Sturmbringerin
neckische Herausforderung.
»Lieber nicht«, brachte Kaj hervor.
Gianna seufzte nickend, während sie sich umsah. Sie ergriff die Obstschale vom Tablett und legte ihren Inhalt wieder zurück.
Jetzt hob sie die Schale hoch und drehte sie auf den Kopf. Wahrscheinlich wollte sie den anderen zeigen, dass sie wirklich leer war.
Als Gianna die Schale wieder auf den Tisch stellte, legte Van ihr ermutigend die Hand auf den Oberschenkel.
Ein Blinzeln später war die Schale bis zum Rand mit Wasser gefüllt.
»Ihr könnt es anfassen, trinken oder ausgießen, ganz wie ihr wollt.«
Van konnte sich ein leichtes Prusten nicht verkneifen. So wie Gianna nun angestarrt wurde, fürchtete er, einer ihrer neuen Verbündeten könnte in Ohnmacht fallen, sobald er sah, wozu sie wirklich fähig war.
Kaj überwand seine Starre als erster, zog die Schale näher zu sich und tauchte fast ehrfürchtig seine Hand hinein. Dann schöpfte er eine Handvoll Wasser und ließ es wieder zurück in die Schale laufen. Diesen Vorgang wiederholte er einige Male und auch Ayasha und Jase schlossen sich ihm an.
»Ich glaub‘ es nicht, es stimmt tatsächlich.« Ayashas Murmeln war kaum zu hören.
Gianna erlaubte sich einen Spaß und das Wasser schwebte aus der Schale empor. Erschrocken zuckten die drei zurück. Kaj kippte fast von seinem Stuhl und kämpfte mit rudernden Armen um sein Gleichgewicht.
Zwar tat Gianna ungerührt, doch sah Van ihr die Belustigung deutlich an. Ihre Augen blitzten amüsiert und ein Lächeln umspielte ihre Lippen, während sie das beschworene Wasser durch die Luft fließen ließ.
Jetzt zerteilte Gianna das Wasser in kleinere Kugeln und sie zischten durch das Zeltinnere.
Van wusste, dass sie zu langsam waren, um ernsthaften Schaden anzurichten. Die vergleichsweise gemächliche Geschwindigkeit war für den kleinen Raum ohnehin besser geeignet, so würde nichts zu Bruch gehen und niemand verletzt.
Eine der Kugeln trudelte an Jases Kopf vorbei. »Gut, das war mehr als deutlich.« Jase zog den Kopf ein, aus Angst doch noch getroffen zu werden.
Langsam holte Gianna das Wasser zurück und sammelte es wieder in der Schale.
»Weitere Fragen?«
Kaj fasste sich als erstes. »Was kannst du damit alles anstellen? Wieso weißt du, wo sich jemand befindet? Das will sich mir einfach nicht erschließen.«
»Ich erschaffe, lenke und spüre Wasser, dadurch ist mir einiges möglich. In unserer Heimat habe ich es fast ausschließlich in Form von Regen erschaffen, da es auf Lasca keinen natürlichen Regen gibt. Das ist von klein auf meine Aufgabe gewesen und wird seit Gedenken von meiner Familie getan.« Gianna machte eine Pause und sammelte sich. Es musste sie schmerzen an ihren Vater und ihre Schwestern zu denken.
»Diverse Umstände machten es erforderlich, dass ich meine Gabe zur Verteidigung und zum Angriff nutzte. Seitdem haben wir uns immer neue Möglichkeiten ausgedacht und einige interessante Fähigkeiten entwickelt.«
Van lächelte ihr aufmunternd zu, damit sie fortfuhr.
»Was für Umstände?«, fragte Kaj dazwischen.
Gianna schüttelte leicht den Kopf. »Es ist nicht mehr wichtig und für euch wirklich nicht von Belang. Ich möchte nicht darüber sprechen.«
Vans Miene verdüsterte sich, als er an Alissas Besessenheit zurückdachte und dass sie Gianna wegen ihm mehrfach fast getötet hätte. Ohne dass er es gemerkt hätte, hatte er die freie Hand zur Faust geballt. Als seine Knöchel laut knackten, zuckte Ayasha, die ihm am nächsten saß, erschrocken zusammen.
Kommentarlos schüttelte Van seine Hand aus und wartete darauf, dass Gianna weitersprach.
»Darf ich fragen, warum ihr gesagt habt, ihr hättet Turonts Führungsebene gekränkt? Schließlich wart ihr bisher so weit von Turont weg wie es in dieser Welt nur möglich ist. Was ist passiert?«, fragte Jase vorsichtig.
»Ein Thema über das ich nicht gern spreche, aber im Gegensatz zu dem anderen geht es euch sehr wohl etwas an.«
Gianna rang um die richtigen Worte. Van sah, wie sehr sie mit sich kämpfte, es auszusprechen.
Sämtliche Selbstbeherrschung zusammenklaubend, antwortete Van an ihrer statt. »Ihr Vater hat sie offiziell mit Degan Helon von Turont verlobt und ließ sich von diesem Vorhaben nicht mehr abbringen, sobald er den Entschluss einmal gefasst hatte.«
Absolute Stille senkte sich über den Raum und abermals erstarrte ihr Gegenüber. Gianna und er konnten mit diesem Bekenntnis wahrscheinlich das halbe Festland zum Schweigen bringen. Vermutlich würde
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