Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sturmbringerin

Sturmbringerin

Titel: Sturmbringerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefanie Kullick
Vom Netzwerk:
sich auf, als er an diesen Tag zurückdachte, an dem die Soldaten den bewusstlosen Kaj hineingeschleppt und angekettet hatten. Erst als er so furchtbar zu schreien anfing, hatte Jira bemerkt, dass sein Mitgefangener erwacht war.
    Kaj fixierte Jira mit dem Auge, das er noch öffnen konnte. Blut rann aus seinen dunklen Haaren seine Schläfe herab, das Atmen fiel ihm hörbar schwer.
    »Kannst du noch sprechen?«, fragte Jira vorsichtig. Er wollte versuchen, Kaj abzulenken.
    Jira hörte wie Kaj ausspuckte, es musste sein Blut sein, bevor er ihm antwortete: »Für eine kurze Turtelei mit meinen kleinen Freund reicht meine Luft immer«, nuschelte Kaj und zog einen Mundwinkel nach oben.
    Jira lächelte in sich hinein, selbst jetzt noch versuchte dieser Mann ihn aufzumuntern und auf andere Gedanken zu bringen, und das obwohl es Jiras Absicht war, seinem Freund diesen Gefallen zu erweisen.
    »Ich wünschte, ich beherrschte meine Gabe besser, vielleicht könnte ich dir so helfen.«
    »Du erreichst mich nicht einmal«, spottete Kaj.
    »Das Loch ist groß genug für meinen Arm.« Er führte es Kaj vor, während er sprach und schob seine Hand durch den kalten Stein. »Siehst du? Es geht, ich könnte versuchen, an deinen Fuß zu gelangen.«
    »Bemüh dich nicht, es ist nicht einmal annähernd genug«, hörte er Kajs Stimme gedämpft durch die Mauer.
    Mutlos zog Jira seinen Arm zurück. Er versank abermals in Vorwürfen.
    »Woran denkst du nun schon wieder?« Kaj sah ihn durchdringend an, nachdem Jira eine Weile nichts mehr gesagt hatte.
    »An meine Schwester. Ich hätte wirklich auf sie hören sollen«, räumte Jira leise ein.
    »In welcher Hinsicht?«
    »So oft hat sie versucht, mir unsere Gabe näher zu bringen und Verständnis in mir hervorzurufen. Aber ich habe mich immer davor gesträubt, mich darauf einzulassen und ihre Versuche blockiert. In letzter Zeit hat sie es immer seltener probiert und ich war sogar glücklich darüber.«
    »Wieso hast du das getan?« Kaj brachte so etwas wie ein Stirnrunzeln zustande.
    Jira zuckte mit den Schultern, was Kaj durch das Loch allerdings nicht sehen konnte. »Ich hatte schlichtweg Angst davor, anders zu sein als der Rest der Dorfbewohner. Außer meiner Schwester war niemand so wie ich. Ich wollte mich gegen meine Gabe sperren, mich den anderen anpassen, um unter ihnen nicht aufzufallen. Natürlich wussten sie, wer ich war und was in mir steckte, doch ich redete mir ein, sie könnten es vergessen, solange ich selbst es ausreichend leugne.« Jira seufzte leise. »Und nun sieh, wohin es mich gebracht hat, einer meiner vermeintlichen Freunde hat uns verkauft. Ich stecke in dieser Zelle und Zersia ist vermutlich inzwischen ebenfalls irgendwo eingesperrt und selbst wenn nicht, wird sie ganz krank vor Sorge sein.«
    Eigentlich hatte Jira noch mehr sagen wollen, aber eilige Schritte auf dem Gang ließen ihn verstummen. Es waren mehrere Personen draußen auf dem Flur.
    »Jemand kommt«, flüsterte Jira und machte sich daran, den Steinquader wieder an seinen Platz zurückzuschieben. Das letzte, was er von Kaj sah, war dessen grimmiger Blick, der auf die Tür gerichtet war.
    Jira verhielt sich ruhig und schickte ein Stoßgebet an die Götter, dass die Soldaten diesmal niemandem etwas taten. Die Schritte wurden langsamer, leiser.
    »Du kannst doch nicht einfach kopflos davon stürmen«, hörte Jira eine Frau leise sagen, die er nicht kannte.
    Jira hatte hier oben bisher keine Frauen gehört. Vielleicht waren es Kurtisanen, die dem Hauptmann der Garnison gebracht wurden. Dann würden die Soldaten wenigstens nicht zu ihnen hinein kommen, sie hatten Besseres zu tun.
    »Du hast doch auch gehört, was dieser Junge gesagt hat. Irgendwo hier oben muss er sein«, zischte eine andere Frau zurück.
    Konnte das sein? Die Stimme hatte zu leise gesprochen, als dass Jira sich hätte sicher sein können, aber fast hatte sie wie seine Schwester geklungen. Aber vermutlich spielten seine Wunschträume ihm lediglich einen Streich.
    »Und wir werden ihn finden und hier herausholen, aber wir tun es gemeinsam. Lauf nicht wieder weg«, schaltete sich nun ein Mann ein. »Kannst du ihn spüren?«, fragte er dann.
    »Hier oben ist fast niemand, das wundert mich«, sagte die erste Frau nachdenklich. Nach einer kurzen Pause fügte sie hinzu: »Dort vorn sind zwei recht nah beieinander. Der eine größer als der andere. Es könnten die sein, von denen der Junge sprach.«
    Die Schritte kamen näher zu ihnen und Jira lief ein

Weitere Kostenlose Bücher