Sturmbringerin
Strähnen ihrer dunklen Locken, die ihr beim Laufen ins Gesicht klatschten, beiseite und hielt weiter auf Zersia zu.
Endlich bei ihr angekommen, musste Emilia erst einmal nach Luft schnappen. »Es tut mir so leid was geschehen ist«, keuchte sie atemlos und beugte sich vor über ihre Knie, nur um sich sogleich wieder aufzurichten und Zersia bekümmert zu mustern.
»Wann waren sie hier?«, fragte Zersia.
Langsam beruhigte sich Emilias Atmung und sie deutete zur Seite. »Stellen wir uns kurz unter, dann erzähle ich dir alles, was ich weiß.«
Gemeinsam gingen sie zum Dachvorsprung auf den Emilia gedeutet hatte. Es war das Haus von Merille, der Schneiderin des Dorfes vor dem sie nun Schutz suchten. Emilia verschränkte die Arme vor der Brust und rieb sich die Oberarme. Sie hatte kaum mehr als ein Hemd an. Bei der Kälte, die der Regen mitgebracht hatte, musste sie schrecklich frieren.
»Danke, dass du mir nachgelaufen bist«, begann Zersia. »Ich will aber weder, dass du krank wirst, noch, dass du Ärger bekommst, also erzähl mir schnell, was du mitbekommen hast.«
Emilia begann langsam, als schien sie nicht zu wissen, wie sie Zersia schonend beibringen konnte, was sie ihr nun sagen musste. »Vor vier oder fünf Stunden kam überraschend eine Rotte turontischer Soldaten angeritten. Es müssen in etwa zwei Dutzend gewesen sein. Zunächst fragten sie die Passanten nach Baltrun, vor seiner Schmiede angekommen, stieg einer von ihnen ab und ging hinein. Wenig später kam er wieder heraus und die Soldaten machten sich auf den Weg Richtung Wald und eurem Haus.
Ich dachte, sie wären nur auf der Durchreise, aber es dauerte keine Stunde und sie waren wieder im Dorf.« Emilia machte eine Pause, bevor sie versuchte, sich zu erklären.
»Ich habe meine Eltern und unsere Nachbarn angefleht Jira zu helfen, aber alle sahen weg und zogen sich eilig in ihre Häuser zurück. Vater zog mich hinter sich her und wollte nicht auf meine Proteste hören, aber ich stemmte meine Füße in den Boden und wollte draußen bleiben«, stammelte Zersias Freundin, während sich ihre Augen mit Tränen füllten.
»Was war mit Jira?«, fragte Zersia stockend.
»Er hing bewusstlos über dem Rücken von einem der Pferde. Die Rotte hielt nochmal bei Baltrun und wieder ging derselbe wie zuvor hinein, es war ihr Hauptmann, denn er gab den Befehl zum Aufbruch, sobald er wieder hinaustrat. Eilig ritten sie dann aus dem Dorf heraus und sind rechts auf die Straße, die nach Norden führt, abgebogen.«
Das hieß, es war tatsächlich Jiras Blut in ihrem Haus in dem sie ausgerutscht war. Vermutlich hatte er noch versucht, sich oben vor ihnen zu verstecken, aber natürlich hatten sie ihn erwischt. Zersia machte sich nun schreckliche Vorwürfe, als ihr einfiel, wie sehr sie ihrem Bruder bei ihrer Rückkehr gegrollt hatte. Aber alles wurde noch schlimmer, als sie an Baltrun dachte.
»Dann hat Baltrun uns verkauft?«, fragte sie Emilia tonlos.
Emilia nickte langsam. »Ich glaube ja. Ich habe ihn noch nicht wieder gesehen, seitdem die Soldaten weg sind«, antwortete sie leise.
Am liebsten hätte Zersia sich die Zeit genommen, Baltrun seiner gerechten Strafe zuzuführen, doch für Rache hatte sie jetzt wirklich keine Zeit, sie musste Jira hinterher, wenn sie ihn noch einholen wollte.
Fest nahm sie Emilia in die Arme und bedankte sich bei ihr.
»Du wirst sie verfolgen, nicht wahr?« Emilia klang besorgt.
Zersia nickte entschlossen. »Ich muss, sonst werde ich ihn nie wieder sehen.«
»Sehe ich dich wieder?«
Ihr tat das Herz weh bei Emilias Anblick. Sie wussten beide, dass eine Rückkehr bei dieser Entwicklung der Ereignisse immer unwahrscheinlicher wurde.
»Ich weiß nicht, ob wir wieder hierher kommen können oder ob wir es zu unserer eigenen Sicherheit überhaupt sollten.«
Jetzt war es Emilia, die sie in ihre Arme zog, sie weinte. »Ich werde dich schrecklich vermissen«, schluchzte sie.
»Ebenso wie ich dich.« Zersia erwiderte die stürmische Umarmung.
Wenig später löste Emilia sich von ihr. »Ich darf dich nicht aufhalten, sonst schaffst du es nicht, sie einzuholen«, sagte sie betreten.
»Leb wohl.«
»Du auch«, erwiderte Emilia und schob Zersia von sich.
Zersia straffte die hängenden Schultern und trat wieder in den Regen hinaus. Sie lief einige Schritte, drehte sich dann aber ein letztes Mal um. Einmal noch wollte sie das Dorf und ihre weinende Freundin betrachten.
Emilia rieb sich die Augen, winkte ihr dann aber tapfer. Traurig
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