ging durch Orenas Körper und sie erwachte aus ihrer Erstarrung. Schnell traten sie und der Rest der Neuankömmlinge ein. Leise zog der letzte Soldat die Tür wieder ins Schloss. Jedoch machte keiner Anstalten meine Zelle zu verlassen und sich über die Ablösung zu freuen. Alle blieben starr auf ihrem Posten.
Balian machte eine unwirsche Bewegung mit seiner Hand. »Erzähl mir davon«, forderte er noch einmal.
Sacht schüttelte ich den Kopf. »Das werde ich nicht. Aber solltest du darauf bestehen, so könnte ich einwilligen, es dir zu demonstrieren. Gönn Cato und Mairis eine kleine Pause, ein kurzer Moment ist vollkommen ausreichend, und ich könnte dir zeigen, wie ich es gemacht habe.«
Ich stellte ein
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