Sturmflut: Ein Fall für Suna Lürssen (German Edition)
Ihnen ankommen. Dann können Sie mir sofort sagen, ob das der Mann ist, und sparen sich einen Anruf.«
»Okay«, gab die Rothaarige gedehnt zurück. »Ah ja, da ist schon Ihre Mail. Warten Sie, ich öffne sie gerade.«
Suna wartete gespannt auf den Kommentar der Frau. Im Hintergrund waren deutlich die bekannten Geräusche aus der Schalterhalle der Zeitung zu hören. Sogar das Klicken der Maus meinte Suna erkennen zu können. Sie biss sich auf die Unterlippe, um keine bissige Bemerkung über das Arbeitstempo der Rothaarigen abzulassen, als diese sich endlich wieder meldete. Plötzlich klang sie ganz aufgeregt.
»Das ist er. Das ist der Typ, der die Anzeige aufgegeben hat. Ich bin mir ganz sicher!«
»Ich danke Ihnen, Frau Kafulke«, sagte Suna ehrlich. »Sie haben mir sehr geholfen.«
Sie legte auf und starrte nachdenklich auf das Foto auf dem Bildschirm. Jetzt war sie sich endlich sicher, wem Fenja die feigen Attacken zu verdanken hatte. Sie musste es ihr nur noch schonend beibringen.
*
»Jeremias? Jeremias soll das alles gemacht haben? Das glaube ich nicht.« Fenja starrte Suna entsetzt an, als die beiden wenig später am Kassentresen des Hynsteblom standen. Suna hatte gewartet, bis sich gerade kein Kunde im Laden aufhielt, um ihre Auftraggeberin zur Seite zu nehmen und ihr zu verraten, wen sie für den Urheber des Ärgers hielt, den sie in den letzten Tagen gehabt hatte.
»Das kann einfach nicht sein, das glaube ich nicht«, wiederholte Fenja starrsinnig. »Dazu ist er viel zu nett.«
»Das mag ja sein.« Fenja bemühte sich, nicht die Geduld zu verlieren. »Trotzdem bin ich mir sicher, dass er es war. Und mehr noch: Ich vermute, dass er Nachforschungen über dich und Carolin angestellt hat, und euch bewusst angesprochen hat. Vielleicht wollte er euch ausspionieren, um herauszufinden, wie er dich besonders treffen kann.«
Fenja sah sie bestürzt an, sagte aber nichts. Sie wirkte noch elender und ausgezehrter als sonst.
Suna gab ihrer Klientin etwas Zeit, das eben Gehörte zu überdenken. Sie wusste, dass es schon für einen psychisch stabilen Menschen nicht leicht sein würde, einen solchen Vertrauensbruch zu verarbeiten. In Fenjas Zustand kam er einer Katastrophe gleich.
»Was hältst du davon, wenn wir einfach mit ihm sprechen?«, schlug die Privatermittlerin nach einer Weile vor. »Es dürfte doch kein Problem sein, ihn hier auf Sylt ausfindig zu machen. Dann kann er uns selbst erklären, was los ist.«
Fenja nickte zögernd. »Okay. Am einfachsten wird es sein, wenn ich ein paar Leute anrufe. Ich glaube nicht, dass Jeremias – oder wie auch immer er jetzt wirklich heißt – in einem Hotel wohnt. Ich tippe eher auf eine Ferienwohnung oder ein Ferienhaus. Die meisten der privaten Vermieter kenne ich. Da werde ich mich mal umhören. Irgendjemand kann uns bestimmt weiterhelfen.«
»Gute Idee«, Suna lächelte aufmunternd. »Fang am besten bei denen an, die Häuser oder Wohnungen direkt in Westerland vermieten. Wenn er deinetwegen hergekommen ist, hat er sich wahrscheinlich ganz in der Nähe einquartiert.«
Wieder nickte Fenja. Diesmal gelang ihr sogar ein tapferes Lächeln. Sie wollte gerade zum Telefon greifen, das auf dem Kassentresen vor ihr lag, als es zu klingeln begann. Wie hypnotisiert starrte sie auf das Gerät, rührte es aber nicht an.
Suna ahnte, was in ihr vorging. Nach dem Anruf mit Marks Stimme am Abend zuvor fürchtete sie vermutlich, dass es wieder passieren könnte. »Lass mich das machen«, sagte sie daher möglichst beiläufig, hob das Telefon auf und nahm das Gespräch an.
»Souvenirshop Hynsteblom, Suna Lürssen, guten Tag«, meldete sie sich. Während sie kurz lauschte, bemerkte sie, dass Fenja sie ängstlich anstarrte. Sie schüttelte leicht den Kopf und verzog ihr Gesicht zu einem beruhigenden Grinsen. »Ja, natürlich haben wir heute über Mittag geöffnet, bis heute Abend achtzehn Uhr. Wir würden uns sehr freuen, wenn Sie bei uns vorbeikommen.«
Fenja hatte sich inzwischen kraftlos auf einen Stuhl fallen lassen. »Ich hoffe wirklich, du hast recht und Jeremias – ich meine Jonas – steckt hinter der Sache. Wenn das noch länger so weitergeht, werde ich wirklich verrückt.« Dann grinste sie gequält. »Schade, dass du schon einen Job hast, sonst würde ich dich sofort einstellen.«
Die nächste Zeit verbrachte Fenja damit, ihre Freunde und Bekannten am Telefon abzuklappern. Schon nach einer knappen Viertelstunde hatte sie einen ersten Erfolg.
»Ich glaube, ich habe
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