Sturmfahrt der Liebe: Er war der König der Meere - und sie die Herrscherin seines Herzens (German Edition)
schließlich sind Sie der Captain. Aber es wird mir nicht gefallen.«
»Ob es Ihnen gefällt, interessiert mich nicht im mindesten, solange Sie es tun.«
Sie salutierte ungeschickt. »Aye-aye, Sir.«
Wieder sah er sie längere Zeit schweigend an. Das Mondlicht spiegelte sich in seinen dunklen Pupillen, in denen allerdings noch ein ganz eigenes Feuer loderte.
»Zum Teufel mit Ihnen!«
Er schlang einen Arm um ihren Rücken, beugte sich hinunter und bedeckte ihre Lippen mit den seinen.
Kapitel 5
S ein Kuss war fest, warm und gierig . Evangeline klammerte sich an der Reling hinter ihr fest, von deren rauhem Holz sich Splitter in ihre Handfläche drückten. Er beugte sie nach hinten, während seine Arme sie gegen seine harte Brust pressten. Zugleich schoben seine muskulösen Schenkel sie dichter an die Reling. Der Meereswind war kühl, doch Blackwell wärmte sie ebenso wie der Kuss und das, was er versprach. Ihr Herz pochte beständig schneller.
Blackwell roch nach Wind, Meer und Männlichkeit. Seine Zunge drang samtig heiß in ihren Mund ein, seine Lippen rieben sich an ihren. Sie versank in ihm, löste sich auf wie der letzte Schnee unter einem warmen Frühlingsregen.
Ihre Hand schmerzte, seine feste Umarmung machte ihr das Atmen schwer, aber sein Kuss erregte sie viel zu sehr, als dass es sie kümmerte. Unsicher und scheu erwiderte sie seinen Kuss, kostete zaghaft seinen Mund.
Er stöhnte tief, dann löste er langsam, ganz langsam den Kuss.
»Sirene, Sie tun mir weh!«
Er spreizte die Finger auf ihrem Rücken, und obwohl das Korsett ihn aussperrte, fühlte sie ihn deutlich durch die Schichten von Stoff und Walknochen.
»Ich möchte Ihnen nicht weh tun«, hauchte sie.
»Ich will …« Seine Stimme versagte, und so nahm er schlicht ihre Hand von der Reling und legte sie auf seine Schulter. »Ich will, dass Sie mich halten, während ich Sie küsse.«
Sie nickte.
Dann drückte er sie wieder nach hinten, bedeckte erneut ihren Mund mit seinem und küsste sie, als könnte er gar nicht genug von ihr bekommen. Schüchtern ließ sie ihre Hand über seinen Rücken wandern und fasste mit der anderen in seine Taille. Sie spürte, wie seine Muskeln sich bewegten.
»Ja«, flüsterte er dicht an ihren Lippen, »das ist es, was ich will!«
Sie fühlte die Hitze seines Körpers unter der Wolljacke, deren grober Stoff sie kratzte. Noch nie zuvor hatte sie einen Mann berührt. Er war so groß und so stark, sein Kuss so fordernd. Und dennoch war ihr, als würde er seine Kraft um ihretwillen im Zaum halten, als könnte sie noch ungleich größer sein.
Ihr Herz schlug schneller, als sie sich ausmalte, wie es wäre, würde er seine Kraft nicht mehr zügeln.
Von weit oben kam ein schriller Schrei. Vor Schreck zog Evangeline ruckartig ihre Hände zurück.
Blackwell erstarrte. Im nächsten Moment war die Flamme in seinen Augen erloschen. Er schob Evangeline von sich weg und war wieder ganz der kühle Captain.
Der Wachmann auf dem Ausguck hoch oben im Mast rief noch einmal: »Segel achteraus!«
Aus dem Schatten tauchte Lieutenant Osborn auf. Das Laternenlicht spiegelte sich in seinem Fernrohr. »Hinter uns kommt ein Schiff, Sir, eine Fregatte, englisch, sämtliche Kanonen in Position!«
»Wie weit ist sie weg?«
»Am Horizont, Sir. Ohne den hellen Mond hätten wir sie gar nicht gesehen.«
Austin nahm Osborns Fernrohr und schritt in die Mitte des Decks, dicht gefolgt von Osborn.
»Seward!«, rief er, als der Lieutenant vom Vorderdeck herbeieilte. »Bringen Sie sie runter!«
Seward sah von Evangeline zum Captain, und sein Jungengesicht wirkte besorgt. Er lief zu ihr. »Tut mir leid, Miss. Sie müssen jetzt mit mir kommen.«
Evangeline fröstelte plötzlich, als sie Captain Blackwell nachsah, der die Leiter zur Kommandobrücke hinaufstieg. Während sie noch die Hitze seines Kusses auf ihren Lippen spürte, veränderte sich etwas in ihr.
Seward wartete. Widerwillig wandte Evangeline sich um und ging mit dem jungen Lieutenant um die Taue, die Winden und die hin und her eilenden Matrosen herum.
Als sie die Treppe hinunterstiegen, sagte er: »Ich habe versucht, ihn zu überreden, dass er Sie an Deck lässt, aber er wollte nicht. Wenn Sie wünschen, lege ich den Riegel nur lose vor, doch allzu oft traue ich mich das nicht.«
»Engländer«, bestätigte Austin.
Durch das Fernrohr sah er es ganz deutlich. Das Mondlicht erhellte die Segel der Fregatte und wurde von den Kanonen reflektiert – zwei Reihen übereinander.
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