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Sturmflut: Ein Fall für Suna Lürssen (German Edition)

Sturmflut: Ein Fall für Suna Lürssen (German Edition)

Titel: Sturmflut: Ein Fall für Suna Lürssen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Wassermann
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Souvenirshop namens Hynsteblom.

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    Peter Lobinski stand in der Mini-Küche, die zu seinem Hamburger Büro gehörte, und goss Wasser in eine riesige Tasse, in die er vorher zwei Beutel für Kamillentee gehängt hatte. Er hasste dieses Zeug, aber es half ihm bei Erkältungen nun einmal am besten. Und bei seinem Ausflug zu den Söhnen der Erde hatte er sich einen ordentlichen Schnupfen eingefangen.
    Das war auch der Grund dafür, dass er nach seiner Rückkehr aus Norwegen nicht wie eigentlich geplant sofort nach Sylt weitergereist war. Eigentlich hatte er sofort Gramser genauer unter die Lupe nehmen wollen. Dass der Kerl nicht astrein war, das war Lobinski inzwischen zu einhundert Prozent klar geworden, aber er konnte immer noch nicht einschätzen, wie weit seine Betrügereien gingen. Dass er den Lemarchants in Bezug auf die Söhne der Erde und Sébastiens Aufenthalt bei dieser Gemeinschaft etwas vorgemacht hatte, stand für Lobinski jedenfalls außer Zweifel.
    Als er am Morgen jedoch mit Halsschmerzen und dröhnendem Schädel aufgewacht war, hatte er dennoch beschlossen, seine Reise nach Sylt um einen Tag zu verschieben. Also war er nach Hause gefahren und hatte sich ein bisschen hingelegt. Aber schon nach etwas mehr als einer Stunde war er zu ungeduldig gewesen, um weiter im Bett zu bleiben.
    Jetzt saß er seit ein paar Stunden an seinem Schreibtisch und trank eine Tasse Tee nach der anderen. Er hatte sich die Fotos vom angeblichen Sébastien und von den anderen der Gruppe vorgenommen und war seitdem in verschiedenen sozialen Netzwerken im Internet unterwegs. Indem er immer wieder Stichworte wie Sylt, Westerland, Lukas und die Daten des Aufenthalts eingab, hoffte er auf eines der bekannten Gesichter zu treffen, irgendeinen Punkt zu finden, an dem er ansetzen konnte. Bisher hatte er allerdings keinen einzigen Treffer erzielt.
    Entnervt ließ er sich wieder auf seinen Schreibtischstuhl fallen und nippte an seinem Tee.
    »Verdammter Mist«, fluchte er, als er sich an dem heißen Gebräu die Zunge verbrannte. Er stellte die Tasse angewidert beiseite und beschloss, erst einmal ein bisschen über Gramser zu recherchieren, bevor er sich weiter mit Facebook, Twitter und Co. beschäftigte.
    Zwei Stunden später, in denen er zahlreiche Webseiten aufgerufen und noch mehr Telefonate geführt hatte, hatte er ein recht detailliertes Profil von seinem Kollegen erstellt.
    Dieser war in Bremen geboren und zur Schule gegangen. Nach einem ganz ordentlichen Schulabschluss hatte er sich in verschiedenen Jobs probiert, unter anderem als Handelsvertreter und Schuhverkäufer. Vor knapp vierzehn Jahren hatte er bei einer großen Detektei in Bremen angefangen, in der er sich schnell hochgearbeitet hatte. Nachdem er sich mit seinem derzeitigen Chef zerstritten hatte, war er nach Kiel gezogen, um dort den Schritt in die Selbstständigkeit zu wagen und eine eigene Detektei zu eröffnen. Anscheinend war das genau die richtige Entscheidung gewesen, denn er hatte rasch expandiert und mehrere Mitarbeiter eingestellt. Vor drei Jahren hatte er seine Firma aus unbekannten Gründen nach Westerland verlegt.
    Inwieweit seine Betrügereien zu seinem enormen Erfolg beigetragen hatten, konnte Lobinski natürlich nicht so einfach feststellen. Klar war aber, dass der Aufstieg ohne Gramsers außergewöhnliches Charisma kaum möglich gewesen wäre. Davon hatte sich Lobinski selbst überzeugen können, denn Gramser hatte die Homepage seiner Detektei mit einigen Videos garniert, in denen er um das Vertrauen seiner zukünftigen Klienten warb.
    Der könnte sogar Gummistiefel in der Sahara verkaufen, dachte der Privatdetektiv missmutig, als er sich eines dieser Videos ansah. Er hatte nichts gegen eine gute Ausstrahlung einzuwenden. Wenn man sie jedoch einsetzte, um gutgläubige Klienten über den Tisch zu ziehen, ging ihm das gewaltig gegen den Strich.
    Als er noch einmal den Lebenslauf seines Kollegen durchging, fiel ihm die Lücke auf, die darin klaffte. Zwischen seinem letzten Job als Handelsvertreter und seinem Start als Mitarbeiter der Detektei in Bremen fehlten knapp zwei Jahre. Lobinski runzelte die Stirn. Warum war ihm das vorher entgangen?
    »Das liegt nur an dieser verdammten Erkältung«, murmelte er, trank noch einmal einen großen Schluck Tee und griff zum Telefon. Mit ein bisschen Glück konnte er Karin noch erreichen, seine Kontaktfrau beim Einwohnermeldeamt in Bremen.
    »Peter, lange nichts von dir gehört«, meldete sie sich freudig.
    Lobinski

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