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Sturmflut: Ein Fall für Suna Lürssen (German Edition)

Sturmflut: Ein Fall für Suna Lürssen (German Edition)

Titel: Sturmflut: Ein Fall für Suna Lürssen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Wassermann
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war Suna schon sehr früh bei Fenja im Laden. Nach dem ominösen Anruf vom Abend zuvor machte sie sich Sorgen um ihre Auftraggeberin. Sie wollte sie nicht allein im Hynsteblom lassen, und da Carolin wegen eines Zahnarzttermins erst später kommen würde, hatte sie beschlossen, an diesem Vormittag im Hinterzimmer des Hynsteblom zu bleiben und im Internet ein paar Recherchen durchzuführen.
    »Wie geht es dir?«, erkundigte sie sich fürsorglich, nachdem Fenja ihr aufgeschlossen hatte. Ihre Klientin sah wie erwartet blass und übernächtigt aus. Unter ihren Augen lagen dunkle Ringe, und ihre Wangen wirkten eingefallen.
    Fenja winkte ab. »Es geht schon. Ich habe mich zwar vorhin ein bisschen erschreckt, als ich in den Spiegel gesehen habe, aber nach zwei oder drei Tassen Kaffee wird es mir bestimmt besser gehen. Magst du auch eine?«
    »Gern. Abgesehen davon finde ich nicht, dass du so schlimm aussiehst.«
    Fenja lachte kurz auf und begab sich ins Hinterzimmer, wo die Kaffeemaschine stand. »Nett von dir, aber du bist keine so gute Lügnerin, wie du vielleicht glaubst. Ich hoffe nur, dass ich meine Kunden nicht verschrecke«, meinte sie mit einem zynischen Unterton in der Stimme, während sie den Wasserbehälter auffüllte. »Vielleicht sollte ich damit Werbung machen. So nach dem Motto: Willkommen im Hynsteblom, dem einzigen Souvenirshop mit einer Leiche im Obergeschoss und einem Zombie als Eigentümerin.«
    Suna musste gegen ihren Willen lachen. »Na, das ist doch mal ein gelungener Slogan. Auch wenn ich den Zombie jetzt wirklich ein bisschen übertrieben finde.« Sie nahm von ihrer Klientin die Tasse mit dem dampfenden Kaffee entgegen und nippte vorsichtig daran.
    Fenja lehnte sich ihr gegenüber an die schmale Arbeitsplatte. »Weißt du, ich habe fast die ganze Nacht darüber nachgedacht, was du gestern gesagt hast. Dass mich jemand fertigmachen will, meine ich. Es ist nur ... ich verstehe das nicht. Ich habe doch niemandem etwas getan.«
    »Ich sehe das ja genauso.« Suna nickte nachdenklich. »Aber entweder ist es jemand, der sich für Marks Tod rächen will, oder jemand, der deine Situation einfach ausnutzt, in Wahrheit aber etwas ganz anderes will.«
    »Du meinst, den Laden?«
    Suna zuckte die Achseln. »Könnte sein. Vielleicht ist aber auch etwas, an das wir überhaupt nicht denken. Ich weiß es nicht.«
    Nachdenklich nickte Fenja, senkte dann den Kopf und starrte eine Weile auf den Boden. Als sie wieder aufblickte, lag eine Spur Resignation auf ihrem Gesicht. »Irgendwie hatte ich geglaubt, dass sich alles wieder normalisiert, wenn erst das Hynsteblom wieder geöffnet ist und ich wieder meinen geregelten Tagesablauf habe. Aber inzwischen habe ich das Gefühl, dass es nie wieder so sein wird.«
    »Hey, jetzt mal nicht so pessimistisch«, warf Suna ein. »Das braucht eben alles seine Zeit.«
    »Ich weiß.« Fenja versuchte zu lächeln. »Aber ich merke doch, dass die Leute sich mir gegenüber einfach anders verhalten als früher – irgendwie distanziert.«
    Suna horchte interessiert auf. »Meinst du jemand Speziellen?«
    Ihre Klientin überlegte einen Augenblick, dann schüttelte sie den Kopf. »Eigentlich nicht. Dass der Asmussen sich mir gegenüber nicht gerade vor Freundlichkeit überschlägt, ist ja klar, und dass die Kronholz von gegenüber sich freut, wenn mein Laden nicht läuft, macht mir auch nichts. Aber die anderen – ich weiß nicht – sie gehen einfach nicht mehr so unbefangen mit mir um wie früher.«
    »Fenja, das ist doch ganz normal. Für sie ist es auch eine extreme Situation. Ich glaube nicht, dass es hier auf der Insel schon einmal einen solchen Fall gab. Gib den Leuten einfach ein bisschen Zeit, damit klarzukommen.«
    Die Ladenbesitzerin zog eine hilflose Grimasse. »Ich versuche es ja, aber es fällt mir so schwer. Nimm zum Beispiel Kristian von nebenan. Früher war er fast jeden Tag hier im Laden, zumindest um kurz hallo zu sagen. Oder ich war bei ihm drüben. Jetzt habe ich das Gefühl, er geht mir aus dem Weg.«
    »Den Eindruck hatte ich am Eröffnungstag aber eigentlich nicht.« Suna runzelte die Stirn. »Er sah doch wirklich so aus, als würde er sich darüber freuen, dass Carolin und du wieder jeden Tag hier seid. Vielleicht hat er im Moment einfach nur viel zu tun. Oder er möchte, dass du dich erst einmal in Ruhe wieder in alles einfindest.«
    »Vielleicht hast du recht und ich rede mir vieles nur ein«, seufzte Fenja, lachte dann jedoch kurz auf. »Aber nicht alles! Jedenfalls

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