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Sturmbringerin

Sturmbringerin

Titel: Sturmbringerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefanie Kullick
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vor uns erstreckte. Erst in weiter Entfernung standen die Bäume wieder dicht an dicht. Sie mussten viele gefällt haben, um eine solch große freie Fläche im dichten Wald geschaffen zu haben.
    Vor uns reihten sich endlos kleine und größere Zelte an einander. Zwischen den Zelten entdeckte ich zahlreiche Wege. Wir folgten Kaj zum breiten Pfad, der sich einmal quer durch das Lager erstreckte. Zersia ging zu ihrem Bruder und Van schloss zu mir auf. Ich ergriff seine Hand, sobald er in Reichweite kam und lächelte ihn glücklich an. Hoffentlich kämen wir bald in das von Kaj versprochene Bett, ich war schrecklich müde.
    Die beiden, die sich mitten in der Nacht anschrien, waren ein Mann und eine Frau. Noch konnte ich ihre Worte nicht verstehen, aber ihr Tonfall machte mehr als deutlich, wie erregt beide waren.
    Kaj führte uns durch das verwaiste Lager. Außer den Wachen, die wir in einigem Abstand zuvor getroffen hatten, waren wir bisher keinem anderen Menschen begegnet. Ich war dankbar für diesen Umstand, wollte ich doch so schnell es ging einen Schlafplatz bekommen. Alles Weitere ließ sich immer noch morgen klären. Die Zelte waren jedoch alles andere als verlassen. Überall um mich herum konnte ich Menschen und in einiger Entfernung Pferde und Schlachtvieh spüren. Nur hatte ich nicht die Muße zu zählen wie viele es waren, außerdem hatte Kaj es uns ohnehin schon gesagt.
    Langsam näherten wir uns den größeren Zelten in der Mitte des Lagers. Einige bunte Wimpel schaukelten im trägen Nachtwind. Das größte Zelt war so wie fast alle anderen unbeleuchtet. Meine Sinne fühlten niemanden, der sich dort aufhielt. Demnach musste es ihre Kommandozentrale sein. Ringsherum befanden sich andere Zelte, die ebenfalls ein bisschen größer waren als die meisten an denen wir bisher vorbei gekommen waren.
    In einem dieser Zelte brannte noch Licht und schließlich konnte ich die Worte der beiden Streithähne, die das halbe Lager mit ihrem Geschrei wachhalten mussten, deutlich verstehen.
    »Ist das dein letztes Wort, Jase?«, fragte die Frau. Ihre Stimme bebte vor Zorn.
    »Was soll ich denn tun? Du schlägst ein Himmelfahrtskommando vor. Das muss dir doch bewusst sein.« Obwohl der Mann ebenfalls seine Stimme erhob, schwang bei ihm hauptsächlich Resignation mit.
    »Ich verstehe dein Problem nicht! Wir wollten Loran sowieso angreifen. Jetzt haben wir umso mehr Grund dazu, also sollten wir uns endlich formieren und losschlagen«, forderte die Frau.
    »Im Moment müssen wir zu viele Verluste fürchten. Wir werden auf Leandra und ihre Leute warten.«
    »In Beenan hattest du auch keine Bedenken allein anzugreifen«, erwiderte die Frau trotzig.
    »Dort lag der Fall ganz anders und das weißt du genau, Ayasha. In Loran sind doppelt so viele Soldaten, vermutlich auch Begabte, wir wissen nichts genaues, weil wir unseren Späher verloren haben, der gleichzeitig einer unserer besten Frontkämpfer ist. Wir müssen auf Unterstützung warten. Ein Angriff zu diesem Zeitpunkt würde uns zu sehr schwächen. Kaj würde nicht wollen, dass wir unbesonnen handeln.«
    Kaj führte uns um die Zelte. Nun hatten wir den Kommandobereich fast erreicht.
    »Wir sollten uns beeilen, sonst schlagen sich die beiden noch die Köpfe ein«, murrte er.
    Ich war neugierig auf die Frau, Kaj musste ihr viel bedeuten.
    »Er ist dein Bruder«, zischte sie jetzt. »Wie kannst du ihn auch nur einen weiteren Tag zur Folter bei den Turontern lassen?« Ihre Verzweiflung war regelrecht greifbar.
    »Meinst du ernsthaft, es wäre mir kürzlich entfallen? Du bist nicht die einzige, die bangt und kaum schläft. Und trotzdem zwingt unsere Position uns dazu, größer zu denken. Wegen einem Krieger können wir nicht zahlreiche andere gefährden. Ohne Leandras Truppen kann ich den Befehl zum Angriff nicht geben.«
    Neugierig schaute ich zu Kaj herüber. Er ging jetzt immer schneller. Wer auch immer in diesem Zelt war, er sehnte sich nach beiden.
    »Das ist es, was du willst?«, fragte sie nun hoffnungslos.
    »Wenn es nach meinem Willen ginge, wäre ich seit einer Woche nicht mehr hier, sondern dabei Turonter zu zerfleischen.« Jases Antwort war grimmig und hasserfüllt.
    Fast hatten wir das Zelt erreicht, als die Plane zurückgeschlagen wurde. Die Frau stand im Eingang, hatte uns aber noch nicht gesehen. Der Fackelschein erhellte sie. Ihre langen schwarzen Haare wurden an ihrem Hinterkopf von einem breiten goldenen Reif, in dem zierliche Symbole eingearbeitet waren, zu einem

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