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Sturmflut: Ein Fall für Suna Lürssen (German Edition)

Sturmflut: Ein Fall für Suna Lürssen (German Edition)

Titel: Sturmflut: Ein Fall für Suna Lürssen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Wassermann
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Mitglieder dieser Gemeinschaft – Sekte möchte ich sie eigentlich gar nicht nennen – noch die Menschen auf dem Festland, die ich gefragt habe, konnten sich an ihn erinnern. Also wenn Sie mich fragen, ich bin mir fast hundertprozentig sicher, dass der junge Mann vom Foto niemals auf Kelkoya gewesen ist.«
    Daniel nickte, obwohl Lobinski ihn natürlich nicht sehen konnte. Den Verdacht hatte er ja schon länger gehabt. Trotzdem spürte er die Enttäuschung, als sein letztes Fünkchen Hoffnung jetzt auch noch zerschlagen wurde. »Angeblich ist er inzwischen zu den Söhnen der Erde nach Thailand weitergereist«, gab er die Neuigkeiten seiner Mutter weiter.
    »Und natürlich schickt Gramser gleich ein paar seiner Leute hinterher, die lange recherchieren und irgendwann feststellen, dass er inzwischen – sagen wir mal irgendwo in die Wildnis nach Kanada gebracht wurde.« Lobinskis Stimme triefte vor Sarkasmus. »Entschuldigen Sie, aber ich fürchte, Ihre Eltern werden hier wirklich schamlos ausgenommen.«
    »Den Eindruck werde ich auch nicht mehr los«, bestätigte Daniel matt. »Aber trotzdem gibt es die Fotos von diesem Lukas. Irgendwo muss er ja sein. Und ich muss wissen, was dahintersteckt.«
    »Ich bleibe auf jeden Fall dran«, versicherte Lobinski nachdrücklich. »Darauf können Sie sich verlassen.«
    Nachdem sie das Gespräch beendet hatten, ging Daniel unruhig im Zimmer auf und ab. Er wollte endlich selbst etwas unternehmen, anstatt nur als untätiger Zuschauer abzuwarten, was passierte. Schließlich fasste er einen Entschluss: Früh am nächsten Morgen würde er selbst nach Sylt fahren. Vielleicht konnte er irgendetwas über den Mann auf dem Foto herausfinden.

*
    Das Hynsteblom hatte schon geschlossen, als Suna von ihrem Besuch bei Evelyn Köhne zurückkehrte. Carolin war gerade dabei, die letzten Regale in Ordnung zu bringen, als Suna gegen den Glaseinsatz der Ladentür klopfte. Sofort schloss sie ihr auf, warf ihr jedoch wie immer einen unterkühlten Blick zu, als sie eintrat.
    Fenja, die mit dem Zählen des Geldes in der Kasse beschäftigt war, blickte dagegen lächelnd hoch.
    »Da bist du ja wieder. Wie war es in Hannover?«, wollte sie wissen, nachdem sie die letzten Geldscheine in die Kasse zurückgelegt hatte.
    »Aufschlussreich«, gab Suna zurück. »Ich denke, mit der Familie, von der Mark immer gesprochen hat, hat er die Katridis gemeint. Und mit seinem Bruder meinte er wahrscheinlich nicht seinen leiblichen Bruder, der ja auch bei dem Unfall ums Leben gekommen ist, sondern seinen jüngeren Pflegebruder Jonas. Nach dem, was mir die Pflegemutter alles erzählt hat, hatten die beiden schon seit ihrer Kindheit ein sehr enges Verhältnis. Und sie standen sich bis zuletzt sehr nahe.«
    »Jonas, stimmt, das muss er sein. Den Namen hat Mark häufig erwähnt«, nickte Fenja. Interessiert hörte sie Sunas ausführlichen Bericht über den Besuch bei Marks Pflegemutter an, ohne sie ein einziges Mal zu unterbrechen.
    »Für die Katridis und für Jonas muss es ein unglaublicher Schock gewesen sein, als sie erfahren haben, was passiert ist«, bemerkte Fenja erschüttert. »Es tut mir alles so leid.«
    »Jetzt hör endlich auf, dir Vorwürfe zu machen«, fuhr Carolin ihre Freundin heftig an. »Wie oft soll ich dir noch sagen, dass du keine Schuld hast?«
    Suna zog erstaunt die Augenbrauen hoch. Sie verstand das Verhalten von Carolin immer weniger. Unwillkürlich stieg das Bild einer Löwenmutter, die ihre Jungen verteidigt, in ihr auf. Noch mehr erstaunte sie allerdings, als Carolin hinzufügte: »Außerdem habe ich die Pflegeeltern bei der Beerdigung gesehen. Ich nehme jedenfalls an, dass sie es waren. Gesprochen habe ich ja nicht mit ihnen. Mir machten sie nicht gerade den Eindruck, dass sie am Boden zerstört waren.«
    »Naja, jeder geht eben anders mit seiner Trauer um«, wandte Suna ein. Sie war nach dem Gespräch mit Marks Pflegemutter felsenfest davon überzeugt, dass diese tief getroffen war. Das konnte unmöglich gespielt gewesen sein. Aber noch etwas anderes interessierte sie brennend.
    »Du warst auf der Beerdigung?«, hakte sie nach. »Kannst du mir sagen, wen du dort noch gesehen hast?«
    »So richtig war ich eigentlich auch nicht da«, schränkte Carolin sofort ein. Sie schien es schon zu bereuen, das Thema überhaupt angeschnitten zu haben. »Nach dem, was Mark gemacht hat, wollte ich eigentlich gar nicht hingehen, schon gar nicht allein. Fenja war ja zu der Zeit noch im Krankenhaus. Aber irgendwie

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