Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sturmflut: Ein Fall für Suna Lürssen (German Edition)

Sturmflut: Ein Fall für Suna Lürssen (German Edition)

Titel: Sturmflut: Ein Fall für Suna Lürssen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Wassermann
Vom Netzwerk:
ich verdiene selbst gut mit meiner Firma. Das, was du sagst, ist nicht fair.« Er war jetzt selbst laut geworden.
    Seine Mutter sagte nichts mehr. Er hörte nur noch ihr leises Schluchzen.
    »Bitte ruf mich an, Maman, wenn es irgendetwas Neues gibt, ja? Ansonsten melde ich mich morgen wieder.«
    Wieder kam keine Antwort. Nur ein leises Klicken in der Leitung gab ihm zu verstehen, dass seine Mutter aufgelegt hatte.
    Er fuhr sich mit der Hand durch die Haare und legte das Telefon auf den Tisch. Dann blickte er starr aus dem Fenster seines Hamburger Hotelzimmers. Von hier hatte er einen schönen Blick auf die Außenalster, an der trotz des ungemütlichen Wetters einige Jogger und ein paar Hundebesitzer mit ihren Vierbeinern an der Leine unterwegs waren.
    Früher haben Sébastien und ich uns auch einen Hund gewünscht, dachte er traurig. Sie hatten sich furchtbar ungerecht behandelt gefühlt, weil ihre Eltern ihnen diesen Wunsch nicht erfüllt hatten. Dabei konnte er sich wirklich nicht beschweren. Bis zu der Entführung war seine Kindheit nahezu perfekt gewesen. Es war genau die richtige Mischung aus Schutz, Geborgenheit und Freiheit gewesen, in der die beiden Brüder aufgewachsen waren.
    Doch nachdem Sébastien auch nach der Zahlung des Lösegeldes verschwunden geblieben war, hatte sich alles geändert. In den ersten Wochen hatten alle so unter Schock gestanden, dass ein normales Leben gar nicht mehr möglich schien. Die Hoffnung, dass sein Bruder doch noch lebend gefunden werden würde, hatte sich mit der Angst gemischt, ihn für immer verloren zu haben – und mit unbändiger Wut auf die Männer, die das alles verschuldet hatten.
    Irgendwann hatte seine Eltern eine tiefe Resignation erfasst, aber in Daniel selbst war der Kampfgeist erwacht. Sébastien war weg, und er vermisste ihn mehr, als er jemals für möglich gehalten hätte, aber trotzdem wollte er weiterleben.
    Sein Vater hatte dafür auch in gewisser Weise Verständnis aufgebracht, aber mit seiner Mutter war es seit der Entführung immer schwieriger geworden. Sie hatte ständig geschwankt zwischen völliger Überbehütung einerseits und unterschwelligen Vorwürfen andererseits. Sie wollte nicht auch noch ihren älteren Sohn verlieren, aber sie schaffte es nicht, ihm zu vergeben. Schließlich war Daniel bei der Entführung dabei gewesen und hatte Sébastien nicht geholfen.
    Allerdings hatte sie erst jetzt, seitdem Gramser ihnen das Foto dieses Jungen präsentiert hatte, die Vorwürfe mehrere Male auch offen ausgesprochen.
    Das Summen seines Handys auf dem Tisch riss ihn aus seinen düsteren Gedanken. Das Display zeigte Lobinskis Nummer an.
    Sofort nahm er das Gespräch an.
    »Hallo Herr Lemarchant, hier ist Lobinski«, meldet sich der Privatdetektiv. »Ich wollte Ihnen einen kurzen Zwischenbericht abliefern, erst einmal am Telefon. Den schriftlichen Bericht bekommen Sie dann später. Ich dachte mir, dass Sie bestimmt wissen wollen, was ich bisher herausgefunden habe.«
    »Haben Sie schon erste Ergebnisse?«, fragte Daniel überrascht.
    »In gewisser Weise schon. Ich bin immer noch in Norwegen, in Kristiansand, fliege aber heute Abend noch zurück. Ich habe mich gründlich über die Sekte schlaugemacht, diese Söhne der Erde auf Kelkoya. Dafür war ich natürlich selbst auf der Insel, danach habe ich mich dann noch bei den Leuten in der Umgebung umgehört, also auf den Nachbarinseln und dem Festland. Ich denke, jetzt habe ich von dem Verein ein ganz stimmiges Bild.«
    »Und das wäre?«, hakte Daniel nach. Er war beeindruckt, was der Detektiv in der kurzen Zeit seit Erteilung des Auftrags schon geleistet hatte.
    »Meiner Meinung nach handelt es sich bei den Söhnen der Erde weder um eine fanatische Sekte noch um eine paramilitärische Organisation, sondern schlicht um eine Gemeinschaft von Aussteigern, die regelmäßig meditieren, selbst ihr Obst und Gemüse anbauen und ein paar Tiere halten. Übrigens schotten sie sich auf ihrer Insel keineswegs so ab, wie Gramser behauptet hat. Ihr Hof ist nicht streng bewacht, und ab und zu verlassen sie ihn auch, um auf den Märkten in der Nähe ihre Produkte zu verkaufen. Ich hatte nicht den Eindruck, dass auch nur einer von ihnen gegen seinen Willen dort festgehalten wird. Um es auf den Punkt zu bringen: Ich denke, das sind einfach ein paar harmlose Spinner.«
    Daniel zog nachdenklich seine Unterlippe zwischen die Zähne. »Und was ist mit meinem Bruder?«
    »Leider Fehlanzeige. Ich habe sein Foto herumgezeigt. Weder die

Weitere Kostenlose Bücher