Sturmbringerin
dem äußeren Rand des Lagers. Bisher waren wir nur wenigen Menschen begegnet. Ich streckte meine Fühler aus und stellte erstaunt fest, dass fast alle anderen nur kurz vor uns waren.
Jetzt bemerkte ich auch das Geräusch brechenden Holzes, das Ratschen der Sägen und das dumpfe Schlagen zahlloser Äxte. Die vielen Stimmen, die durcheinander sprachen summten im Hintergrund wie ein Bienenschwarm.
Wir bogen um eine Zeltreihe und endlich sah ich vor mir, was ich bislang nur spürte. Am Ende des Zeltlagers war eine weitere Schneise in den Wald geschlagen worden und jeder der konnte, half diese noch zu vergrößern.
Ich sah mir über die Schulter. Wenn sie noch einmal so viel Platz brauchten wie für ihr eigenes Lager, wurde es tatsächlich mehr als knapp, um es bis zu den Abendstunden bewerkstelligen zu können.
Jase und Levi steuerten einen Mann an, der abseits stand und grimmig auf den Wald vor sich schaute. Kameradschaftlich klopfte Jase ihm auf die Schulter, woraufhin er erschrocken zusammenzuckte. »Ich habe dir noch ein paar Helfer mitgebracht, Elyn.«
»Die kann ich wahrlich brauchen«, brummte er unglücklich und drehte sich zu uns um.
»Es ist gut, dich wieder bei uns zu haben, Kaj.« Elyn nickte ihm zu. Sein Blick wanderte weiter und blieb schließlich an mir hängen. Stirnrunzelnd begutachtete er meine Erscheinung. Die Furchen in seinem Gesicht wurden tiefer, als er meine Beine in der engen Lederhose und nicht in einem Rock sah. Sein ernster Blick blieb dort hängen. Elyn war einige Jahre älter als ich oder auch Van. Zwar machte sein Auftreten keinen unfreundlichen Eindruck, jedoch fühlte ich mich unter seinen Blicken allmählich unwohl. Wie die meisten hier, trug auch Elyn lediglich eine schlichte Hose und ein schmuckloses Hemd.
»Das ist also die junge Dame, die es mit meinen besten Holzfällern aufnehmen möchte«, stellte er skeptisch an Jase gewandt fest.
»So ist es«, antwortete ich stattdessen.
Hastig stellte Jase uns einander vor, verschwieg dabei allerdings meine Gabe. »Elyn sorgt dafür, dass jeder etwas zu tun hat und sich nützlich machen kann. Außerdem kümmert er sich darum, dass dies alles zur rechten Zeit geschieht. Man könnte sagen, er ist unser Lagerverwalter.«
Jase lächelte, doch Elyn musterte mich nach wie vor skeptisch. Ich würde ihm zeigen müssen, was in mir steckte, damit er das endlich sein ließ. Dessen war ich mir inzwischen sicher.
»In welcher Richtung wollt ihr das Lager vergrößern?« Ich bemühte mich, um einen möglichst selbstsicheren Tonfall, auch wenn immer mehr Leute auf unser Erscheinen aufmerksam wurden und zu uns herüber sahen.
Immerhin antwortete Elyn mir gleich. »Es soll gleichmäßig in dem Bogen weitergehen wie bisher. So sind alle möglichst nah bei einander, macht es für die Patrouillen leichter.«
»Wäre es besser die Bäume nach und nach zu fällen und sie erst einmal beiseite zu schaffen oder wollt ihr das danach machen?«
»Zeig uns, was du vor hast, dann sehen wir mal, ob das nötig ist.« Elyn warf mir einen herausfordernden Blick zu.
Leise seufzte ich. »Die Leute müssen dort weg und zwar alle.«
»Wir sollen solange sämtliche Arbeiten einstellen?«, fragte der Aufseher ungläubig.
Ernst sah ich zu Kaj, da er mir am ehesten glauben würde. »Sollte noch jemand dort sein, könnte selbst Zersia ihn nicht mehr zusammenflicken.«
Meine Worte hatten den gewünschten Effekt. »Elyn, lass sie zusammenrufen und hierher kommen.«
Brummend ging Elyn zu der Gruppe, die uns am nächsten war. Kurz darauf verteilten sich die Männer und eilten in alle Richtungen davon. Nach und nach traf das halbe Lager und mehr bei uns ein. Es wurde allmählich etwas eng.
Van griff meine Hand und zog mich hinterher zu Kaj und Ayasha und wir warteten darauf, dass alle die neugeschaffene Lichtung räumten.
Elyn machte eine einladende Geste und deutete auf die Fläche vor uns. Ich trat einige Schritte vor, um die anderen hinter mir zu haben, so musste ich mich ausschließlich auf den Wald vor mir konzentrieren. Van blieb an meiner Seite und stand einen halben Schritt hinter mir. Wie gewohnt beruhigte mich seine Gegenwart.
Sicherheitshalber tastete ich noch einmal den dunklen Wald vor mir ab. Ich stutzte, dort war noch jemand.
Ich zeigte in die Richtung, die meine Gabe mir vorgab. »Dort ist noch jemand«, sagte ich und sah zu Jase herüber.
Jase schickte einen Mann in die von mir genannte Richtung.
Elyn kam zu mir und schaute sich skeptisch um. »Ich
Weitere Kostenlose Bücher